mein buch vom leben und sterben (German Edition)
mich voll, mein baby, mein schatz!
die größte liebesgeschichte meines lebens
ein freund brachte paula aus spanien mit, als sie ungefähr acht wochen alt war.
er fragte, ob ich ein paar tage auf den kleinen hund aufpassen könne, da er versuchen wolle, eine geeignete familie für ihn zu finden. er drückte mir das kleine bündel in die hand und sagte: »hier, ist n junge, hat aber noch keinen namen.«
ich war damals beruflich sehr eingespannt, und obwohl ich hunde liebe, kam ein haustier für mich eigentlich nicht infrage.
doch da saßen wir nun, der kleine furz und ich. auf meiner neuen, schneeweißen couchlandschaft. und dann krabbelte er auf mich drauf, leckte mir durchs gesicht und schlief ganz zufrieden zwischen meinem hals und meiner rechten schulter ein. und ich auch. als ich wieder aufwachte, wusste ich, dass ich künftig bei jedem aufwachen dieses kleine wesen sehen wollte. und ich wusste, ihm ging es ebenso. gegenseitige liebe und fürsorge ist eine ganz wunderbare erfahrung, mit wem auch immer man sie teilt.
ich beschloss, ein cooles körbchen zu kaufen, vergewisserte mich, dass meine mutter ab und an die obhut übernehmen könne und richtete direkt abends ein klingelschild an der haustür ein: dada & paul! ja, das gefiel mir. von jenem tag an sollten wir für die nächsten 4,5 jahre unzertrennlich sein.
es folgte eine schwierige berufliche und künstlerische zeit, mit vielen entbehrungen. doch sobald ich auch nur den hausflur betrat, freute ich mich darauf, die tür zu öffnen und meinen hund vor freude wie bambi durch die wohnung springen zu sehen. und witzigerweise bemerkte ich erst viel später, dass paul eine paula war ☺. eigentlich konnte man es ihr ja im gesicht ansehen und an ihrem wesen spüren. natürlich, ein mädchen. und was für eins. ne richtig coole war das. wild, wunderhübsch, hatte was divenhaftes hier und da, und vor allem war sie einfach nur glücklich. eine amerikanerin, die wir mal beim spazierengehen trafen, brachte es auf den punkt: »oh my god, i have never seen such a happy dog.«
im oktober 2006 war ich mit meinem pianisten jan giffhorn in köln auf dem ring im woyton zum frühstück verabredet. es war paulas
und mein stammcafé. wir waren fast jeden tag dort und kannten die belegschaft, die anderen stammgäste, und ich liebte die atmosphäre dort. sehr viele kreative menschen, die den ort quasi als »office« nutzten.
paula rannte immer von einem tisch zum anderen oder machte es sich neben mir auf dem ledersofa gemütlich, während ich am laptop schrieb.
es war ein wirklich glasklarer, sonniger sonntagmorgen. ich hatte paula tage zuvor bei american apparel ein hundeshirt gekauft, das ich ihr anziehen wollte. allerdings sah sie genauso reingepresst darin aus wie ich in den meisten shirts aus diesem laden, und so ließ ich madame auch an jenem morgen ihr haar offen tragen.
als wir kurz vor elf ins woyton kamen, war sehr wenig betrieb. ich baute meinen laptop auf und holte uns erst einmal einen earl grey tee und den wassernapf. drei meiner freunde kamen gerade von der greenkomm, einer after-hour-house-party, die direkt in einem club gegenüber stattfindet.
es gab ein kurzes hallo, einer von ihnen spielte mit paula. aber der drogenkonsum der drei hatte noch immer seine wirkung, und so war ein richtiges gespräch nur eingeschränkt möglich. ich unterbrach ganz kurz das morgendliche geplänkel und blickte zu paula, die keine zwei meter rechts von mir stand. unsere blicke trafen sich (ein letztes mal). ich spürte auf einmal wieder dieses große unwohlsein und schrieb dies zunächst meinen noch immer auf drogen kommunizierenden freunden zu. doch es war mehr als das. wie damals bei meinem vater hatte ich eine ahnung. eine ahnung von dem, was geschehen würde.
ich drehte mich wieder meinem kumpel zu, um das gespräch fortzuführen. ein weiterer gast betrat das woyton und ließ die tür weit offenstehen. zwei sekunden später blickte ich zur tür und sah, wie paula wie vom blitz getroffen geradewegs auf den ring zulief, so, als hätte ich einen ball oder einen stock geworfen und gerufen: »los, lauf!« ich sah noch, wie sie von einem kleinen auto erfasst wurde und wusste sofort, dass ab nun nichts mehr so sein würde, wie es einmal war.
paula (born 2002 died 2006)
ich rannte direkt hinterher. sie lag regungslos auf der straße. äußerlich unverletzt. dafür bin ich noch heute so unendlich dankbar. dass ich meinen kleinen hund
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