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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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es einen langen Feldweg, der an einem mit Ampney Nairey Farm gekennzeichneten Gebäude endete, das mitten im Epizentrum der Koordinaten lag. Es musste dieses Haus sein. Weit und breit gab es kein anderes.
    Er rief noch einmal zu Hause in Little Scaynes an. Wieder hörte er nur den Anrufbeantworter, diesmal aber vernahm er noch einen durchdringenden Piepton seines Handys. Die Anzeige, dass der Akku bald leer war, blinkte. Fluchend schaltete er das Gerät aus, um die verbleibende Energie zu sparen.
    Dann startete er den Wagen und fädelte sich in den Verkehr Richtung Park Lane ein, von der er zur Cromwell Road und dann zur M4 fahren wollte.
    Der Hass, der in ihm brannte, wurde mit jeder Minute größer. Er stellte sich Faith und Dr. Oliver Cabot vor, wie sie sich küssten, nackt zusammen im Bett lagen, die verdutzten Mienen, als sie nach ihren Bettdecken griffen und versuchten, sich zu bedecken, während er bei angeschaltetem Licht, die Schrotflinte in Händen, im Schlafzimmer über ihnen stand.
    Faiths Gesichtsausdruck, gefolgt vom Wohlklang ihrer Schreie, während er Dr. Oliver Cabot wegpustete, zuerst mit dem einen, dann dem anderen Lauf. Die Bettdecke riss auf, wurde karmesinrot von seinem Blut, dann durchtränkt von dunkleren, hässlicheren Farben, hervorgerufen von seinen zerfetzten Eingeweiden. Faiths Augen starrten ihn an, während er nachlud.
    Ein kleines blinkendes Display auf seinem neuen GPS sagte ihm, dass er 116,075 Meilen von seinem Zielort entfernt war. Als er im dichten Straßenverkehr einige Meter weiterfuhr, wurde der angezeigte Abstand geringer.
    Zwanzig Minuten später, als er sich der Hammersmith-Überführung näherte, erblickte Ross linker Hand eine Tankstelle und bog auf das Gelände. Er kaufte im Shop einen 5-Liter-Benzinkanister, den er bis zum Rand füllte. Außerdem noch ein billiges Plastikfeuerzeug.

[home]
    100
    S o ging das nun schon seit einigen Tagen. Nicht viel los. Nur ein armer Penner, den man tot unter einem Stapel Zeitungen und Pappen gefunden hatte, oder eine ältere Frau, die tot umgefallen war, als sie auf dem Klo allzu sehr presste. An anderen Tagen, so wie heute, ging es irrsinnig geschäftig zu. Ein Fahrradkurier, der unter einen Bus geraten war. Ein Selbstmörder, der aus einem Bürohaus gesprungen war. Eine Frau im mittleren Alter, die an den Folgen einer Operation gestorben war.
    Ein Dutzend Leichen waren über Nacht hereingekommen. Diejenigen, bei denen ein Mord nicht auszuschließen war, beispielsweise die Wasserleiche, die von der Westminster Bridge aus der Themse gefischt worden war, und die Erstochene, die man in einer Seitenstraße der Oxford Street gefunden hatte, würde ein amtlicher Leichenbeschauer untersuchen. Die übrigen bekam Harry Barrow vorgelegt, ein 67-jähriger Pathologe im Ruhestand, der einen Kollegen im Bezirk Westminster vertrat, der gerade auf Capri Urlaub machte.
    »Die haben’s gut, was?«, sagte er. »Liegen gemütlich auf dem Rücken, während wir alle Hände voll zu tun haben.«
    Harry war ein kleiner, direkter, stets gut aufgelegter Mann aus dem Norden, der gewohnheitsmäßig eine Fliege trug. Er hatte einen nikotinfleckigen Schnauzbart, der zu groß für sein Gesicht war, und trug eine Brille mit Metallgestell, die zu klein dafür war. Er beklagte des Öfteren, dass man ihn immer wieder ganz gegen seinen Willen aus dem Ruhestand zurückholte, damit er eine Vertretung übernehme. Tatsächlich aber langweilte er sich seit seiner Pensionierung zu Tode und ergriff jede Gelegenheit, seiner nörgelnden Frau, Doreen, zu entkommen, die seinen Pfeifengeruch verabscheute, seine Trinkgewohnheiten kritisierte und sich nur für Bridge interessierte, das sie den ganzen Tag spielte, bis auf die eine Stunde in der Kirche am Sonntag. Er scherzte gerne, dass es ihm mehr Spaß bereite, mit den Toten zusammen zu sein als mit seiner Frau.
    In seinem sterilen grünen Kittel, den weißen Stiefeln und Gummihandschuhen stand Harry Barrow über dem nackten Leichnam von Lady Geraldine Reynes-Raleigh und sprach in sein Diktaphon.
    Im grellen Schein des Neonlichts hatte ihr Fleisch die Farbe von Talg. Man hatte sie vom Hals bis zur Hüfte aufgeschnitten, die Haut war zurückgeklappt, so dass die inneren Organe und die gelblichen Eingeweide freigelegt waren. Die Brüste, die Ross Ransome mit so großem Geschick vergrößert und gehoben hatte, hingen jetzt auf jeder Seite auf die Tischplatte aus rostfreiem Stahl. Die Kopfhaut war abgezogen und lag wie eine Membran

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