Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich (German Edition)
Und ich denke immer noch, dass sie dir nicht guttut.“
„Herrgott noch mal, Terry, du benimmst dich wie eine alte Glucke!“
Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, wünschte Joe sich, er könnte sie zurücknehmen. Er hatte Terry zwar nicht zum ersten Mal so genannt, aber dies war der denkbar schlechteste Zeitpunkt dafür.
„Gut, Joe“, sagte sie leise. „Tu, was du nicht lassen kannst. Lass dir ruhig noch mal das Herz brechen. Dann geht’s uns beiden scheiße.“
Sie stand auf und lief zu ihrem Wohnwagen, ohne sich umzudrehen.
Keri war schon wach und brachte im Geiste ihren Lebenslauf auf den neuesten Stand, als Joe ihr am nächsten Morgen auf den Hintern haute.
„Aufstehen, Baby. Um acht gibt’s Frühstück, und um Viertel nach leckt Kevin die letzten Krümel von den Tellern.“
„Mir egal.“ Sie hatte die schlimmste Nacht ihres Lebens hinter sich, und daran würden auch Pfannkuchen nichts ändern.
„Ich geh rüber. Wenn du nicht in ein paar Minuten drüben bist, schickt Ma die Jungs als Wecktrupp rüber. Nur, damit du Bescheid weißt.“
Nachdem Joe gegangen war, tauchte Keri unter der Bettdecke auf. Camping war das Allerletzte!
Als Joe gestern Abend in die Hütte zurückgekehrt war, hatte es keine zwei Minuten gedauert, bis er fest eingeschlafen war. Sie hingegen hatte sich auf ihrer lausigen Matratze herumgewälzt. Die Stille hatte sie wach gehalten. Eine Stille, die nur hin und wieder von Joes Schnarchen unterbrochen worden war – und von einem Geräusch, das verdächtig nach einem tollwütigen Waschbär geklungen hatte, der versuchte, in ihre Hütte einzubrechen.
Warum hatte sie sich bloß auf diesen wahnsinnigen Deal eingelassen? Das war eindeutig ein Fehler gewesen.
Jetzt in den Spiegel zu schauen war allerdings ein noch größerer Fehler. Gott, sie sah noch schlimmer aus, als sie sich fühlte.
Und es war kein Waschbecken in der Nähe. Keine Dusche. Und keine Toilette.
Ja, Camping war das Allerletzte. Das einzig Gute daran war, dass sie Joes Leiche im Wald vergraben konnte und niemand sie je finden würde.
Keri warf alles in eine Plastiktüte, was sie für ihren Ausflug ins Badehaus brauchte. Sie schlüpfte in ihre Joggingjacke und zog sich die Kapuze so tief wie möglich ins Gesicht. Dann öffnete sie die Tür.
Blitz.
„Sag Cheese!“
Kinder. Umbringen. Verboten.
„Wir beide müssen uns mal über Privatsphäre unterhalten, Bobby.“
„Tante Terry meinte, ich soll dir sagen, dass ich auch ein Parazappo bin.“
„Das heißt ‚Paparazzo‘, und ich bin keiner. Ich bin Journalistin, also kannst du deiner Tante Terry bestellen, das sie sich …“ Genau im richtigen Moment registrierte ihr Hirn den Duft von Kaffee. „Egal.“
„Gestern warst du viel hübscher.“
„Und du warst viel netter.“
Er grinste sie an und sah dabei genauso aus wie sein Onkel. „Granny sagt, dass das Essen bald alle ist und dass du bestimmt nicht mit leerem Magen rausfahren willst.“
„Ich will überhaupt nicht rausfahren“, erwiderte sie, doch Bobby war schon wieder losgerannt.
Sie schaffte es, in Windeseile zu duschen und den letzten Pfannkuchen und zwei Stücke Speck abzubekommen, bevor Kevin sie aufessen konnte. Zum Glück gab es reichlich Kaffee. Als die Jungs allmählich die Ausrüstung anschleppten, war Keri einigermaßen wach.
„Ich hab … Kopfschmerzen“, sagte Keri. Sogar in ihren eigenen Ohren klang die faule Ausrede schwach.
Joe nahm ihr den Becher aus der Hand und zog sie hinter sich her. „Du kannst erst mal bei mir mitfahren. Dann kriegst du ganz schnell raus, wie das geht.“
„Lieber nicht.“
„Du bist doch nicht etwa so ein verweichlichter Großstädter geworden, Mädchen?“, schaltete sich Leo mit seiner nicht zu überhörenden Stimme ein, während Terry sich ins Fäustchen lachte.
Keri hatte zwar ihr halbes Leben in Kalifornien zugebracht. Doch ein verdammter Großstädter war sie nicht, und das tat sie auch lautstark kund.
Daraufhin warf Terry ihr einen Helm zu, den Keri fing, ohne sich einen Fingernagel abzubrechen. „Beweis es“, forderte Joes Schwester sie auf.
Joe lächelte und flüsterte ihr ins Ohr: „Halt dich einfach an mir fest, Baby. Das klappt schon.“
„Wo ist das Klebeband?“, brüllte Terry, was Lisa zum Kichern brachte.
Keri bekam eine Gänsehaut, als sie Joes Atem an ihrem Ohr spürte. Heiße und kalte Schauer überliefen sie – auch bei der Aussicht auf Schlamm in den Haaren und zusammengeklebte Beine. Es war die reinste
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