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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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nur so, wir haben Anweisungen, dass außer den Ärzten und Psychiatern hier in der Klinik – und natürlich ihrem Mann – niemand sie besuchen darf. Wir haben versucht, Mr. Ransome anzurufen, aber wir konnten ihn noch nicht erreichen.«
    Der Mann legte die Akte weg. »Ich bin in ungefähr einer Stunde zurück. Wenn Mr. Oberg sich in der nächsten Viertelstunde nicht beruhigt, geben Sie ihm nochmals 15 Milligramm intravenös.« Dann bedachte er Oliver mit einem flüchtigen Blick und ging.
    »Haben Sie eine Einweisung nach dem Psychiatriegesetz?«, fragte Oliver.
    »Ja.«
    »Darf ich die einmal sehen?«
    Sie holte unter dem Schreibtisch einen Aktenordner hervor und reichte ihm ein Bündel zusammengehefteter Dokumente. Er las sie durch. Faith war für den Zeitraum von vier Wochen zwangseingewiesen worden, zur psychiatrischen Beurteilung. Der Antragsteller war Ross Ransome, als nächster Angehöriger. Die separaten Bestätigungsformulare hatten Faiths Mutter, Mrs. Margaret Phillips, Dr. Jules Ritterman, als Faiths Hausarzt, sowie ein Psychiater, Dr. David DeWitt, unterschrieben.
    Er überflog die Notizen des einweisenden Psychiaters, Dr. David Freemantle. Sie bestätigten, dass die Symptome mit denen der Lendtschen Krankheit im fortgeschrittenen Stadium übereinstimmten. Faiths gegenwärtige Medikation bestand aus einer intravenösen Glukose-Lösung, drei Milligramm Risperidon zweimal täglich – eine ziemlich hohe Dosis –, sowie N646329 Entexamin-Kapseln von Moliou-Orelan, zwei- bis dreimal täglich zum Essen.
    »Wie geht es ihr?«
    »Ihr behandelnder Arzt ist Dr. Freemantle. Es wäre vermutlich hilfreich, wenn Sie mit ihm sprächen, aber er kommt erst morgen um neun. Bislang spricht sie nicht gut an auf die Beruhigungsmittel – Mrs. Ransome leidet unter starken Halluzinationen und ist verwirrt.«
    »Ich würde sie sehr gern sehen.«
    Sie senkte den Blick, er sah, dass sie zögerte. »Ja, also, ich denke, Sie haben das Recht dazu.« Dann blickte sie wieder zu ihm auf. »Sie kommen mir bekannt vor – Ihr Gesicht. Ich versuche gerade herauszufinden, woher ich Sie kenne.«
    »Ich war diese Woche in den Nachrichten.«
    »Ach ja, stimmt, wegen des Mordfalls –«
    Plötzlich fiel es ihr ein. »O Gott, das war Ihr Bruder?«
    Er nickte.
    »Es tut mir leid.«
    Mit stockender Stimme sagte er: »Das Leben muss weitergehen.«
    »Ich bringe Sie zu ihrem Zimmer.«
    Er folgte der Krankenschwester auf einen langen Flur mit geschlossenen Türen, und wenn er sich recht an den Grundriss erinnerte, müssten sie sich jetzt in dem Anbau befinden. Eine Reihe langer, tiefer Klagelaute von Mr. Oberg, wer immer das war, begleitete sie.
    Am Ende des Korridors bogen sie nach rechts, gingen noch einen Gang mit geschlossenen Türen entlang, wobei sie links, wie er bemerkte, an einem Notausgang vorbeikamen. Ein Pfleger rollte einen Essenswagen aus einem Zimmer, aus dem der Geruch von Kochfisch und gedünstetem Gemüse wehte. Grellgrüne Wackelpuddings auf den Tabletts. Kinderessen. Nur Plastiklöffel und Styroporbecher. Wut überkam ihn. Faith wurde wie ein Kind behandelt. Diese wunderbare Frau musste Kindergerichte essen – mit einem Besteck, mit dem sie sich keinen Schaden zufügen konnte.
    Zwangseinweisung nach Maßgabe des Psychiatriegesetzes.
    Seine Sekretärin hatte ihn zurückgerufen und ihm die relevanten Teile des Gesetzes vorgelesen. Erforderlich war, dass zwei Ärzte und ein Sozialarbeiter oder ein naher Angehöriger der Zwangseinweisung zustimmten. Jede Einweisung musste nach einem bestimmten Zeitraum überprüft werden. Die Patienten hatten das Recht, um eine Überprüfung zu bitten. Bei dieser konnte es sich entweder um eine Neubewertung seitens der Krankenhausleitung oder einer Psychiatrie-Kommission im Rahmen einer Anhörung handeln, bestehend aus einem Psychiater, einem Nichtmediziner und einem Vorsitzenden. Aufgrund seines Studiums in den USA wusste Oliver, dass es sehr viel schwieriger war, eine solche Zwangseinweisung aufzuheben, als sie zu erwirken.
    »Da wären wir.«
    Faiths Name stand auf einer Karte an der Tür. Die Krankenschwester ging als Erste ins Zimmer, leise, falls Faith schlief. Als sie sah, dass sie wach war, sagte sie: »Sie haben Besuch, Mrs. Ransome.«
    Faith saß aufrecht im Bett, das Essen stand unangerührt auf dem Drehtisch über ihrem Bett. Sie starrte geradeaus und erkannte die Schwester nicht, die herüberkam und den beinahe leeren Infusionsbeutel prüfte.
    »Ich ersetze ihn nur

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