Mein bestes Stuck
Tür geöffnet.«
»Ja, natürlich.« Onkel Quinn nickte.
»Ich habe ihn in den Salon gebracht und bin dann los, um dich zu suchen.«
»Ich war in meinem Zimmer, beim Aufräumen und Packen«, erinnerte sich Quinn.
»Ja, aber ich brauchte eine Weile, bis mir klarwurde, wo du bist. Ich habe erst draußen nachgesehen, dann in der Küche, bei den Weinpressen … Es sind bestimmt fünfzehn Minuten vergangen, bis ich auf die Idee kam, oben in eurem Zimmer nachzusehen.«
»Und?«
»Nun ja, Lorenzo war die ganze Zeit allein im Salon.«
»Das wird ihm nichts ausgemacht haben«, warf Julia ein und fürchtete sich vor dem, was Claude als Nächstes sagen könnte.
»Stimmt«, sagte Claude vorsichtig. »Aber wissen Sie was? Das Testament lag ganz offen …«
»Was soll das heißen?«, unterbrach ihn Julia.
Claude sah sie fast flehentlich an. »Meine Liebe, alles, was ich damit sagen will, ist, dass er ausreichend Gelegenheit gehabt hat, einen Blick in das Testament zu werfen, um zu erkennen, dass Eleonore am Ende doch nicht von ihrem Vater enterbt worden ist.«
»Also wirklich«, sagte Quinn, »glaubst du ernsthaft, Lorenzo hat das Testament gelesen?«
»Wer weiß?« Claude zuckte mit den Schultern. »Ich hoffe es zwar nicht, aber ich habe vor zwei Jahren, als Eleonore
all diese Probleme hatte, mitbekommen, wie Lorenzos Name …«
»Aber es ging ihm damals wirklich schlecht«, rief Julia. »Ihr alle habt doch nur die eine Seite der Geschichte gehört.« Eine dicke Träne lief ihr die Wange hinunter.
»Das ist eine ziemlich unerhörte Unterstellung, die du uns hier präsentierst, Claude.« Onkel Quinns Tonfall hatte sich verändert.
»Es tut mir leid, ich hätte nichts von alldem sagen sollen.«
»Nein, nein, tu dir keinen Zwang an.« Quinn war aufgestanden und funkelte Claude mit in die Hüfte gestemmten Händen wütend an. »Was für eine Unverschämtheit, meiner Nichte gegenüber so etwas zu behaupten. Wenn ich dich recht verstehe, so versuchst du uns gerade glauben zu machen, Lorenzo habe entdeckt, dass Eleonore nach wie vor Erbin von Château Deschanel ist, und sich dann aufgemacht, um sich wieder in ihr Herz zu schleichen. Liege ich da richtig?«
»Hört auf!«, rief Julia schluchzend. »Es reicht!«
»Schau sie dir an!«, polterte Onkel Quinn. »Schau sie dir ganz genau an. Welcher Mann, der all seine Sinne beisammen hat, würde es aufs Spiel setzen, eine so perfekte Frau zu verlieren? Und wofür? Für schnöden Mammon? Schäm dich, Claude.« Er drehte sich zu Julia um und drückte ihr erneut sein Taschentuch in die Hand. »Komm, Schätzchen, wir müssen jetzt endgültig packen.«
»Quinn!« Claude sprang von seinem Stuhl auf. »Bleib, bitte! Vielleicht täusche ich mich ja. Ich bete dafür, dass ich mich täusche! Geh nicht!«
»Sprich mit den Weinreben, Claude, sprich mit den Weinreben – denn die Schotten haben dicht gemacht.«
Julia war zu durcheinander, um ihm zu widersprechen. Sie ließ sich von ihrem Onkel geradezu auf die Füße ziehen, woraufhin sie beide so würdevoll wie irgend möglich den matschigen Weinberg hinunter Richtung Schloss stapften. Keiner von ihnen schaute zurück. Und Claude lief ihnen nicht nach.
» Voilà , Schätzchen. Ein schönes heißes Bad mit Lavendelschaumkronen. Auch wenn ich annehme, dass ein bisschen mehr als Lavendelschaumkronen nötig sein werden, um dich nach den Vorkommnissen in diesem Tollhaus heute zu beruhigen.«
Julia hatte sich auf dem Bett zusammengerollt, während ihr Onkel das Wasser einließ. Sie hatte sich ausgeweint. Endlich.
»Lorenzo liebt mich, Onkel Quinn.«
»Natürlich tut er das. Wie könnte er auch nicht?« Onkel Quinn trat aus dem Bad und lächelte sie wohlwollend an. »Nun legst du dich in die Wanne und genießt dein schönes, heißes Bad. Ich werde hinuntergehen und … und irgendetwas tun, was nichts mit Claude zu tun hat.«
»Ich bin sicher, er wollte nicht herzlos sein«, bemerkte Julia wie beiläufig. »Er scheint wirklich nett …«
»Schlag ihn dir aus dem Kopf, Schätzchen. Schlag dir die ganze Bagage aus dem Kopf. Sonst verlierst du noch den Verstand.«
Er warf ihr eine Kusshand zu und schwebte aus dem Zimmer. Julia seufzte, zog sich aus und sank dankbar in
das dampfende Badewasser. Es war herrlich. Die Kälte war ihr bis in die Knochen gedrungen und nun schloss sie die Augen und genoss das Gefühl, langsam durch und durch aufgewärmt zu werden.
Doch sie konnte sich nicht völlig entspannen. Wo zum Teufel war
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