Mein bestes Stuck
und wartete auf sie, bleich und mit angespannten Gesichtszügen, die Hände zu Fäusten geballt. Simon.
Kapitel 22
L uc hatte geduscht.
Julia erkannte das sofort, denn als sie auf der Suche nach Onkel Quinn auf dem Weg die Treppe hinunter war und mit Luc zusammenstieß. Sie spürte nicht nur die Kraft seines athletischen Körpers, sondern es schlug ihr auch eine Duftwolke aus Seife und frisch gewaschener Baumwolle entgegen.
»Entschuldige!«, sagte er und trat erschrocken einen Schritt zurück. »Alles in Ordnung?«
Luc war gerade aus dem Salon gekommen und nach oben gestürmt, den Blick starr auf die Stufen gerichtet. Der Zusammenstoß war nicht gerade sanft gewesen. Julia fühlte sich schwindlig und befürchtete kurz, kopfüber die Stiege hinunterzufallen.
Er fasste sie schnell an den Schultern, um sie zu stützen, hielt aber eine Armlänge Abstand.
»Alles okay!« Sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. »Meine Schuld! Ich sollte wirklich besser aufpassen …«
»Nein, nein! Ich war viel zu schnell unterwegs, nehme immer zwei Stufen gleichzeitig … Bist du sicher, dass es dir gutgeht?«
»Wirklich, alles in Ordnung, Luc. Danke!« Sie trat einen
Schritt zurück. »Ich war mit den Gedanken ganz woanders.«
So standen sie sich eine Weile im Treppenhaus einander gegenüber und vermieden es, sich anzusehen. Keiner von ihnen wagte es zu sprechen.
»Ich … ich war auf der Suche nach Onkel Quinn«, sagte sie schließlich. Ihre Stimme klang eine Spur schriller als sonst. »Hast du ihn zufällig gesehen?«
Luc kratzte sich am Kopf. »Nein, ich glaube nicht. Aber ich war auch anderweitig beschäftigt.«
»Natürlich, völlig klar. Hör zu, Luc …« Julia fühlte den unbändigen Drang, etwas zu sagen, doch es fiel ihr schwer, im Kopf einen sinnvollen Satz zusammenzukramen. »Ich … also … wegen vorhin …«
»Vergiss es«, unterbrach er sie. »Bitte, vergiss es einfach.« Er machte eine Pause. »Wenn dein Onkel nicht in seinem Zimmer ist, ist er vielleicht draußen.«
»Danke«, murmelte sie. »Dann gehe ich gleich mal raus.«
»Ist gut.«
Sie machten einander den Weg frei. Luc trat seinerseits zurück, um Julia vorbeizulassen. Dabei stieg er seitlich ein, zwei Stufen nach oben, den Rücken steif wie ein Besenstiel. Julia fühlte sich wie eine von diesen scheuen Jane-Austen-Frauen, die bei einer Quadrille auf einem Ball um ihren Verehrer herumtänzeln … Fast hätte sie noch einen kleinen Knicks angedeutet, doch dann hatten sie ihr umständliches Manöver ohne weiteren Zwischenfall hinter sich gebracht.
Am Fuß der Treppe angekommen, hörte Julia, wie Luc
mit energischem Gang den Weg nach oben fortsetzte. Endlich erlaubte sie sich, auszuatmen.
Seine Schritte verhallten. Julia blieb in der Eingangshalle stehen, um sich ein wenig zu sammeln. Ein schwerer vergoldeter Spiegel hing über einem marmornen Kleiderständer, und Julia warf einen Blick hinein. Dunkelrot angelaufene Wangen, die Augen fiebrig glänzend, ein schwer zu leugnender Ausdruck von Panik im Gesicht, der sich einfach nicht vertreiben lassen wollte, und Haare, die sich immer noch feucht um ihren nackten Hals schlängelten. Kein schmeichelhafter Look.
Julia ging in Richtung Garten, wo die Sonne inzwischen den Kampf gegen die Wolken gewonnen hatte. Ihr Herz war schwer. Und trotz allem sah es draußen aus wie an einem ganz normalen Tag.
Onkel Quinn war nicht auf der Veranda. Wie ärgerlich. Nach all dem Chaos der letzten paar Stunden könnte sie jetzt wirklich seine uneingeschränkte Unterstützung gebrauchen. Und eine dicke, fette Umarmung.
Seufzend setzte sie ihre Sonnenbrille auf und schlenderte den Garten hinunter in Richtung Weinberg. Ein Spaziergang würde ihr guttun, mit oder ohne ihren Onkel. Sie hatte auch nicht die leiseste Ahnung, wo Lorenzo war. Er wird ja wohl kaum mehr bei Eleonore sein, um all die fiesen Anschuldigungen aus dem Weg zu räumen, die sie ihm an den Kopf geworfen hatte. Vielleicht hatte er sich auch zu einem Spaziergang aufgemacht. Das wäre allerdings doch eher merkwürdig. Spaziergänge waren nicht gerade Lorenzos Lieblingsbeschäftigung.
Sie seufzte erneut und blieb stehen. Was sollte sie tun –
Onkel Quinn suchen oder nach Lorenzo Ausschau halten? Und in welche Richtung sollte sie gehen?
»Zu den Weinpressen«, entschied sie laut für sich selbst, drehte sich abrupt um und brach auf.
»Ist er das nicht?« Einen Augenblick lang dachte sie, Lorenzo entdeckt zu haben. Eine große schlanke Gestalt
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