Mein bestes Stuck
eine auslandende Bewegung mit der Hand, als wolle er Claude einen Kinnhaken versetzen. Dann wandte er sich wieder an Julia. Seine Augen hatten sich verdüstert. »Du bist es doch nicht, Schätzchen, nicht wahr?«
»Ach, sei doch nicht albern«, sagte Julia. »Hier läuft zwar einiges nicht rund, aber zumindest in dieser Richtung ist nichts zu befürchten.«
»Vergeben Sie mir«, meinte Claude. »Ich wollte nicht unhöflich sein. Meine Kenntnisse im Repertoire von Frauenproblemen beschränken sich auf Basics wie Schwangerschaft, Menopause, Polygamie …«
»Polygamie?«, Onkel Quinn sah Claude ungläubig an.
Der lächelte verschmitzt zurück. »Tante Brigitte, Gott sei ihrer Seele gnädig. Eine traurige, und dennoch durchaus erheiternde Geschichte.« Die beiden Männer grinsten sich an, woraufhin Claude hinzufügte: »Ein andermal vielleicht.«
Onkel Quinn nickte und wandte sich erneut seiner Nichte zu. »Okay, dann schieß mal los.«
Julia ließ sich nicht länger bitten und erzählte den beiden alles. Von Eleonores pompösem Auftritt, wie sie die Bombe hatte platzen lassen, dass sie Lorenzos Exfreundin war, von den furchtbaren, grausamen Vorwürfen, die Luc Lorenzo an den Kopf geworfen hatte, weil er Eleonore im Stich gelassen und nur auf ihr Erbe aus gewesen sein soll. Schließlich auch von Eleonores theatralischen Aufbruch und wie sie, Julia, versucht hatte, Lorenzos Version der Geschichte zu verstehen – einfach alles.
Nun ja, sie ließ lediglich den Teil aus, wie sie in der Weinkammer in Lucs Arme gesunken war und ihn leidenschaftlich hatte küssen wollen … Aber das war ja nur ein Moment der Schwäche gewesen und nun absolut und vollkommen vorüber. Ein Moment geistiger Verwirrung. Eine einmalige Sache. Ein Symptom für ihren aufgewühlten Geisteszustand, sonst gar nichts.
Sie musste sich jetzt vielmehr auf die Sache zwischen Lorenzo und Eleonore konzentrieren. Wie konnte es sein, dass ihr dieses Vorleben ihres Verlobten so gänzlich entgangen war?
»Lorenzo hat mir gegenüber niemals etwas von Casinos und Glücksspielen erwähnt. Kein einziges Mal. Aber Lucs Attacke war so erbarmungslos gewesen, als würde er Lorenzo aus tiefstem Herzen verabscheuen. Das ist doch wirklich ein bisschen hart, oder? Onkel Quinn, Lorenzo sagte mir, er sei damals vor einer Situation davongelaufen, die ihm völlig entglitten war, aber Luc hat es so hingedreht, als wäre Lorenzo berechnend und bösartig – und jetzt weiß ich einfach nicht mehr, was ich von alldem halten soll.«
Das war es. Genau das. Sie wusste nicht, was sie von alldem halten sollte. Seufzend ließ sie sich auf ihrem Stuhl zurückfallen, und instinktiv wartete sie darauf, dass ihr Onkel ihre Hand nehmen, sie anlächeln und sanft Ich habe es doch gleich gesagt von sich geben würde.
Aber er tat es nicht. »Ach, Schätzchen« war alles, was er über die Lippen brachte, ehe er sich erneut zu ihr hinüberlehnte und sie wortlos fest umarmte.
»Scotty, beam me up, please!«, murmelte Julia in sein Hemd. »Ich muss ganz dringend nach Hause.«
»Ich weiß, ich weiß. Nicht mehr lange, nur noch ein bisschen durchhalten. Du bist eine Douglas, weißt du noch?«
»Nicht mehr lange.« Sie rang sich ein Lächeln ab.
»Wie wahr … Aber jetzt hör mir mal zu: Nichts davon ist deine Schuld. Du befindest dich da auf irgendeiner, ach, ich weiß auch nicht, auf irgendeiner absurden Zeitreise. Geh und suche deinen Mann, und wenn ihr euch gefunden habt, sprecht euch einmal gründlich aus. Wo ist er überhaupt?«
Julia zuckte mit den Schultern. »Er wollte Eleonore suchen und ein paar Dinge mit ihr klären.«
Claude schnaubte, und Julia sah ihn irritiert an. »Alles in Ordnung?«
Abwehrend hob Claude die Hände. »Es ist nichts. Ich denke gar nichts.«
»Wieso denken Sie nichts?«, fragte Julia misstrauisch. »Was ist, Claude? Ist etwas mit Eleonore?« Das furchtbare, unangenehme Gefühl einer dunklen Vorahnung kroch in ihr hoch.
Claude war sehr still und nachdenklich geworden. Er schien mit sich zu ringen, als wolle er ihr etwas sagen, es aber nicht recht übers Herz bringen.
»Ich glaube, so lange hast du den ganzen Tag über noch nicht geschwiegen«, bemerkte Onkel Quinn. »Was ist mit dir?«
»Wahrscheinlich hat es gar nichts zu bedeuten …«, murmelte Claude.
»Nun sagen Sie schon!«, forderte ihn Julia ungeduldig auf.
Schließlich setzte Claude zu sprechen an. »Weißt du noch, Quinn, wie Lorenzo vorhin am Château angekommen ist? Ich habe ihm die
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