Mein Blut für den Teufel
den Poren trat. »Nur weiß ich nicht, ob Asmodis damit einverstanden sein wird. Er will mein Blut und bestimmt nicht das Blut eines Toten, verstehen Sie?«
»Das ist mir gleich.«
»Dann hätte er mich ja gleich umbringen können«, setzte ich rasch hinterher.
Costello schien zu überlegen. Jedenfalls war der Druck an meiner Wange nicht mehr so stark. »Okay, Sinclair, vielleicht hast du recht. Ich schwöre dir, wenn du noch einmal diese verdammten Worte sprichst, werde ich abdrücken. Dann zerreißt dir die Kugel das Hirn!«
»Ja, ich habe verstanden…«
Logan Costello nickte. Diese Bewegung übertrug sich auch auf den Waffenlauf. An meiner Wange begann er zu zittern. Ich rechnete damit, dass er das Kreuz jetzt an sich nehmen würde, das tat er nicht. Wahrscheinlich traute er sich nicht, das Kruzifix anzufassen, seine Kraft musste ihm unheimlich vorkommen.
Er brauchte es auch nicht. Seine Aufgabe war eine andere, und die hatte ihm der Teufel genau dargelegt. Die Waffenmündung blieb auch an meiner Wange, als er sich ein wenig drehte und den freien Arm ausstreckte.
Sein Ziel war die Schlauchklemme. Und die drehte er auf. Ich hörte sein Lachen und sah gleichzeitig, wie die ersten Tropfen Blut in den Schlauch drangen…
***
Hoch über der Nordsee und nahe der Insel Island bildeten sich die ersten Wolken. Grandiose, düstere Berge, die von Minute zu Minute mehr Kraft bekamen, sich über dem Meer noch weiter verdichteten und von einem orkanartigen Sturm erfasst wurden, um westwärts getrieben zu werden. Sie segelten über die rauhe See hinweg, bekamen einen leichten Drall nach Süden und nahmen Kurs aufs Festland. Es waren die ersten Herbststürme, die mit Urgewalten über die Inseln herfielen und auch größere Landmassen nicht verschonten. Schottland stand ihnen als Bollwerk entgegen. Hohe Berge stemmten sich an, uralte Bäume bogen sich im heulenden Wind. In den oberen Luftschichten waren die Temperaturen stark gefallen, so dass die Niederschläge dort durchweg als Schnee fielen. Die Gipfel der Berge zeigten schon bald weiße Kuppen.
Vorboten des Winters.
In tieferen Lagen fiel wolkenbruchartiger Regen. Bäume, die den Gewalten nicht widerstanden, knickten um wie Streichhölzer. Auch durch die Straßen und Gassen der Ortschaften wirbelte der Sturm. Die Menschen blieben in den Häusern, sie waren es gewohnt und richteten sich darauf ein. Manche empfanden das Klatschen der Regentropfen auf Dächern und gegen Scheiben sogar als beruhigend. Hoch oben in den Bergen, aber noch unterhalb der Gipfelhöhen lag das Kloster St. Patrick. Auch hier wütete der Sturm, brachte Kälte mit, so dass ein blasser Schneeregen schräg gegen die Mauern und in den Innenhof des Klosters fegte.
Der Schneeregen riss alles um, was nicht befestigt war. Sogar einen Holzbalken hatte er umgekippt, der träge über den Hof rollte. Er jaulte um den Brunnen, tobte in den Kronen der Bäume und riss fast wütend das Laub herab.
Die Mönche hatten sich hinter den Klostermauern verborgen. Selbst das fast schrille Läuten der Kapellenglocke wurde vom Heulen des Sturms übertönt. Das Abendgebet hatten die Mönche bereits gesprochen. Einige von ihnen gingen wieder ihrer Arbeit nach, andere lasen und frönten ihren Hobbys.
Es waren ausgesuchte Männer, die in der Stille des schottischen Berglandes ihr Leben verbrachten. Obwohl sie dort einsam lebten, waren sie nicht weltfremd, und seit neuestem besaßen sie sogar ein Telefon. Die Leitung war hochgelegt worden und an ein Ortsnetz angeschlossen. Der schwarze Apparat stand im Zimmer des Abts.
Vor einigen Jahren noch wäre so etwas unmöglich gewesen, aber es hatten sich Dinge ergeben, die es nahezu notwendig machten, über ein Telefon zu verfügen.
Das Kloster St. Patrick, das gewissermaßen fern jeglicher Zivilisation lag, war gleichzeitig ein Bollwerk gegen das Böse. Die hier lebenden Mönche wussten, dass Dinge existierten, für die es kaum Erklärungen gab. Sie waren zu Beginn der Welt entstanden, als sich die Begriffe Gut und Böse hervorkristallisierten.
Das Kloster war schon des öfteren von dämonischen Mächten attackiert worden, hatte aber jeden Sturm überstanden und konnte als Bollwerk des Guten bezeichnet werden.
Jeder Mönch, der hier wohnte, wusste von seiner besonderen Verantwortung, die er zu tragen hatte. Und in letzter Zeit war die Verantwortung noch größer geworden, denn das Kloster beherbergte einen Gast. Eine blonde Frau, die in einer abgeteilten Kammer lag, mehr tot
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