Mein Blut für den Teufel
Er fing ihn auf und übergab ihn einem seiner Männer.
»Sollen wir den Keller stürmen?« fragte er dann.
Suko war dagegen.
Auch Sir James. Er sprach seine Gedanken aus. »Nein, das soll Inspektor Suko erledigen.«
»Allein?« Ganser wunderte sich.
Sir James nickte dem Chinesen zu. »Gehen Sie, Suko, und viel Glück dabei!«
»Danke, Sir.« Er schaute auf seine Uhr. »Wie lange geben Sie mir?«
»Wenn Sie uns nicht verständigen, kommen wir in einer Viertelstunde nach.«
»In Ordnung, Sir!« Suko war froh über das Vertrauen, das man in ihn setzte, auch wenn es Lew Ganser nicht gefiel, denn schon auf der Treppe hörte der Inspektor die Stimme des Einsatzleiters.
»Das hätte ich nicht gemacht. Wir kennen uns aus, wir…«
»Und ich kenne meinen Mann!« erklärte Sir James. »Er gehört zu den besten, verlassen Sie sich darauf!«
Keiner sah, dass Suko über dieses Lob rot wurde. Er hatte seine Beretta gezogen. Auch mit geweihten Silberkugeln konnte man auf Mafiosi schießen, sollte sich dies als notwendig erweisen. Sehr vorsichtig schritt er die graue Betontreppe in den Keller hinunter. Hier unten war alles grau. Das fing bei den Stufen an, setzte sich an den Wänden fort und hörte auch nicht unter der Decke auf, die ebenfalls eine graue Farbe zeigte.
Suko bemühte sich, so geräuschlos wie möglich zu gehen. Er lauschte auch in die Tiefe. Kein Geräusch klang ihm entgegen. An der Decke brannten Lampen. Kaltes Leuchtstoffröhrenlicht fiel auf die Gestalt des Inspektors und ließ sie unnatürlich konturenscharf aussehen. Schnörkellos wand sich die Treppe in die Tiefe. Suko konnte in einen leeren Gang schauen, der sich nahtlos nach der letzten Stufe anschloss. Obwohl es eine völlig normale Umgebung war und eigentlich atypisch für Horror-oder Gruselatmosphäre, spürte Suko das kalte Gefühl im Nacken, das bei ihm eine Gänsehaut erzeugte.
Er ahnte, dass er dicht vor einer entscheidenden Begegnung stand. Nur wusste er nicht, wie diese Begegnung aussehen würde. Der Inspektor rechnete mit allem, auch mit dem Schlimmsten.
Er blieb am Ende der Treppe stehen. Auf der rechten Gangseite befanden sich Türen. Seltsamerweise aus Stahl oder Metall. Costello schien dort etwas verbergen zu wollen.
Der Chinese probierte die Klinken der ersten beiden Türen durch und fand sie verschlossen.
Die dritte Tür stand offen. Sie lag auch tiefer im Gang, die Distanz zwischen ihr und der zweiten war wesentlich größer. Suko hielt sich dicht an der Wand, als er sich der Tür näherte. Er hatte sie noch nicht erreicht, da vernahm er die Stimme, die ihm sehr bekannt vorkam.
Costello, Londons Unterweltboss, sprach. »Wer immer du bist, komm ruhig näher und schau es dir an.«
Das tat Suko. Mit schussbereiter Waffe und einem noch unangenehmeren Gefühl in der Magengegend drückte er sich um die Türecke, schaute in einen schwach erleuchteten Kellerraum und sah eine Szene, die ihm wie ein Tiefschlag vorkam.
Gefesselt lag John Sinclair auf einer Pritsche. Dicht neben ihm stand Logan Costello. In der Hand hielt er einen schweren Revolver, dessen Mündung gegen Johns Stirn drückte…
***
Der alte Dämon lebte noch immer!
Es war kein Leben mehr im eigentlichen Sinne, nur mehr ein Dahinvegetieren, ein Siechen, ein letztes Aufzucken vor dem allmächtigen Tod, der grausamen Vernichtung. Sein Kopf wirkte wie ein hölzernes Relief, in dessen Furchen und Spalten sich das eingetrocknete Blut befand. Die ihn umgebenden vier gläsernen Spinnen pumpten weiter verbrauchtes Blut durch die Fäden ihrer Netze in den von Todesqualen geschwächten Körper, ohne ihn jedoch stärken zu können. Auch Gorgos lauerte. Immer öfter streckte der Gläserne seine Fühler aus, ließ die langen Fäden nach unten gegen das Netz fallen, und diesmal dauerte es schon länger, bis sie sich auflösten. Auch die Kraft des Netzes schwand.
Bis zu dem Augenblick, als aus der Unendlichkeit ein feuriges Etwas erschien, brüllend und eingetaucht in eine wirbelnde Mauer aus hellen Flammen. Asmodis!
Er war plötzlich da, sein Lachen verhallte im Nichts, dennoch hatte es sich triumphierend angehört, und er plusterte sich vor dem liegenden Dämon auf.
»Ich habe ihn!« meldete er. »Du wirst das Blut des Gerechten bekommen, das allmählich dein Stundenglas füllt…«
Diese Nachricht gab dem Dämon noch einmal Kraft. Fast schien es so, als wollte er sich aufrichten, und er schaute dem Satan in das von kaltem Feuer umkränzte Gesicht.
»Wann kommst du mit ihm
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