Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
tatsächlich der Fall war. Sie tat das, damit er glaubte, sie sei tot. Ihre traurige, hilflose Art, es ihm heimzuzahlen.
    Aber du bist gar nicht tot, du Miststück. Wenn ich will, dass du tot bist,
dann
wirst du tot sein.
    Er küsste sie auf die Stirn. Sie stöhnte leise.
    Er hielt ihr Gesicht in den Händen und flüsterte: »Ich liebe dich, Faith, ich liebe dich so sehr.«
    Blut war auf den beigefarbenen Teppich getropft – verdammt, da war eine kleine Blutlache –, daneben lag eine Kontaktlinse. »He!«, sagte er. »He, Faith, pass doch auf.« Er hob ihr Gesicht etwas an, betupfte ihre Unterlippe mit seinem Taschentuch, um das Blut zu stillen, da sah er die Wunde an ihrer linken Gesichtshälfte, dort, wo Faith gegen das Bücherregal geprallt sein musste. Es war eine klaffende Platzwunde, er konnte bis auf den Knochen sehen. Verflucht. Das musste genäht werden.
    Du bist gegen den Bücherschrank geprallt, du dumme Gans. Karmische Rache. Du fickst Dr. Oliver Cabot, dann zahlt es dir ein Bücherregal heim. Schlechtes Karma.
    Muss dich vom Teppich hochbekommen, du machst ihn fleckig.
    Er steckte die Kontaktlinse in die Hemdtasche, hob Faith auf die Füße, schleppte sie in die Küche und setzte sie auf einen Stuhl. Sie war schlaff, doch bei Bewusstsein, sagte nichts. Das war ihr Stil; das tat sie oft, nachdem sie ihn geärgert hatte, rührte sie sich einfach nicht, folgte ihm nur mit Blicken.
    Du glaubst wohl, es stört mich, wenn du diese Schweigenummer abziehst, Miststück. Nun, ich will dir mal was verraten. Es stört mich nicht im Geringsten.
    Er säuberte die Wunde, dann spritzte er ein Lokalanästhetikum und begann, die Wunde peinlich genau zu nähen. »Du hast Glück, dass ich dies mache, Liebling – das ist nämlich die Art Platzwunde, die eine hässliche Narbe hinterlässt, wenn ein Anfänger die verarztet.«
    Sorgfältig durchstach er die Haut, schob die Nadel hindurch. »In drei Wochen wird nichts mehr zu sehen sein.« Er versuchte, ihr in die Augen zu sehen, doch jedes Mal rutschten die Pupillen fort, blickten überallhin, nur nicht zu ihm. »Wahrscheinlich weißt du das im Augenblick nicht zu schätzen, aber das kommt noch.«
    Als er fertig war, bedeckte er die Wunde mit einem fleischfarbenen Heftpflaster. »Na bitte, alles in Ordnung.«
    Sie weigerte sich noch immer, ihn anzusehen.
    Ross stellte seinen Arztkoffer ins Arbeitszimmer, kehrte in die Küche zurück und holte einen Eimer mit Wasser, um die Blutflecken vom Teppich zu entfernen. Sein Blick fiel auf einen Knochen vor dem großen Kaminofen. »Hat Rasputin hier drin einen Knochen gefressen? In meiner Küche?«
    In ihrem Kopf pochte irgendein Rhythmus, der mit ihrem übrigen Körper überhaupt nicht im Einklang stand. Ein tiefes, dumpfes Pochen, das Schockwellen mitten durch ihren Schädel sandte.
    »Faith, ich rede mit dir.«
    Die Übelkeit war wieder da, schlimmer denn je. Sie packte die Stuhllehnen, weil sie Angst hatte, vornüberzukippen und vom Stuhl zu fallen.
    Ross’ Stimme wurde sanfter. An die Stelle der Wut traten Vorwürfe. »Liebling – Faith, Liebling, ist dir klar, dass du Blut auf meinen Teppich getropft hast? Ich mache ihn für dich sauber – soll ich das tun?«
    Immer noch wandte sie den Blick ab.
    »Faith, ich weiß, du kannst mich hören. Ich werde es nur einmal sagen, und dann nicht wieder.
Ich bin tief gekränkt
. All die Jahre, in denen du meine Kreditkarten benutzt hast, hast du dich nicht
ein einziges Mal
dafür bedankt. Weißt du das eigentlich? Kein
einziges Mal
. Aber wenn ich sie einziehe, bricht gleich die Hölle los. Manchmal benimmst du dich wie ein verzogenes Kind.«
    Er verließ das Zimmer, lief die Treppe hinauf und zog die Tür von Alecs Zimmer auf. Er hörte seinen Sohn schluchzen.
    Obwohl die Vorhänge zugezogen waren, war es hell im Raum. Alec wandte ihm den Rücken zu, den Daumen im Mund. Er kniete sich neben das Bett, legte ihm die Hand auf die Schulter. Zu seinem Entsetzen zuckte er zusammen.
    »Hey, großer Junge!«, sagte er leise. »Du hast mir noch gar nicht gesagt, ob du heute ein Tor geschossen hast. Hast du?«
    Alec schluchzte weiter.
    Er beugte sich vor und küsste ihn auf die Wange. »Ich liebe dich. Du musst lernen, ein wenig ordentlicher zu sein, mehr nicht, okay?« Er zuckte zusammen. Das war genau wie bei seinem Vater und ihm. Er wollte das nicht, wollte nicht, dass Alec die Art Hölle durchmachte, die er als Kind erlebt hatte, er hatte sich versprochen, dass er das nie zulassen

Weitere Kostenlose Bücher