Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich (German Edition)
sich sehr schnell fortbewegte – verschwunden war. Dann ging er zu den Schaukeln herüber. Er setzte sich vorsichtig auf die Schaukel neben Terry, um das Ding nicht in Bewegung zu versetzen. Von den blöden Dingern wurde ihm immer übel.
„Ich dachte, hier wäre es leichter“, meinte Terry, ohne vom Boden aufzuschauen. „Aber ich kann ohne sein Schnarchen nicht schlafen, und die Stille hier macht alles nur schlimmer.“
„Jeder wird verstehen, wenn du packst und nach Hause fährst. Jeder.“
Sie schnaubte. „Um euch hier eurem Schicksal zu überlassen?“
Es war der alte Drahtseilakt: Wie sollte er ihr klarmachen, dass sie alle inzwischen erwachsen waren – ohne ihr den Eindruck zu vermitteln, dass er die Arbeit nicht zu schätzen wüsste, die sie für die Familie leistete? „Eine vorübergehende Marshmallow- und Hotdogdiät wird keinen von uns umbringen.“
Als sie noch nicht einmal lächelte, fügten sich die Wörter
Evan, Kopf
und
Baseballschläger
in seinen Gedanken zu einem Satz zusammen. Sein zukünftiger Exschwager war ein guter Kumpel, ein Freund. Dennoch wollte Joe instinktiv seine kleine Schwester beschützen, auch wenn sie nur neun Minuten jünger war.
„Ich dachte, er würde sofort wieder angelaufen kommen“, sagte Terry. „Aber das hat er nicht getan … Er hat gesagt, dass er gegangen ist, weil es da draußen noch mehr geben müsste – etwas
Besseres.
Und jetzt wohnt er alleine in einem beschissenen Schuhkarton über dem beschissenen Waschsalon.“
„Ich weiß, dass es dir vorkommt wie eine Ewigkeit. Aber das alles ist erst drei Monate her. Ihr könnt das immer noch hinkriegen, wenn ihr beide das wollt.“
„Warum sollte ich das wollen? Immerhin hat er dreizehn Jahre einfach so im Klo runtergespült, nur weil ich keinen Quickie auf dem Küchentisch wollte.“
Den Teil der Geschichte kannte Joe noch nicht. „Versteh mich nicht falsch, aber ich glaube nicht, dass euer Glastisch das mitgemacht hätte.“
„Das hab ich ihm auch gesagt. Und dass ich auf seinem Arschabdruck kein Essen servieren will. Vierzig Minuten später war er weg.“
„Ein Mann verlässt seine Familie doch nicht, weil er keinen Sex auf dem Küchentisch kriegt. Du weißt genau, dass mehr dahintersteckt.“
Terry seufzte und schaute in die Sterne. „Er hat gesagt, dass Steph nun älter ist und viel mit ihren Freundinnen macht. Dass er will, dass wir wieder Evan und Terry sind und nicht bloß Stephanies Eltern. Er wollte spontaner sein. Er meinte, dass ich ihn eher wie ein zweites Kind behandeln würde und nicht wie meinen Ehemann.“
Und wieder musste Joe einen Drahtseilakt vollführen, allerdings musste er diesmal blind auf das Seil. Denn es stimmte: Terry war spitze im Familienmanagement. Aber es war ebenso wahr, dass sie alle manchmal wie Kleinkinder behandelte. Diese Frau fragte ihn jedes Jahr, ob er genug Unterhosen für den Urlaub eingepackt hatte. Doch dies war der falsche Zeitpunkt, um sich auf Evans Seite zu schlagen.
„Er steckt vermutlich in einer Midlife-Crisis“, erwiderte er, „und er ist wahrscheinlich zu stolz, um zurückgekrochen zu kommen.“
„Vielleicht.“ Sie schniefte und zuckte mit den Achseln, und damit war das Thema abgehakt. „Was machst du mit ihr, Joe?“
Er wusste genau, wen sie meinte. „Ich weiß es nicht, Schwesterherz. Am Anfang war ich wegen der alten Zeiten einfach neugierig. Und ich gebe zu, dass ich mich auch ein bisschen rächen wollte. Aber jetzt … Manchmal ist sie mir total fremd, und dann ist sie plötzlich wieder die alte Keri, die ich geliebt habe. Und zwischen uns beiden sprühen noch immer die Funken.“
„Sie wird dich wieder verlassen – und zwar genau in dem Moment, in dem sie hat, was sie will. Vergiss das nicht. Sie ist keinen Deut besser als Lauren.“
Das war ein Schlag unter die Gürtellinie, doch Joe war nicht überrascht. Terry hatte schon immer gern ausgeteilt, damit nicht nur sie allein sich schlecht fühlte. Aber hier ging es um seine Ex, die er fast geheiratet hätte. Und Lauren jetzt ins Spiel zu bringen war einfach nur mies. „Sie ist ganz und gar nicht wie Lauren. Keri hat von Anfang an mit offenen Karten gespielt. Ich weiß genau, was sie von mir will und warum sie hier ist. Und ich weiß, dass sie wieder weg ist, sobald sie das Interview hat. Bis dahin genieße ich es, dass sie da ist.“
Terry wandte sich ihm zu und schaute ihm in die Augen. „Ich mochte den Joe nicht besonders, zu dem du geworden bist, nachdem sie weg war.
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