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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Einrichtung und den Wohlgerüchen nach Leder und Waffenöl umfangen zu werden. Ein höflicher Verkäufer, der hinter dem Tresen stand, erkannte ihn sofort. »Mr. Ransome, guten Morgen, was kann ich für Sie tun?«
    »Ich habe vor einiger Zeit eines meiner Gewehre bei Ihnen abgegeben, um einen Kratzer vom Schaft entfernen zu lassen. Ich hätte es im Mai abholen sollen.«
    »Ich sehe mal nach.«
    Ross trommelte mit den Fingern auf den polierten Holztresen. Außer ihm war noch ein Kunde im Laden, eine große Frau mit einem Pudel an der Leine, die sich vor einem Spiegel einen Seidenschal um die Schultern drapierte. Der Hund knurrte ihn an, Ross funkelte böse zurück. Plötzlich fühlte sich sein Gesicht brennend heiß an, und der Raum schien sich wie eine Ziehharmonika zusammenzuziehen, sich dann wieder auszudehnen. Um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, während sich der Boden unter seinen Füßen hob und wieder senkte, hielt er sich am Verkaufstresen fest. Er sah eine Hand, lange weiße Finger, sauber manikürte Nägel, kleine Haarbüschel hinter jedem Knöchel.
    Das war seine, begriff er zu seinem Entsetzen. Seine eigene körperlose Hand.
    »Da ist es!« Der Verkäufer kam mit Ross’ Gewehrtasche aus Leder zurück, mit einem Zettel daran. Ross war unsicher, ob er ihn oder die Dame mit dem Schal und dem Hündchen ansah.
    »Ich zeige Ihnen mal, was wir in der Werkstatt gemacht haben, Mr. Ransome.«
    Der Verkäufer redete mit ihm. Seine Stimme klang seltsam, fern. Er nahm Ross’ Flinte Kaliber zwölf aus der Gewehrtasche und zeigte ihm den Schaft.
    Ross warf kaum einen Blick darauf. Der Kratzer interessierte ihn nicht, er wollte das Gewehr einfach mitnehmen und den Laden verlassen. Er empfand die Atmosphäre als bedrückend. Durch das Fenster sah er einen Streifenwagen, und ihm wurde flau im Magen.
    Ich muss hier raus.
    »Ich finde, wir haben den Kratzer sehr hübsch wegbekommen«, sagte der Verkäufer.
    »Sieht prima aus.«
    »Wenn Sie einmal schauen möchten, hier war –«
    »Ich sagte doch«, herrschte Ross ihn an, »es sieht prima aus.«
    »Wie Sie wünschen.« Der Verkäufer wurde deutlich reservierter, blieb aber ausgesucht höflich. Er schob das Gewehr in die Tasche zurück. »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Mr. Ransome?«
    »Ich brauche eine Schachtel Patronen. Schrotgröße sechs.«
    Ross reichte ihm seine Kreditkarte, unterschrieb die Quittung und verließ das Geschäft, froh, die böige Luft und den Regen im Gesicht zu spüren, und erleichtert, dass der Streifenwagen weg war. Eine Verkehrspolizistin schrieb ein Strafmandat, aber sie war noch mehrere Wagen von seinem Vauxhall entfernt. Er öffnete den Kofferraum und fühlte sich jetzt ein wenig munterer, sein Gesicht war eisig kalt, im Unterschied zu dem Brennen, das er vor ein paar Minuten verspürt hatte.
    Der nächste Laden, den er aufsuchen wollte, lag nur einige Türen weiter. Er war schon mehrmals daran vorbeigekommen. War oft stehen geblieben, um sich die Auslage anzusehen, hatte ihn aber noch nie betreten. Man konnte hier Spionageausrüstung kaufen, alles, von Nachtsichtgeräten bis zu Aktentaschen mit eingebauten Tonbändern, winzigen Mikrophonen und Videokameras.
    Ross ging hinein und fragte, ob sie globale Positionssysteme führten.
    Sie hatten eine große Auswahl, praktisch jede Ausführung, die man sich vorstellen konnte. Er kaufte einen Empfänger, der fast so aussah wie ein Mobiltelefon, sowie ein Zusatzgerät, in das der Verkäufer eine CD mit den topographischen Karten steckte, die Gloucestershire und einen großen Teil des Westens von England abdeckten. Dann half er Ross bei der Eingabe der Koordinaten, die Hugh Caven ihm heute Morgen durchgegeben hatte, und zeigte ihm, wie man sie mit Hilfe des Computers las.
    Als Ross zum Wagen zurückkehrte, schleppte er drei Taschen. Außer dem GPS hatte er ein Präzisionsfernglas von Zeiss sowie eine schmale Bleistifttaschenlampe gekauft, die er sich schon in die Brusttasche gesteckt hatte. Die Verkehrspolizistin hatte ihm ein Strafmandat erteilt, aber sie war schon nicht mehr zu sehen. Er riss es hinter dem Scheibenwischer heraus, warf es in die Gosse und stieg ins Auto. Es war zwanzig nach elf.
    Er zog das Empfangsgerät und den Computer aus einer der Tüten und legte sich beides auf die Oberschenkel. Dann blickte er auf das Display und stellte die Helligkeit ein, wodurch das Bild etwas besser wurde. Er erkannte ein Dorf namens Lower Chedworth. Etwa eine Meile westlich des Dorfes gab

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