Mein bestes Stuck
…«
Eleonore sprang von ihrem Stuhl auf und rannte schluchzend aus dem Raum. Als die schwere Tür hinter ihr zuflog, wackelten die Porzellanvasen auf dem Marmorsims.
»Bist du jetzt zufrieden?«, fragte Luc. »Jetzt, wo du uns
allen klargemacht hast, dass du nichts mit Eleonores Problemen zu tun hast?«
»Was sollte ich denn damit zu tun haben? Ich habe mir nichts vorzuwerfen!«, sagte Lorenzo. »Ich gebe zu, Luc, der Zeitpunkt unserer Trennung war nicht gerade günstig, aber so etwas passiert eben. Beziehungen gehen auseinander, und manchmal kann man einfach nichts dagegen tun. Es tut mir leid, aber so ist es nun mal.« Seufzend lehnte er sich zurück. »Weißt du, ich hatte wirklich gehofft, diese Auseinandersetzung zu vermeiden.«
»Das kann ich mir gut vorstellen.«
Lorenzo setzte erneut an, um Luc zu beschwichtigen. »Ja, es stimmt, Eleonore und ich waren oft zusammen in Casinos. Und vielleicht habe ich sie wirklich von Zeit zu Zeit ermuntert zu spielen. Ich hatte damals viele Freunde in dem Geschäft …«
»Tatsächlich?« Julia hatte keine Ahnung von all dem. Um genau zu sein, so fiel ihr jetzt auf, wusste sie kaum etwas über Lorenzos Freunde. Es hatte sich wohl nie ergeben …
»Ja, das war lange, bevor die Dinge außer Kontrolle gerieten – für Eleonore, meine ich. Sie hatte so eine Seite an sich, die unkontrollierbar war. Nicht, dass ich sie jemals hätte kontrollieren wollen. Natürlich nicht. So ein Mann bin ich nun weiß Gott nicht. Aber ab einem gewissen Zeitpunkt war einfach kein Rankommen mehr an sie. Ich habe mir Sorgen um sie gemacht, aber immer, wenn ich ihr nahegelegt habe, mit dem Spielen aufzuhören, hat sie mich von sich gewiesen. In den Casinos ist sie geradezu zum Leben erwacht. Als könne sie die ganze Welt beherrschen.«
»Und trotzdem bist du weiter mit ihr hingegangen«,
sagte Luc. »Du hast sie animiert, immer mehr Geld auszugeben …«
»Nein, ich wollte sie nur unterstützen.«
Luc blieb regungslos.
»Julia, Luc, ihr müsst mir glauben, ich habe nicht gewusst, dass sie pleite war. Ich wusste nicht, dass sie Kredite aufnahm und Vorschüsse auf ihr Gehalt kassierte – wie hätte ich das auch merken sollen?«
»Indem du sie einfach gefragt hättest?«, sagte Luc trocken.
»Aber es gab doch keinen Grund, ihre finanzielle Situation infrage zu stellen. Was für ein Mann wäre ich denn, wenn ich das täte?«
Die Frage blieb unbeantwortet in der Luft hängen.
»Immerhin war sie Eleonore Deschanel, aus der berühmten Winzerfamilie vom Château Deschanel.«
»Sie brauchte Hilfe«, entgegnete Luc.
»Und ich war immer an ihrer Seite.«
Julia war verwirrt. »Aber wann hast du denn begriffen, dass es ein ernsthaftes Problem gibt?«
Lorenzo blickte zu Boden. »Ich habe mir lange Zeit eingeredet, dass die Situation nicht so ernst ist, auch wenn ich tief im Inneren wahrscheinlich immer schon wusste, dass es nicht stimmt. Ich hoffte einfach, dass sie irgendwann zur Vernunft kommen und auf sich selbst aufpassen würde. Sie ist eine geradezu beängstigend unabhängige Frau.«
»Und sie ist einsam«, ergänzte Luc.
Lorenzo schüttelte den Kopf. »In den Casinos war sie ganz anders. Sie war jedermanns beste Freundin, sie hatte diese unwiderstehliche Aura aus. Und jeder liebt schließlich
Gewinner, nicht wahr?« Er sah Luc beschwörend an, beeilte sich dann jedoch, das unangenehme Schweigen zu durchbrechen.
»Luc, ich bereue wirklich sehr, dass ich ihr kein besserer Partner gewesen bin. Und vielleicht habe ich mich wirklich nicht genug bemüht, zu ihr durchzudringen, ehe die Probleme ihr über den Kopf wuchsen.«
»Und wann war das?«, fragte Julia.
»An dem Tag, als ich erfuhr, dass sie ihre Besitztümer versetzte, um ihre Spielschulden zu bezahlen. Julia, du musst mir glauben, wenn du Eleonore damals gekannt hättest, du hättest niemals geglaubt, dass diese Frau irgendwelche Sorgen hat. Ich selbst habe es nur zufällig herausgefunden. Eines Tages ist ihr ein Stück Papier aus der Manteltasche gefallen, und als ich es aufhob, sah ich, dass es sich um die Quittung eines Pfandhauses handelte. Sie hat eine Handtasche versetzt, die ich ihr kurz zuvor zum Geburtstag geschenkt hatte.«
»Eine Handtasche ?«, wiederholte Julia.
»Ein Gratisexemplar , ganz ohne Zweifel«, ergänzte Luc.
»Nein! Es ist mir egal, ob du mir glaubst oder nicht, aber es war ganz sicher keine Gratistasche. Eleonore hatte die Tasche in einem Schaufenster gesehen, als wir einmal zusammen bummelten. Eine
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