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Mein digitales Ich

Mein digitales Ich

Titel: Mein digitales Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ariane Christian u Greiner Grasse
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»Freunde« zu gewinnen. Die Forscher fanden heraus, dass es erschreckend einfach ist, Social Bots in soziale Netzwerke einzuschleusen, da viele Nutzer ihr Verhalten als glaubwürdig ansehen. Etwa ein Fünftel solcher Freundschaftsanfragen wurde in der ersten Testphase von den menschlichen Nutzern angenommen. In der darauffolgenden Phase, in der die Bots Freunde neugewonnener Kontakte anfragten, stieg die Akzeptanz sogar auf knapp 60 Prozent.
    Computer können aber nicht nur das menschliche Verhalten nachahmen, sondern haben sogar gelernt, unsere natürlichen Sinne zu kopieren. Sie verstehen immer besser das gesprochene Wort und können sogar zwischen Musik und Sprache unterscheiden. Mit anderen Worten: Sie hören. Auf die Frage »Wann fährt der nächste Zug nach München?« antworten moderne Smartphones innerhalb von Sekunden und listen einen aktuellen Fahrplan auf. Das Sehen beherrschen sie dank digitaler Kameras und spezieller Bildverarbeitungsprogramme. So lassen sich beispielsweise moderne Telefone per Gesichtserkennung entsperren. Ein Blick auf das Display genügt, und das Gerät scannt das Gesicht und gleicht es mit einem vorher gespeicherten Foto des Besitzers ab. Ähneln sich die Bilder, gibt das Programm das Telefon zur Benutzung frei.
    Beim Sehen und Hören wird es allerdings nicht bleiben. IBM geht davon aus, dass Computer innerhalb der nächsten fünf Jahre sämtliche menschlichen Sinne verstehen und simulieren können. Das prophezeit das Unternehmen in seinen Ende 2012 vorgestellten »5 in 5«-Zukunftstrends, einer jährlichen Prognose für technologische und gesellschaftliche Innovationen, die sich nach Einschätzung der Forscher und Entwickler in näherer Zukunft durchsetzen werden. In gewisser Weise besitzen unsere mobilen Computer bereits heute eine breitgefächerte Sinnlichkeit. Durch die integrierten Ortungschips, Lage-, Bewegungs- und Beschleunigungssensoren können sie sich sogar blind im Raum orientieren und innerhalb von wenigen Augenblicken Aufenthaltsort, Geschwindigkeit und Lage ermitteln. In den meisten Fällen sogar schneller und zuverlässiger als wir.
    Werden Computer uns bald in sämtlichen Bereichen ersetzen? Und was geschieht, wenn es so weit ist? Moshe Vardi, ein international anerkannter Informatikprofessor und Experte in den Bereichen »Logik in der Informatik, Komplexitätstheorie und Multi-Agenten-Systeme«, hat sich im US-Magazin Atlantic zu den möglichen Implikationen des uns bevorstehenden Maschinen-Zeitalters geäußert und will eine breite Diskussion anregen, inwieweit wir Computern unsere Zukunft überlassen wollen. Wir haben Professor Vardi während einer Fachtagung in Chile via Skype sprechen können und wollten von ihm wissen, wie realistisch die Behauptung ist, dass Computer uns eines Tages in sämtlichen Bereichen überlegen sein werden.

    » Wir wissen ja, dass es bereits einen Computer gibt, der das kann. Wir nennen ihn das menschliche Gehirn. Wenn Sie den Menschen nicht als so eine Art metaphysisches Wesen begreifen, dann kann man durchaus argumentieren, dass in unserem Schädel ein biologischer Rechner steckt. Damit meine ich nicht, dass dieser Computer wie ein üblicher PC funktioniert, aber es handelt sich um ein physiologisches Gerät, das uns Intelligenz ermöglicht. Wir sind der lebende Beweis dafür, dass so eine Maschine funktionieren kann.«
    Teilen Sie die Meinung von Futuristen wie beispielsweise Ray Kurzweil, dass es grundsätzlich möglich ist, das menschliche Gehirn am Computer nachzubauen?

    »Viele von uns glauben das, ja. Ob es in zehn, 20 oder 100 Jahren so weit sein wird, ist schwer zu sagen. Vor 60 Jahren glaubte die Wissenschaft noch, man sei nur wenige Jahrzehnte davon entfernt, eine künstliche Intelligenz zu erschaffen. Heute haben wir zwar unglaublich rechenstarke Computer, aber überholt haben uns die Maschinen längst nicht in allen Bereichen. Obwohl der Fortschritt beeindruckend ist. Ich war dabei, als der Computer Deep Blue den Schachweltmeister Kasparow geschlagen hat. Ich konnte den Schock in Kasparows Gesicht ablesen, als er begriffen hat, dass er chancenlos ist. Er hatte vorher noch erzählt, dass ein Computer niemals einen Schachweltmeister schlagen könne.«
    Schach ist ein sehr geordnetes Spiel mit klaren Regeln, das sich mathematisch recht einfach abbilden lässt und somit geeignet ist, um von einem Computer »verstanden« zu werden. Glauben Sie, dass sich diese Überlegenheit auch auf andere Aspekte des Lebens übertragen

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