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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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würde. Und doch …
    Kinder mussten streng erzogen werden. Alec musste erkennen, dass es Regeln gab, nach denen man sich in dieser Gesellschaft zu richten hatte, dass er sein Spielzeug nicht einfach überall im Haus rumliegen lassen durfte und dass, wenn er ein Spielzeugauto unten an der Treppe liegen ließ, jemand darauf treten und stürzen konnte, vielleicht so schwer, dass er sich etwas brach oder sogar starb. Das musste Alec lernen, und manche Lektionen waren eben schmerzlich.
    Wo gehobelt wird, da fallen Späne.
    Er sah seinen Sohn an und schmiegte sich an sein Gesicht; seine Tränen vermischten sich mit denen von Alec, und da spürte er die Wärme des kleinen Körpers. Gott, du bedeutest mir so viel. Du hast ja keine Vorstellung, wie viel. Du bist mein Leben, Alec, weißt du das? Du und deine Mutter, ihr seid mein Leben. Du bist alles, was ich habe in der Welt, und alles, was ich mir wünsche.
    Er küsste Alec noch einmal. »Gute Nacht, großer Junge, ich liebe dich.«
    Als er das Zimmer verließ, war er bedrückt. Heute Abend hatte er seine Pflicht getan, so schmerzlich sie auch gewesen sein mochte.
    Kinder brauchten eine harte Hand
.
     
    Faith saß regungslos auf dem Stuhl. Wenn Ross in einer dieser Stimmungen war, kam er ihr wie ein Fremder vor, als steckte eine andere Person in ihm. Früher hatte sie den Mund gehalten, weil sie glaubte, es würde ihn beunruhigen, wenn sie widersprach, aber das hatte nicht geklappt. Jetzt widersetzte sie sich ihm, und das funktionierte auch nicht.
    »Ich rieche nicht, dass etwas auf dem Herd steht.«
    Sie sah ihn an. Er stand in der Küchentür, die Hemdsärmel hochgekrempelt, Schwamm und Eimer in den Händen.
    »Gibt es kein Abendessen? Ich rieche nicht, dass etwas auf dem Herd steht. Warum, Faith? Kannst du mir das erklären?«
    Sie schloss die Augen und suchte in der Schwindel erregenden Dunkelheit hinter ihren Lidern nach einem Ort, wo sie sich verkriechen konnte. Eigentlich hatte sie ihm sagen wollen, dass es kein Abendbrot gab, weil er die Kreditkarten gesperrt hatte, und sie deshalb nichts einkaufen konnte. Aber ihr Kopf tat höllisch weh, und wegen des Schwindels konnte sie nur aufrecht dasitzen und versuchen, nicht ohnmächtig zu werden.
    Augenblicke später spürte sie, dass Ross sie in die Arme schloss und wie ein Baby wiegte, und sie kehrte in Gedanken zu den Nächten zurück, vor Jahren, als sie sehr verliebt ineinander gewesen waren, als sie in Löffelchenstellung im Bett lagen, ihr nackter Körper sicher und fest von denselben Armen gehalten.
    Jetzt schmiegte er sich an sie, warmer Zigarrenatem auf ihren Wangen. Abrupt wandte sie sich ab.
    »Ich liebe dich, Faith. Du weißt ja nicht, wie sehr ich dich liebe.«
    Plötzlich, unter Schluchzen, sagte sie: »Du hast Alec und mich geschlagen. Was bist du? Ich kenne dich nicht mehr. Ich war einmal so stolz auf dich, Ross, du hast mich so viel gelehrt. Durch dich habe ich die Menschen, das Leben kennen gelernt, wie man die Dinge betrachtet. Du hast mich gelehrt, gutes Essen zu genießen, Wein zu lieben, Musik zu hören. Früher habe ich zu dir aufgeschaut und gedacht, ich bin die glücklichste Frau der Welt, weil ich mit dir verheiratet bin.«
    Sie wollte sich ihm entziehen, aber er hielt sie fest, packte ihr Gesicht, zwang sie, ihn anzusehen.
    »Ich bin der glücklichste Mann der Welt, weil ich mit dir verheiratet bin, Liebling. Ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt.«
    »Ich hasse dich«, sagte sie und wehrte ihn ab.
    »Du bist das Schönste, was mir je im Leben passiert ist, Faith, mein Liebling. Ich könnte ohne dich nicht leben.«
    »Ich hasse dich.«
    »Du hast mich den Sinn der Liebe gelehrt.«
    »Du hast mich gelehrt zu hassen.«
    »Ich liebe dich einfach so sehr.«
    Sie riss sich los, stand auf und ging durch die Küche. »Ich hasse dich mehr, als ich je geglaubt habe, jemanden hassen zu können.«

[home]
    34
    M öchten Sie es wirklich wissen? Ich stelle meinen Kunden immer diese Frage, bevor ich weitermache. Sind Sie
absolut
sicher, dass Sie es wissen möchten?«
    Es war halb zwölf an einem Montagmorgen. Ross saß hinter seinem Schreibtisch im Besprechungszimmer in der Harley Street und sagte: »Deshalb sind Sie hier.«
    Ross war noch nie einem Privatdetektiv begegnet, und Hugh Caven, der in dem Sessel saß, auf dem normalerweise die Patienten Platz nahmen, entsprach so gar nicht seiner Vorstellung. Caven war ein dünner, gefühlvoll aussehender Enddreißiger, er trug einen abgewetzten

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