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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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geändert?«
    Sie nickte. »Sie kommen häufiger – und sind heftiger.«
    Der Kessel rumpelte, Dampf trat aus der Tülle, er stellte das Gerät aus. »Tee?«
    »Ja, gern.«
    Er schraubte den Deckel einer Glasflasche auf. »Mit oder ohne Milch?«
    »Mit Milch.«
    Er zog zwei Teebeutel hervor. »Die Wohnung hat Dreifachverglasung – ich kann Lärm nicht ausstehen. Ich habe einen Freund gefragt, der alles über Funksignale weiß – und nur für den Fall, dass sich unser Freund von letzter Woche hier herumtreibt, er wird uns nicht hören können.«
    »Mir ist niemand gefolgt.«
    Als er sie wieder ansah, wirkte sein Blick noch sorgenvoller.
    Plötzlich fühlte sie sich unwohl und ging in den großen Wohnbereich, weil sie Raum zum Atmen brauchte.
    Sie ging zu einer Reihe von Bücherregalen und las die Buchrücken einiger der Werke
. Organische Psychiatrie
, William Alwyn Lishman.
Risiko und Wahrscheinlichkeit
, Dr. David Veale.
Die soziale Transformation der amerikanischen Medizin
, Dr. Zara Cholimsky.
Gesundheit und der zirkadiane Zyklus des Menschen
, Dr. Oliver Cabot.
    Sie zog den letzten Band hervor, drehte ihn um und betrachtete das Foto auf dem Einband. Ein kleines quadratisches Schwarzweißfoto, auf dem Oliver sehr ernst wirkte. Keine gute Aufnahme. Sie fing nichts von seinem lebendigen Wesen ein, nichts von der Leidenschaft für das Leben, die er ausstrahlte. Sie schlug das Buch auf und warf einen Blick auf die Inhaltsangabe, doch sie war zu nervös, um darin zu lesen. Ihre Augen huschten nur über die Wörter.
    Oliver kam aus der Küche, in der Hand zwei Becher. Sie setzten sich in zwei tiefe Sofas und sahen auf die Skyline Westlondons. Oliver beugte sich vor und musterte Faith.
    Sie hielt den heißen Becher in ihren etwas zittrigen Händen und sagte, um die innere Anspannung zu lindern: »Also, nun erzählen Sie mal: Wie viele Stunden habe ich noch zu leben?«
    Ein dünnes Lächeln, dann wirkte er wieder sehr ernst. »Viele, Faith. Aber Ihre Tests sind nicht gut ausgefallen, und darauf müssen wir uns einstellen.«
    Es schien, als würde etwas Licht aus dem Raum entweichen, als hätte sich der Himmel plötzlich bewölkt. »W-was haben die Tests gezeigt?«
    »Hat Dr. Ritterman Ihnen
irgendetwas
gesagt?«
    »Nein. Nachdem ich ihn am Freitag angerufen und seine Sekretärin zusammengestaucht hatte, hat er Ross angerufen. Er hat ihm gesagt, ich hätte irgendeinen Bazillus, eine Touristenkrankheit, und mir ein Antibiotikum verschrieben.«
    »Haben Sie es dabei?«
    Sie öffnete ihre Handtasche und reichte ihm das Arzneimittelfläschchen von Moliou-Orelan.
    Er las die Aufschrift. »Hat Dr. Ritterman Ihnen das gegeben?«
    »Ja – über Ross.«
    Er schüttelte eine Kapsel auf die Hand. »Wie oft sollen Sie die nehmen?«
    »Zwei Stück, dreimal am Tag.«
    »Faith, was hat Ross Ihnen gesagt, was die hier sind?«
    Beunruhigt von seinem Tonfall, antwortete sie: »Ein neues Antibiotikum.« Heißer Tee schwappte über den Becherrand und auf ihre Hand, sie stellte den Becher auf einen Untersetzer. »Kennen Sie es?«
    »Ich kenne Moliou-Orelan, sicher, aber dies ist ein neues Medikament, das noch nicht auf dem Markt ist – es hat noch nicht einmal einen Markennamen, nur einen Code. Hat er Ihnen gesagt, dass Sie an einer klinischen Versuchsreihe teilnehmen?«
    »Nein.«
    Oliver betrachtete die Kapsel eine Weile. »Hat Ross Ihnen gegenüber jemals etwas namens Lendtsche Krankheit erwähnt?«
    »Ich glaube nicht, nein. Was ist das?«
    »Sie haben sie, Faith. Ich wünschte zutiefst, dass es nicht so wäre, aber es ist der Fall.«
    Sie forschte in seinem Gesicht nach Trost, und zum ersten Mal spürte sie keinen. Draußen, irgendwo jenseits der Ruhe des Zimmers, heulte eine Sirene. Und tief in ihrem Herzen heulte ebenfalls eine Sirene, die sie innerlich erzittern ließ. »Was ist die Lendtsche Krankheit? Ich möchte alles darüber erfahren. Bitte sagen Sie mir die Wahrheit. Sagen Sie mir alles, was Sie wissen.«
    Langsam und in einem so positiven Licht wie irgend möglich klärte er sie auf.

[home]
    48
    D er Zuhältertyp öffnete Ross die Autotür, nahm ihm die Aktentasche ab und deutete warnend auf einen Poller, neben dem der Mercedes gefährlich nahe stand. Ross trat aus der klimatisierten Luft auf den Hafendamm von Puerto Banus, in die gleißende Sonne und eine salzige, vom Geruch nach Tauwerk und Bootsfarben getränkte Brise. Er war schon einmal hier gewesen, vor ungefähr 15 Jahren, zu einem Golf-Wochenende unter

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