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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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grauen Anzug, eine Bugs-Bunny-Krawatte und ausgelatschte Turnschuhe, hatte eine Kurzhaarfrisur und einen goldenen Ring im linken Ohrläppchen.
    In jüngeren Jahren war er vielleicht recht gut aussehend gewesen, eine Art schlanker, ausgebuffter Terence Stamp, jetzt aber zeichneten sich die Jahre voller langer Nächte und Drogenmissbrauch in dem unförmigen Gesicht mit der gebrochenen Nase, der schlaffen Haut und dem teigigen Teint ab. Caven sah nicht aus wie ein Detektiv, sondern eher wie ein Ex-Rockstar. Wie jemand, der sich auf einmal im eigenen Schatten wiedergefunden hatte.
    Das Aussehen des Mannes interessiert mich nicht, aber er ist genau der Richtige für den Job, dachte Ross. Ein Chamäleon. Man setze ihn auf ein Sofa, und er verschwand im Muster des Bezugs. Doch er hatte Berühmtheit erlangt: Erst kürzlich hatte er Cavens Namen in den Zeitungen gelesen. Angeheuert von einer argwöhnischen Ehefrau, hatten seine Ermittlungen zum Rücktritt eines Ministers geführt, den er beim Herumgetolle mit seinem bisexuellen Geliebten fotografiert hatte. Hugh Caven war Ross von einem der Scheidungsanwälte in seiner Kanzlei empfohlen worden.
    Caven sprach mit irischem Akzent, mit leiser, aber nachdrücklicher Stimme. »Ich frage das immer, Mr. Ransome, weil manchen Leuten zwar die
Vorstellung
gefällt, einer Sache auf die Spur zu kommen, sie dann aber Probleme damit haben, sich der
Realität
zu stellen. Die Bibel sagt, dass uns die Wahrheit frei machen wird, aber meine Erfahrung ist das nicht. Die Wahrheit kann einen für den Rest des Lebens fesseln. Ich glaube deshalb, dass es nur fair ist, Kunden vor dem Schmerz zu warnen, dem sie sich womöglich gegenübersehen, wenn sich ihre Vermutungen bewahrheiten.«
    Ross erstarrte. »Schauen Sie, wenn ich einen Psychiater gewollt hätte, hätte ich einen angerufen. Ich möchte, dass meine Frau beschattet wird, und keine verdammte Predigt hören.«
    Hugh Caven stand auf. »Dann bin ich nicht Ihr Mann, fürchte ich. War nett, mit Ihnen zu sprechen.« Er bückte sich und hob seine Nylon-Laptoptasche vom Boden auf.
    Auch Ross erhob sich, ungeschickt, überrascht. »Was soll das heißen?«
    Caven drehte sich um, und jetzt erkannte Ross zum ersten Mal dessen ganze Härte.
    »Meine Kunden engagieren mich, weil sie ein Problem haben. Ich habe schon alles erlebt, glauben Sie mir, ich meine
alles
. Wollen Sie irgendeinen schäbigen Schnüffler mit einer langen Linse haben, werfen Sie doch einfach einen Blick in die Gelben Seiten. Das, worum Sie mich bitten, ist, Ihr Leben, das Ihrer Frau und, falls sie einen Geliebten hat, auch dessen Leben, auf den Kopf zu stellen.«
    Seine Augen öffneten sich weit und wirkten noch seelenvoller. »
Drei
Menschenleben, Mr. Ransome. Wir alle müssen auf diesem Planeten miteinander auskommen, das ist meine Lebensphilosophie. Ich mag es, wenn alle einen kühlen Kopf behalten. Wenn Sie nicht besonnen sein wollen, werde ich nicht für Sie arbeiten. Es ist ein schöner Morgen, ich werde mir den Tag freinehmen und in der Themsemündung auf meinem Boot angeln. Ich wäre glücklicher, und Sie würden vielleicht auch glücklicher sein.«
    »Warten Sie – ich bin ein wenig verwirrt –«
    »Ich glaube nicht, dass ein Mann von Ihrer Intelligenz verwirrt sein muss.« Er stellte die Tasche zurück auf den Boden. »Charles Darwin hat einmal geschrieben, dass die höchste Stufe der menschlichen Kultur erreicht sei, wenn wir anerkennen, dass wir unsere Gedanken beherrschen müssen. Sie sind ein kluger Mann, ein ziemlich gutes Beispiel für das Überleben durch natürliche Auslese. Ich möchte, dass Sie mir gut zuhören, sonst verschwinde ich durch diese Tür und gehe auf mein Boot.« Er öffnete die Hände, Handflächen nach außen. »Es liegt ganz bei Ihnen.«
    Möchte ich, dass dieser aufgeblasene kleine Dreckskerl für mich arbeitet?, dachte Ross.
    Aber wenn er’s nicht täte, würde das bedeuten, dass ich mir eine andere Agentur suchen müsste.
    Er würde wertvolle Zeit verlieren. Er holte tief Luft und sagte: »Ich höre.«
    Der Privatdetektiv nickte. »Gut, dann sind wir also vernünftig. Wie wär’s, wenn wir uns wieder setzten?«
    Er zog den Laptop aus der Tasche, legte ihn sich auf die Oberschenkel und klappte den Deckel hoch. »Ich möchte, dass Sie über die Implikationen sehr sorgfältig nachdenken, und zwar während der ganzen Zeit, in der ich für Sie arbeite. Wenn Sie aussteigen wollen, rufen Sie einfach die Handynummer an, die ich Ihnen gebe.« Er

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