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Mein digitales Ich

Mein digitales Ich

Titel: Mein digitales Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ariane Christian u Greiner Grasse
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entsprechenden Unternehmen arbeiten deshalb an Auswertungs- und Sortierprogrammen, die zum Beispiel den Fokus auf häufig besuchte Orte oder regelmäßig getroffene Personen legen und beim späteren Betrachten der Bilder eine individuelle Vorauswahl treffen und eine Sortierung auf bestimmte Ereignisse vornehmen. Ein ähnliches System wird bereits im sozialen Netzwerk Facebook verwendet. Facebook listet in der Chronik automatisch sogenannte persönliche Highlights aus dem eigenen Leben auf. Welche Bedingungen genau bei der Bestimmung der Relevanz eine Rolle spielen, bleibt jedoch das Geheimnis der Netzwerk-Macher. In einer womöglich lebenslangen digitalen Fotosammlung könnte eine ausgeklügelte Bild-Software an Ihrem Geburtstag beispielsweise die schönsten Geburtstagsfotos der vergangenen Jahre anzeigen. Wenn Sie im Urlaub nach Paris fahren und am Eiffelturm entlangschlendern, könnte Ihnen die Bildauswahl die persönliche Perspektive aus der Vergangenheitzeigen, vorausgesetzt, Sie waren bereits an dem besuchten Ort und hatten die Kamera dabei.
    Den Alltag in Bildern zu archivieren und dadurch in gewisser Weise nie wieder zu vergessen, ist allerdings kein neues Konzept. Schon in den Siebzigerjahren entwickelte der Amerikaner Steve Mann, heute Informatik-Professor an der Universität Toronto, tragbare, computerähnliche Geräte, die mit einer Kamera sein komplettes Leben filmten. Im Laufe der Jahre wurden seine selbstgebauten Computer-Kamera-Helme immer kleiner und leistungsfähiger. Der US-amerikanische Forscher und Microsoft-Mitarbeiter Gordon Bell hat die Idee des sogenannten Lifeloggings weiter vertieft, indem er von 2001 bis 2007 in einer ständig digital präsenten Always-on-Manier u. a. sämtliche Schriftstücke, Fotos, Videos und Aufnahmen seines Anrufbeantworters digital archiviert hat und von Computerprogrammen strukturiert auswerten ließ. Die Ergebnisse seines »MyLifeBits« getauften Forschungsprojekts veröffentlichte er in den Büchern Total Recall (2009) und Your Life, Uploaded (2010). Darin prophezeit er die seiner Meinung nach bevorstehende Revolution eines 100-prozentig digitalisierten Lebens.
    Die Kraft des alltäglichen Fotos wird übrigens auch von der Kunst erforscht. Der New Yorker Fotograf Noah Kalina schießt seit der Jahrtausendwende täglich ein Selbstporträt und lädt jedes Foto von sich ins Netz. Aus den Einzelbildern komponiert er anschließend Zeitraffervideos, in denen man Kalina in wenigen Minuten um Jahre altern sehen kann. Inzwischen hat er damit viele Nachahmer gefunden. Das tägliche digitale Selbstporträt hat sich zu einem eigenen Genre entwickelt, das demBetrachter aus einer faszinierenden, zeitlich verzerrten Perspektive einen völlig neuen Blick auf ein Menschenleben ermöglicht und gleichzeitig einen kleinen Eindruck von der technologisch initiierten Wahrnehmung des Selbst vermittelt.
Sprechen in Zahlen
    Die Kommunikationsleistung des Menschen nimmt stetig zu, vor allem die technisch vermittelte Kommunikation. Heute ist das Mobiltelefon für viele zum Knotenpunkt der persönlichen Unterhaltung geworden. Telefonate, E-Mails, SMS, Chatnachrichten: Informationen und Mitteilungen zwischen Menschen sind im ständigen Fluss und komplett im Alltag integriert. Aber wie genau läuft dieser Kommunikationsalltag eigentlich ab? Um das herauszufinden, gibt es sogenannte Device Tracker. Installieren Sie eines dieser kleinen Programme auf Ihrem Smartphone, analysiert es Ihre persönliche Kommunikationsleistung, indem es sämtliche Informationsein- und Ausgänge Ihres Telefons protokolliert und grafisch aufbereitet. So wird zum Beispiel klar, mit wem Sie wann und wie lange in Kontakt waren und wie viel Zeit Sie am Telefon oder vor dem Computer verbracht haben. Neben einer genauen Auflistung von ein- und ausgehenden Telefonaten stellen Programme wie »Current Caller ID« eine visuelle Aufbereitung der SMS-Gewohnheiten bereit, berechnen den Anteil der getätigten und verpassten Anrufe, analysieren Zusammenhänge zwischen Anrufbeantworter-Nachrichten und Rückrufraten. So entsteht ein individuelles, einfach nachzuvollziehendes Kommunikationsprofil sowieeine Liste von Personen, mit denen Sie am häufigsten in Kontakt stehen. Zusätzlich wird abgebildet, zu welcher Tageszeit Sie die meisten Gespräche geführt haben und wann Sie am besten zu erreichen sind.
    Ein Forschungsprogramm der Universität Cambridge geht noch weiter: Das »Device Analyser« getaufte Telefon-Analyse-Programm der

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