Mein Blut für den Teufel
als lebendig wirkte und regelrecht vor sich hin vegetierte. Ein Mann zeigte sich für sie verantwortlich. Es war der Pater lgnatius. Er, ein Freund des Geisterjägers und Hersteller der geweihten Silberkugeln, hatte nicht nein sagen können, als John Sinclair mit der Bitte an ihn herangetreten war, Jane Collins aufzunehmen. Und so lag sie schon seit einigen Wochen da, wobei sich nichts an ihrem Zustand geändert hatte.
Auch der Pater war nach der Abendmesse noch in seine Schmiede gegangen, da er einiges richten wollte. Er schmiedete wie in uralten Zeiten. Jedes Stück war reine Handarbeit.
Gegen den Schneeregen hatte er sich angestemmt, die Tür geöffnet und schnell wieder hinter sich zugeschlagen.
In der Schmiede war es düster geworden. Er hörte das Heulen des Sturms. Die Laute drangen durch den Kamin, sie fuhren in die Flammenreste hinein, wühlten sie hoch und schleuderten die glühenden Teilchen in den Raum hinein. Pater Ignatius löschte den Rest des Feuers, indem er einen Eimer Wasser darüber kippte. Er hatte die alte Sturmlaterne angezündet. Einige Fenster waren noch nicht geschlossen. Auch durch die schmalen Öffnungen pfiff der Wind und brachte die nassen, schweren Schneeflocken mit, die in das Gesicht des Mönchs klatschten, als er sich nahe der Fenster aufhielt. Er schloss sie, räumte noch einiges zur Seite und deckte die Silberbarren ab, aus denen er die Kugeln herstellte.
Dann verließ er die Schmiede.
Der Pater hatte sich sonst immer in seine Studierstube zurückgezogen. Seit die Frau sein Gast war und unter seiner Verantwortung stand, hatte sich sein abendlicher Rhythmus geändert. Er war nicht mehr für sich allein verantwortlich, jetzt musste er sich auch um seinen Gast kümmern. Sein erster Weg führte ihn in die Küche. Dort wurde er bereits erwartet. Der Koch putzte die beiden großen Herdplatten und schaute den Pater fragend an. »Du hast dich verspätet, Bruder Ignatius.«
»Es war der Sturm. Ich musste in meiner Schmiede noch etwas richten. Tut mir leid.«
»Ich habe etwas von dem Essen für dich warmgehalten.«
»Das ist sehr nett von dir.« Der Mönch deutete auf den verschlossenen Topf. »Was ist es denn?«
»Gemüse mit Hammelfleisch.«
»Das wird ihr schmecken.«
Der Koch holte ein Tablett. »Sag mal, wie lange wird sie noch bleiben?«
»Das hängt nicht von uns ab.«
»Sondern?«
Ignatius hob die Schultern. »Das sind Dinge, auf die wir keinen Einfluss besitzen, musst du wissen. Sie werden uns von anderen diktiert.«
»Meinst du deinen Freund John Sinclair?«
»Auch.«
Der Koch merkte, dass der Pater nicht so gern Auskünfte erteilte und hielt deshalb den Mund.
Er hatte das Tablett gefüllt und stellte es Ignatius auf die ausgebreiteten Arme. Danach öffnete er ihm die Tür. Es war still im Kloster. Die Mönche saßen in ihren Zellen und beschäftigten sich. Hin und wieder drang ein schwacher Lichtschein unter einer Türritze hervor und malte einen schmalen hellen Streifen auf die blanken Fliesen.
Erhellt wurde der Flur durch Kerzenlicht. Die Kerzen selbst standen in bodentiefen Ständern und schauten nur mehr mit ihren Dochten hervor, um die herum die Flammen tanzten.
Zielstrebig lief Pater Ignatius durch den Gang. Er musste ihn bis zu seinem Ende durchgehen. Erst dort konnte er seine Schritte in den Anbau lenken. Da lagen die Gästeräume. Es kam hin und wieder vor, dass Wanderer aufgenommen wurden, die sich verlaufen hatten oder einen Schlafplatz für die Nacht suchten.
In einem solchen Raum oder Zimmer lag auch die Frau. Der Pater drückte die Klinke mit dem Ellbogen nach unten und konnte die schwere Tür dann aufstoßen, ohne das Tablett aus den Händen legen zu müssen.
Wie immer knarrte die Tür ein wenig in den Angeln, auch dieses Geräusch wurde von der apathisch daliegenden Jane Collins nicht vernommen.
Die Zellen der Mönche verfügten über elektrisches Licht. Dieser Anbau nicht. Wer hier übernachtete, wollte nicht lesen, nur schlafen. Vom Flur fiel noch schwacher Kerzenschein in das Zimmer der Stille. Nur die Schritte des Mönchs waren zu hören. Er ging zum Tisch, stellte das Tablett dort ab und zündete das Öllicht an. Als er den Zylinder der Lampe abhob und der Docht Feuer gefangen hatte, zuckte das weiche Licht auch über das Gesicht der liegenden Frau.
Ihre Züge sahen sehr weich aus. Die Lippen lagen zwar aufeinander, dennoch sah das Gesicht aus, als würde die blonde Frau lächeln. Ein positiver, optimistischer Gesichtsausdruck, wie der
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