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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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wird gleich da sein. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
    Sie hörte ihn kaum. Sah sich bewundernd um. »Etwas Tee bitte. Die Wohnung ist unglaublich!«
    »Ja, ganz hübsch.«
    Die Wohnung war riesig. Wie aus einer Lifestyle-Fernsehwerbung. Ein Loft, der endlos weit wirkte und in einer Metalltreppe endete, die sich elegant zu einem halbmondförmigen Mezzanin mit einer Sitzgruppe emporschwang. Die Decke war gut und gern sieben Meter hoch, durchzogen von freiliegenden Eichenbalken. Das Panoramafenster gab den Blick über Kilometer von Häuserdächern frei. Die Wohnung hatte einen Holzfußboden, mit Perserteppichen darauf, und war mit schönen asiatischen Kunstwerken kostbar, aber spärlich möbliert: hübscher chinesischer Wandschirm, ein schwarzer Lack-Esstisch samt Stühlen, ein reich verzierter Kamin, eingebaut in Reihen von Bücherregalen, mehrere große Blumentische und große Skulpturen vermutlich indonesischer Götter. An den Wänden hingen Wandteppiche, Spiegel und abstrakte Gemälde, und alles Harte wurde durch blühende Pflanzen abgemildert. In einem Aquarium schwammen exotische Fische.
    Faith war von der Atmosphäre hingerissen. »So viel Raum und Licht! Wohnen Sie beide hier?«
    Seine Antwort klang fast bedauernd. »Ich bin nur zu Besuch hier – ich lebe in den Staaten, North Carolina. Sind Sie schon mal da gewesen?«
    »Nicht in North Carolina. Ich war schon mal in New York, Washington und Florida.«
    »Es ist sehr schön dort. Bis in die Blue-Ridge-Berge fahre ich nur eine Stunde. Eine großartige Gegend zum Wohnen. Anderes Tempo als in London, aber London ist eine großartige Stadt, finden Sie nicht?«
    Sie betraten eine hypermoderne Küche. Er füllte den Kessel. Im gleichen lakonischen Tonfall wie Oliver sagte er: »Ziemlich mutig, sich von einem Amerikaner Tee brühen zu lassen.«
    Lächelnd sagte sie: »Machen Sie hier Urlaub?«
    »Arbeit und Vergnügen, gemischt.« Er bückte sich und holte eine Keksdose hervor. »Kekse?«
    »Danke, nein. Was machen Sie beruflich?«
    »Forschung. Quantenphysik. Ich halte nächste Woche in der Schweiz einen Vortrag im Rahmen eines Kongresses und hänge vorher und nachher ein paar Tage Urlaub bei meinem kleinen Bruder in London dran.«
    Es war merkwürdig, ihm zuzusehen und zuzuhören, weil er in vielem Oliver sehr ähnelte. Kleine Gesten, die Mimik, die Art, wie sich beim Sprechen seine Augen weiteten, die Handbewegungen, die ganze Körpersprache. Und dann hörte sie, hinter sich, Oliver.
    »Hallo, tut mir leid, der Verkehr!«
    Sie drehte sich um, und da stand er in der Tür.
    »Faith, schön, Sie zu sehen.«
    Und sie freute sich auch. Er sah gut aus, trug Jackett und Krawatte, eine schokoladenbraune Hose und braune Lederschuhe. Es war das erste Mal, dass sie ihn mit Krawatte sah, und ihr gefiel das ernsthafte, Respekt einflößende Aussehen, das sie ihm verlieh.
    Er lächelte. Sie bemerkte den Hauch einer Sorge in seinem Blick. Sie gaben sich einen Kuss auf jede Wange, und Oliver hielt sie zart, aber fest. Aber sie spürte eine gewisse Distanz; ihre Angst wurde größer.
    »Hat mein Bruder sich gut um Sie gekümmert?«
    »Er hat mich sehr herzlich empfangen.«
    Harvey hob eine Hand. »Ich geh schon – ich will mir eure Royal Academy, die Tate Gallery und die Wallace-Sammlung ansehen. Ach, der Mann für die Alarmanlage war da, er sagt, dass er das Problem behoben hat. Einer der Sensoren war kaputt.«
    »Okay«, antwortete Oliver. »Danke.«
    »Kein Problem.« Dann sagte sein Bruder, wobei er mit dem gleichen witzelnden Oxford-Akzent sprach, den auch Oliver schon einmal benutzt hatte: »Ein oller Knabe wie ich, wer weiß – vielleicht wird er ja von eurer alten Königin auf ein Schlückchen eingeladen.«
    Faith lachte.
    »Nett, Sie kennen gelernt zu haben. Hoffentlich sehen wir uns mal wieder.« Er schüttelte ihr die Hand und drehte sich wieder zu Oliver um. »Wann beginnt die Theatervorstellung heute Abend?«
    »Viertel vor acht.«
    »Großartig!« Und damit war er verschwunden.
    Einen Augenblick standen Faith und Oliver still da und lächelten sich an.
    »Netter Mann«, sagte sie.
    »Ja, das ist er«, antwortete Oliver gefühlvoll. »Er hat eine großartige Frau und drei großartige Kinder – sie haben im Moment Schule, deswegen ist sie nicht mitgekommen.« Er sah sie einen Augenblick an. »Wie ist es Ihnen seit unserem letzten Treffen ergangen?«
    »Mal besser, mal schlechter. Die Attacken kommen und gehen.«
    »Hat sich die Häufigkeit

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