Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich (German Edition)
wollte dich trotzdem sehen.“
„Warum hast du mir das nicht schon damals beim Abendessen gesagt?“
Gute Frage. „Es sollte eigentlich ein Scherz sein. Und ich habe wirklich nicht damit gerechnet, dass du darauf eingehen würdest. Aber als wir miteinander geredet haben, dachte ich, dass die Chemie zwischen uns immer noch stimmt und du das sicherlich auch fühlst. Als du dann einverstanden warst …“
„Da dachtest du, ich würde mitkommen, weil ich mit dir ins Bett will?“
„Nein, ich dachte, dass du mitkommst, weil du das Interview machen willst. Und vielleicht auch, weil du nicht völlig abgeneigt bist, mit mir zu schlafen, wenn wir schon mal da sind.“
Verdammt, dachte Joe.
Ich war so dicht dran.
Wenn sie es sich jetzt anders überlegte, würde er wahrscheinlich explodieren.
Sie lachte, als sie ihm erneut einen Schubs gab. „Geh schon, und hol sie.“
Als er beim Auto angekommen war und das Handschuhfach aufklappte, hörte er plötzlich Schritte hinter sich.
Nein, nein, nein
. Seiner sexuellen Gesundheit zuliebe durfte das einfach nicht sein.
„Hey Joe.“ Zum Glück war es Kevin, der würde ihn nicht lange aufhalten. „Die Satellitenschüssel an Dads Wohnmobil tut’s nicht. Ma hat Angst, dass sie ihre Lieblingssendung verpasst. Wir sollen Handwerker spielen.“
Scheiße
war das harmloseste Schimpfwort, das Joe dazu einfiel, doch er verkniff es sich und erwiderte stattdessen: „Jetzt? Machst du Witze?“
„Alter, so spät ist es noch nicht.“
Joe drehte ihm den Rücken zu, damit sein Bruder nicht sehen konnte, dass er sich eine Handvoll Kondome in die vordere Hosentasche steckte. Dann griff er wieder in die Schachtel und nahm noch ein paar heraus.
Für alle Fälle.
„Leute in dem Alter sollten um diese Zeit längst im Bett liegen.“
„Das sagst du Ma bitte persönlich. Ich mach dabei ein Foto.“
„Ist ja gut. Verdammt, ich komm schon. Warte eine Sekunde.“ Joe warf die Tür seines Geländewagens zu und lief in Richtung Hütte.
„Was ist denn los mit dir?“, wollte Kevin wissen.
Joe wandte sich um und sah seinen Bruder an. Schließlich zog er die Kondome aus der Hosentasche und zeigte sie ihm.
Kevin lachte. „Samenstau wegen Mas Fernseher, schönes Ding.“
„Hau ab, Blödmann. Ich komme in einer Minute nach.“
Belustigt machte Kevin sich auf den Weg, und Joe fluchte laut, ehe er die Tür zur Hütte öffnete.
Keri wartete mit vor der Brust verschränkten Armen auf ihn. Sie hatte eine Braue hochgezogen – allerdings nicht so, als wollte sie damit sagen:
Komm, und nimm mich, böser Junge.
„Für wen hältst du dich eigentlich?“
„Was?“
„Musstest du da draußen mit den Kondomen herumwedeln, verdammt noch mal?“
Klar, die Hütte hatte ja Fenster. „Entschuldige, ich wollte was erklären.“
„Was um alles in der Welt musstest du deinem Bruder über Kondome erklären?“
„Dass … ich gerade beschäftigt bin und dass es mir vollkommen egal ist, ob Ma ihre Lieblingssendung mit ihrer Satellitenschüssel sehen kann oder nicht?“
Dass Keri ihre Schultern sinken ließ, machte ihm Mut. Sie war enttäuscht, dass er seinen Eltern helfen musste, anstatt mit ihr ins Bett zu gehen. Das bedeutete immerhin, dass sie noch immer Sex mit ihm wollte.
„Ausgerechnet jetzt?“, fragte sie mit einem Schmollmund, der einfach zum Küssen gemacht war.
Er warf einen Blick auf die Uhr. „Ihre Sendung fängt in zwanzig Minuten an, es sollte also nicht lange dauern. Ich bin bald zurück. Schlaf nicht ein.“
Joe betrat mit energischen Schritten die Veranda der Hütte. Keri öffnete die Augen und lugte unter der Bettdecke hervor auf den Wecker. Er war fast vierzig Minuten lang weg gewesen.
Mit einem Knall schloss er die Tür hinter sich. Danach schaltete er das Deckenlicht ein und drehte den Dimmer so hell wie möglich.
„Bitte sei noch wach“, hörte sie ihn murmeln, als er erst einen und dann den anderen Schuh fallen ließ.
Sie wollte ihn noch ein bisschen zappeln lassen und versuchte, nicht zu lachen – aber vergeblich.
„Was für ein Glück, du bist wach“, meinte er, als er ihr Lachen bemerkte.
„Dafür hast du ja mit dem Lärm gesorgt, oder?“
„Hoffentlich hast du da unter der Decke nichts an.“
Sie schüttelte den Kopf, schlug die Decke zurück und zeigte ihm, dass sie ihren Pyjama trug, der bis zum Hals zugeknöpft war.
„Na gut.“ Er zog sein T-Shirt aus und warf es auf den Boden. „Damit kann ich arbeiten.“
„Mir war kalt“, erklärte Keri.
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