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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Instrument in der Nasenhöhle an ihrem schwächsten Punkt zu suchen?
    Harry Barrow diktierte seine Bedenken ins Diktaphon. Und nahm sich vor, nach Beendigung seiner Arbeit mit dem Büro des Coroner zu sprechen und Sarah seine Überlegungen mitzuteilen. Es war vermutlich nichts von Bedeutung, doch während seiner langen Berufstätigkeit hatte er gelernt, nie etwas als gegeben hinzunehmen. Der eigene Instinkt war der beste Führer. Und momentan sagte ihm sein Instinkt, dass hier irgendwas nicht stimmte.

[home]
    101
    O liver fand, dass er recht daran getan hatte, Faiths Bitte, ein Labor am Ort aufzusuchen, zu ignorieren. Während er fort war, würde sie im Haus sicher sein, und weil die Beweiskraft der Blutprobe entscheidend war, musste er ein Labor seines Vertrauens beauftragen, das die Probe weder ruinierte noch verlor; außerdem musste es einen anerkannten Ruf besitzen, was seine gerichtsmedizinische Arbeit betraf, damit die Ergebnisse vor jedem Untersuchungsausschuss oder Gericht standhielten.
    Zwischen Swindon und London verkehrte ein Intercity, mit dem er schon ein paarmal gefahren war. Während der Fahrt zum Bahnhof versuchte er seinen Anwalt, Julian Blake-Whitney, Partner der Kanzlei Ormgasson, Horus und Sudeley, zu erreichen. Blake-Whitney hatte in der Vergangenheit gute Arbeit für das Cabot-Zentrum geleistet, und Oliver vertraute seinem Urteil. Umgekehrt vertraute Blake-Whitney ihm: Er und seine Frau hatten ihren zwölfjährigen Sohn William, der unter chronischem Asthma litt, ins Cabot-Zentrum gebracht, und binnen eines Jahres waren die Symptome des Jungen verschwunden.
    Blake-Whitney war den ganzen Morgen bei Gericht, aber seine Sekretärin erreichte ihn, und kurz darauf rief er Oliver von seinem Handy aus an. Er wollte eine Verabredung zum Mittagessen absagen und sich um 13 Uhr mit ihm treffen.
    Oliver stellte den Jeep in der Menge der Autos auf dem Bahnhofsparkplatz ab und bestieg den Zug, mit dem er kurz nach halb zwölf in King’s Cross eintreffen würde. Wenn er die U-Bahn nahm, blieb ihm gerade noch genug Zeit, zum Labor zu fahren und anschließend die Verabredung mit seinem Anwalt einzuhalten.
    Er saß allein im Erste-Klasse-Abteil und rief vom Handy aus Faith in Gerrys Haus an, wobei er den Code benutzte, auf den sie sich geeinigt hatten.
    »Ich bin’s. Wie sieht’s aus?«
    Sie klang nervös. »Gut. Wann bist du zurück?«
    »Ich bin auf dem Weg nach London. Ich muss ein Labor beauftragen, das bei der Polizei akkreditiert ist. Außerdem bin ich mit meinem Anwalt verabredet – seine Kanzlei gehört zu den führenden Spezialisten in medizinischen Fragen. Ich will, dass die Anordnung zu deiner Zwangseinweisung heute irgendwie aufgehoben wird. Wie geht’s Alec?«
    »Er sieht fern und löffelt die Caramel-Crunch-Eiscreme, die ich in der Tiefkühltruhe gefunden habe. Besser kann’s ein Sechsjähriger an einem regnerischen Freitagmorgen nicht haben.«
    Oliver lachte. »Und dir?«
    »Ich finde das alles etwas schwierig zu verarbeiten.«
    »Am Nachmittag bin ich zurück.«
    Ein entgegenkommender Zug donnerte vorbei, so dass er vorübergehend nicht verstand, was Faith sagte. Gerade als er ihre Stimme erneut hörte, fuhr sein Zug in einen Tunnel, und die Leitung war unterbrochen. Als er am anderen Ende wieder auftauchte, wählte Oliver noch einmal.
    »Entschuldige. Wie fühlst du dich?«
    »Ganz gut – abgesehen davon, dass ich zu viel gefrühstückt habe.«
    »Keine Rückfälle? Keine Rauschzustände?«
    »Ein paar merkwürdige Anfälle – und gelegentlich bewegt sich der Fußboden im Kreis. Aber sonst nichts.«
    Er freute sich, dass ihre Stimme normal klang. Sie war stark, ließ sich nicht unterkriegen. »Brauchst du irgendetwas?«
    »Nein. Nur dich. Ich liebe dich. Oliver.«
    »Ich dich auch.«
    »Ich liebe dich wirklich. So sehr.« Plötzlich musste sie weinen. Einen Augenblick fragte er sich, ob es an der Verbindung lag, bis er begriff, dass Faith schluchzte. »Alles wird gut. Ich versprech’s dir.«
     
    Um zehn nach eins saßen sich Oliver und Julian Blake-Whitney in einer beengten Nische ganz hinten in einem gerammelt vollen Bar-Restaurant unweit der Chancery Lane gegenüber. Es war einige Jahre her, seit sie sich getroffen hatten, inzwischen hatte der Anwalt zugenommen, ein paar Haare verloren und sich einige geplatzte Äderchen auf den Wangen zugelegt. Er trug einen viel zu engen grauen Anzug mit Nadelstreifen, ein unheimlich teures Hemd mit Cutaway-Kragen und dunkler Seidenkrawatte und

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