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mein buch vom leben und sterben (German Edition)

mein buch vom leben und sterben (German Edition)

Titel: mein buch vom leben und sterben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dada Peng
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clubs unsicher. und aus dieser sommerlichen party-stimmung wurde ich dann recht unvorbereitet herausgerissen ...
     
    etwa vier wochen, bevor mein vater seine krebs-diagnose bekam, fuhr ich von bochum zurück nach dortmund. als ich die abfahrt von der a45 nachhause nahm, direkt in der ausfahrtskurve, überkam mich ohne erklärbaren grund eine tiefe traurigkeit, und ich dachte: »würde meinem vater etwas zustoßen, könnte ich das nicht überstehen.«
    ich habe diese situation erst später richtig einordnen können. in dem moment dieses gedankens holte ich einfach nur tief luft, hielt an der Ampel an, legte club sounds 5 in den cd-spieler und drehte die musik so weit auf, bis diese ahnung, die mich überkommen hatte, verschwunden war.
     
    vier monate nachdem ich diese ausfahrt genommen hatte, starb mein vater.
     
    in dieser lebenssituation suchte ich immer wieder nach gesprächspartnern, um das erlebte zu teilen, um mich mitzuteilen. doch die meisten meiner freunde hatten bestenfalls den großvater oder die großmutter sterben sehen, und zwischen der houseparty am freitag und der nächsten am samstag fanden sich auch kaum möglichkeiten, über dieses thema, über meinen vater irgendwie ins gespräch zu kommen.
     
    und so begann ein gespräch mit einer meiner besten freundinnen almut, die mir nicht nur durch ihre künstlerische seele sehr nah ist. nach unser beider überzeugung teilen wir vorherige leben und so auch das, was wir in dieser welt gemeinsam haben. unser gespräch dauert nun schon 12 jahre an, und jedes einzelne wort trage ich in einer geklauten rewetüte bei mir.
     
    mit ihr sprach ich stundenlang, tagelang über das leben, den tod meines vaters, wir schenkten uns gegenseitig bücher von rainer-maria rilke, elisabeth kübler-ross und iyanla vanzant.
    ihr ehemann hatte es während unserer gespräche, die wir entweder am telefon oder an ihrem großen esstisch führten, nicht leicht.
     
    silvester 2010 verunglückte der mann meiner freundin tragisch und starb nach einigen tagen im krankenhaus. es folgten wochen, die viel zu diesem buch beigetragen haben.
     
    ich möchte hier die grabrede, die ich bei seiner beerdigung hielt, mit dir teilen.
     
    sie entstand im januar 2010 in einem café in bochum und ist mir aus den händen geflossen, direkt in mein kleines notizbuch.
     
    »Lieber Udo, liebe Almut, liebe Familie und Freunde,
     
    unser aller Lebenswege, so unterschiedlich sie bisher auch gewesen sein mögen, haben uns heute hier zusammengebracht, um uns von einem Menschen, der uns allen am und im Herzen liegt, zu verabschieden.
     
    Wir sind heute hier, um diesen für uns schweren Weg gemeinsam zu gehen und diesen Tag, so schwer er ist, zu teilen und ihn so für jeden Einzelnen von uns ein Stück weit erträglicher zu machen.
     
    Und doch, egal, was wir uns heute sagen, egal, wo wir Trost suchen und auch Trost finden werden, egal, woran wir glauben oder auch nicht, heute hier stehen, das möchte keiner von uns, und es fällt sehr schwer.
     
    Ich musste die letzten Tage oft an etwas denken, dass Susanne, die Udo von uns allen als letzte gesehen hat, sagte: »Udo hat ausgesehen, als sei er bereit gewesen zu gehen.« Sicherlich, hätte Udo wählen können, sähe dieser Tag für uns alle heute anders aus, aber diese Worte von Susanne habe ich für mich so verstanden, dass Udo mit sich im Reinen war, mit seinem Leben zufrieden und somit frei , diesen
Weg, der unvermeidlich einmal auf jeden von uns zukommt, zu gehen. Es war ein Leben, in dem gesagt wurde, was gesagt werden sollte und in dem getan wurde, was getan werden wollte. Dankbar für die Zeit, die er mit jedem Einzelnen von uns geteilt hat.
     
    Ich habe in der letzten Woche viel Zeit mit Almut verbracht und viel Zeit auch in Udos und Almuts Zuhause verbracht. Wir haben viel über Udo gesprochen, viel geweint, aber auch an tolle Abende, Gespräche und an die vielen schönen Momente mit Udo gedacht. Und ich persönlich hatte ganz oft das Gefühl, Udo ist jetzt hier. Er ist in der Nähe. Und es geht ihm gut. Ich kann dieses Gefühl nicht erklären, und ich konnte Udo auch nicht so sehen, wie ich es noch vor kurzem getan habe, als wir gemeinsam meinen Geburtstag bei Almut und Udo zuhause gefeiert haben, und dennoch bin ich überzeugt, er war da, so, wie ich auch jetzt überzeugt bin, dass er bei uns ist.
     
    Wenn ich in einem Zimmer das Licht ausschalte, dann kann ich das Licht auch nicht mehr sehen, es nicht mehr wahrnehmen; ich mag denken, es ist

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