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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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quer durch London zu seiner Klinik zu ersparen, hatte Oliver vorgeschlagen, sich bei ihm zu Hause zu treffen – er hatte um halb zehn einen Patienten in der Klinik, den er selbst sehen müsse, anschließend würde er in seine Wohnung fahren.
    Sie schluckte nervös, das Drängende in Olivers Stimme hatte ihr Angst gemacht:
    Faith, ich habe die Ergebnisse Ihrer Tests erhalten, ich muss Sie treffen
.
    Was zum Teufel zeigten sie?
    Das Taxi fuhr langsamer, dann hielt es vor Nr. 37. Faith stieg aus, bezahlte den Fahrer und gab ihm ein Trinkgeld; dann stand sie auf dem Bürgersteig, während er davonfuhr, und blickte sich aufmerksam um. Es war ein schöner Morgen, der Himmel wolkenlos. Sie trug einen blauen Blazer, Jeans und Stiefel und wünschte sich bereits, sie hätte eine leichtere Hose und leichtere Schuhe angezogen.
    Plötzlich fröstelte sie. In seinem Tonfall hatte etwas gelegen, das nichts Gutes verhieß.
    Ladbroke Avenue war eine schöne Wohnstraße, breit und ruhig und auf beiden Seiten gesäumt von Platanen, die in vollem Grün standen. Hinter ihnen erhoben sich imposante Häuserreihen mit Säulenportiken und hohen Schiebefenstern. Die Gegensprechanlagen zeigten, dass die Häuser, so wie die meisten Londoner Wohnhäuser von dieser Größe, in kleinere Wohnungen aufgeteilt waren. Die Marken der Autos, die am Straßenrand parkten, zeigten, dass die Bewohner Geld besaßen: Mercedes, BMW , Audi, Porsche und diverse Geländewagen. Kein Zeichen von Olivers Jeep. Vielleicht hatte er einen Parkplatz hinterm Haus gemietet. Ein Jaguar fuhr vorbei, dann ein Kleinbus, dann ein Lastwagen beladen mit Gerüsten, gefolgt von zwei Mopedfahrern mit Sturzhelmen und Klemmbrettern auf den Lenkern – angehende Taxifahrer, die ihre Prüfung ablegten.
    Sie suchte beide Richtungen nach Hinweisen auf den Mann in der Lederjacke ab, den sie in der vergangenen Woche vor der Klinik gesehen hatte, beziehungsweise nach jemand anderem, der sie vielleicht beobachtete. Dann ging sie die Treppe zum Säulenvordach hinauf, blickte sich abermals um, überflog die Liste der Namen und fand Olivers.
    Augenblicke später ertönte aus der Gegensprechanlage eine Stimme. Der amerikanische Akzent war ausgeprägter als sonst. »Hallo?«
    »Ich bin’s, Faith.«
    »Kommen Sie rauf – oberste Etage, leider gibt’s keinen Fahrstuhl.« Ein Summen, dann ein scharfes Klicken, und sie schob die Tür auf. Nichts geschah. Das Summen setzte sich fort, und sie drückte nochmals, bis die Tür nachgab und Faith in eine schmale, düstere Eingangshalle mit schlichten Dielenbrettern und alter Farbe an den Wänden stolperte.
    Sie ging an einer Reihe von Briefkästen vorbei, an einer Wand lehnten ein Mountainbike und ein großer Karton mit einem DHL –Lieferschein daran, dann stieg sie die Treppe hinauf, während ihre Schritte laut auf den blanken Stufen hallten.
    Als sie im dritten Stock ankam, hörte sie über sich eine Tür aufgehen.
    Eine gut gelaunte englische Stimme sagte: »Ich habe alle Sensoren überprüft. Der im Schlafzimmer war definitiv hinüber. Ich habe ihn ersetzt – aber dafür berechne ich nichts, das geht noch auf Garantie.«
    Dann Olivers Stimme: »Danke, sehr freundlich.«
    Sie hörte Schritte, dann sah sie einen Mittdreißiger im blauen Overall, darauf das Abzeichen Languard Alarms, der ihr, einen Werkzeugkasten in der Hand, auf der Treppe entgegenkam.
    Seltsamerweise war sie außer Atem. Vor dem Thailand-Urlaub hatte sie sich für einigermaßen fit gehalten. Und in Thailand war sie jeden Tag fünfzig Bahnen geschwommen.
    Warum komme ich so schnell aus der Puste? Einen Monat ohne Sport? Geht das so schnell?
    »Faith?«
    Sie sah den Mann verwirrt an. Das war Oliver Cabot, und doch war er es nicht. Er trug ein grünes Sweatshirt über einem T-Shirt, weite Bluejeans und Turnschuhe. Die gleiche Statur, die gleichen Gesichtszüge, die gleiche Haarfarbe und fast die gleiche Stimme. Aber dieser Mann sah gut fünf Jahre älter aus, und da waren auch feine Unterschiede in den Gesichtszügen. Er sah nicht so gut aus, er –
    Er drückte ihr fest die Hand. »Ich bin Harvey, Olivers Bruder.«
    Überrascht sagte sie: »Oh, hallo. Tut mir leid, ich wusste nicht, dass Oliver einen Bruder hat.«
    Er grinste. »Wenn ich einen Bruder wie mich hätte, würde ich auch nicht in der Gegend herumspazieren und mich damit brüsten.«
    Sie lachte, während er sie in die Wohnung führte und die Tür schloss. »Er hat gerade angerufen, der Verkehr ist katastrophal; er

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