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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Fenster, dann wandte er sich zu ihr um. Sie blickten sich an. »Danke für alles, was du gestern Abend getan hast«, sagte sie.
    Er wirkte verlegen. »Wir haben’s so gerade geschafft.« Er hob entschuldigend die Arme. »Ich musste mir ein paar von Gerrys Sachen borgen – ich habe keine Sachen zum Anziehen mitgebracht.« Er grinste. »Also, wie fühlst du dich?«
    »Ausgeruht. Aber immer noch müde. Hast du geschlafen?«
    »Ein wenig. Ich schlafe hier immer gut – hierher komme ich, wenn ich mich ausspannen muss. Aber mein Verstand war wohl etwas hyperaktiv.«
    »Meiner fühlt sich heute Morgen klarer an. Wir sind Flüchtlinge, stimmt’s?«
    »Du hast gegen die gesetzliche Zwangseinweisung verstoßen, und ich habe Mithilfe geleistet. Es wäre nicht besonders klug, sich dabei erwischen zu lassen.«
    »Und was passiert jetzt?«
    »Ich mache uns Frühstück. Alec hatte Hunger, ich habe ihm etwas gebraten. Ich hoffe, das war in Ordnung.«
    »Ich glaube, ich möchte auch etwas Deftiges.«
    »Hast du Hunger?«
    »Einen Mordshunger.«
    »Gut.« Er wirkte zufrieden. »Du musst was essen.«
    Sie setzte sich in dem großen, weichen Schlitten-Bett auf, freigelegte Holzbalken über ihrem Kopf, antike französische Eichenmöbel im Zimmer. »Was geschieht nach dem Frühstück?«
    »Ich fahre nach London, treffe mich mit meinem Anwalt. Wir müssen jetzt schnell handeln.«
    Er zog eine Ampulle aus der Tasche. Sie enthielt etwas, das wie Blut aussah, und war mit einem handgeschriebenen Etikett versehen. »Das hier ist eine Blutprobe, die die Stationsschwester im Grove Hospital dir gestern abgenommen und datiert hat. Ich hoffe, sie zeigt, dass man dich mit Ketamin voll gepumpt hat. Außerdem hoffe ich, dass die Stationsschwester getan hat, um was ich sie gebeten habe, und in der Jackentasche deines Mannes nachgesehen und einen leeren Infusionsbeutel mit Spuren von Ketamin darin gefunden hat.«
    Bestürzt fragte Faith: »Musst du gehen? Kannst du die Sache nicht telefonisch von hier aus regeln?«
    »Ich muss die Blutprobe in ein Labor bringen.«
    »Wir sind in Gloucestershire.«
    »Ja.«
    »Es muss auch hier Labors geben – in Cheltenham.«
    Er setzte sich aufs Bett und nahm ihre Hand. »Es ist Freitag. Gerrys Gärtner und die Reinemachefrau kommen am Dienstag. Niemand sonst kommt hierher, außer vielleicht der Swimmingpool-Mann. Du bist eine Meile von der nächsten Straße entfernt und zwei Meilen vom nächsten Dorf. Niemand weiß, dass du hier bist. Du musst dich einfach nur ruhig verhalten. Keine Telefonate, die könnte man zurückverfolgen. Vertrau mir, okay?«
    »Ja. Es ist nur –«
    »Du hast verstanden, was dein Mann mit dir anstellt, oder?«
    »Ja. Du hast es mir erklärt.«
    »Sollen wir alles noch mal durchsprechen?«
    »Nein, ich hab’s begriffen. Es ist nur – was passiert, wenn man dich erwischt?«
    »Ich habe die Blutprobe – den Beweis. Und ich weiß nicht, wo du bist. Was sollen die also machen? Mich foltern?«
    Sie lächelte. »Und wenn du nicht zurückkommst?«
    »Ich komme zurück. In ein paar Stunden. Wenn ich mit dir sprechen muss, rufe ich dich an. Ich lass es zweimal klingeln, lege auf und rufe wieder an, ja?«
    Sie nickte, wenn auch sehr widerwillig.
    »Hast du dein Handy dabei? Hast du es gestern Abend mitgenommen, als wir deine Sachen bei dir zu Hause abgeholt haben?«
    Sie stieg aus dem Bett, ging, unsicher zunächst, zu ihrem Koffer und zog ihr Handy aus dem Durcheinander von Kleidungsstücken.
    »Stell es an, aber benutz es nicht – ich rufe nur im Notfall an, falls ich aus irgendwelchen Gründen nicht zum Hauptanschluss durchkomme, mit demselben Zweimalklingeln-Code. Aber benutz es nicht – jeder Anruf, jedes Telefonat, das du führst, lässt sich bis zum nächsten Funkmast zurückverfolgen. Okay?«
    »Ich lass es an, aber ich benutze es nicht. Du klingelst zweimal, legst auf, klingelst dann wieder.«
    »Braves Mädchen. Also, ein Ei oder zwei?«
    »Zwei, bitte.«
    »Eidotter oben oder unten?«
    »Unten.«
    Nachdem Oliver losgefahren war, blieb sie vor dem warmen blauen Kaminofen am Refektoriumstisch sitzen, lauschte den kreischenden Stimmen eines Zeichentrickfilms in einem Privatsender auf dem großen Flachbildschirm im angrenzenden Zimmer und beobachtete, wie draußen der Regen fiel. Sie hatte Angst. Sie zitterte. Zu aufgeregt, um zu essen, stand sie vom Tisch auf, ging zur Eingangstür und vergewisserte sich, dass sie verschlossen war.
    Danach erkundete sie den Rest des Hauses.

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