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Mein feuriges Herz

Mein feuriges Herz

Titel: Mein feuriges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kat
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leer und versuchte, sich einzureden, nicht enttäuscht zu sein. Sinnend blickte er aus dem Fenster und entdeckte seine Braut im Hof vor den Stallungen. Grollend beobachtete er, wie sie in die Hocke ging und die Arme um den großen, zottigen Hund schlang.
    Wieso machte sie das? Sie war nicht Letty Moss, sondern eine gefühlskalte Person, die ihn in ihren Kolumnen diffamiert hatte. Eine Frau, der es Spaß machte, im Privatleben fremder Leute herumzuschnüffeln und deren Geheimnisse ans Licht der Öffentlichkeit zu zerren. Sie hatte ihn belogen, hatte ihm vorgespielt, eine naive Unschuld vom Lande zu sein.
    Und dennoch …
    Waren Coralee und Letty vielleicht gar nicht so verschieden, wie er vermutete? Ein verstörender Gedanke. Es war eine Sache, sich eine Mätresse zu halten, als deren Gönner er einen gewissen Abstand halten konnte. Aber es war nicht ratsam, in den Bann der eigenen Ehefrau zu geraten. In seiner Ehe mit Jillian war es ihm mühelos gelungen, Distanz zu halten. Er hatte sich nie nach besonderer Innigkeit oder Vertraulichkeit mit ihr gesehnt. Aber bei Coralee war es anders. Etwas an ihr zog ihn magisch an und löste eine befremdliche Sehnsucht in ihm aus.
    Gray war schon als Kind ein Einzelgänger gewesen und hatte nicht vor, etwas daran zu ändern. Nein, er würde nicht zulassen, dass eine hinterhältige, rothaarige Hexe sich in sein Herz schlich.
    Er wandte sich gerade vom Fenster, als es leise an der Tür klopfte und Samir eintrat.
    „Verzeihen Sie die Störung, sahib , aber Sie haben Besuch. Mr. Petersen und Colonel Rayburn warten in Ihrem Arbeitszimmer.“
    „Aha. Jetzt also zum Colonel befördert.“ Timothy Rayburn, einer seiner engsten Freunde, war Major gewesen, als Gray in Indien gedient hatte.
    Samir feixte und zeigte zwei schwarze Zahnlücken. „Ja, sah ib .“ Samir hatte Rayburn immer gern gehabt.
    Auch Gray schmunzelte. „Sag den Herren Bescheid, ich komme gleich.“ Er freute sich über die unerwarteten Gäste, wunderte sich allerdings darüber, dass sie gemeinsam reisten. Timothy Rayburn war Offizier vom Scheitel bis zur Sohle, damals Major – mittlerweile zum Colonel befördert –, im 99. Infanterieregiment in Indien stationiert, wo Gray und er sich kennengelernt hatten. Dolph hatte sich von seinem geheimnisvollen Posten im Kriegsministerium, über den er striktes Schweigen bewahrt hatte, mittlerweile zurückgezogen.
    Gray begab sich nach unten. Die Herren hatten es sich in zwei tiefen Ledersesseln vor dem Kamin bequem gemacht und hielten jeder ein bauchiges Glas Brandy in der Hand, das Samir ihnen gereicht hatte.
    „Timothy. Dolph. Welche Freude, euch zu sehen.“ Die Herren erhoben sich und begrüßten den Freund mit Handschlag. „Meinen Glückwunsch zu deiner Beförderung, Colonel. Du hast es weiß Gott verdient.“
    Rayburn schmunzelte. „Tja, es hat auch lange genug gedauert.“ Er war ein breitschultriger Mann mit sommersprossigem Gesicht, einer dichten, fuchsroten Haarmähne und von gelassener Gemütsverfassung. Er war ein Soldat, dem man getrost sein Leben anvertrauen konnte – eine Erfahrung, die Gray mehrfach gemacht hatte.
    „Was führt euch den langen Weg von London zu mir?“, fragte er.
    „Geschäftliche Angelegenheiten in Bristol“, antwortete der Colonel. „Ein neues Handelsabkommen zwischen der East India Company und der britischen Armee, um den Nachschub an Schießpulver zu garantieren.“
    Gray nickte. Salpeter, ein wichtiger Bestandteil zur Herstellung von Schießpulver, wurde seit dem frühen 17. Jahrhundert aus Indien eingeführt.
    „Geschäfte und die Chance, einen Rat von einem Freund einzuholen“, ergänzte Dolph.
    Gray richtete seinen durchdringenden Blick auf den hochgewachsenen, dunkelhaarigen Mann mit den wettergegerbten, hageren Gesichtszügen. „Einen Rat von mir? Wie mir scheint, ist es eher umgekehrt. Wenn ich mich recht entsinne, erhielt ich von dir den Rat, mir keine großen Sorgen wegen Letty Moss zu machen.“
    Dolph schmunzelte. „Die Dame ist kaum eine Bedrohung. Du hattest mich gebeten, Nachforschungen über sie anzustellen, doch zu der Zeit war ich bereits von ihr beauftragt worden, Erkundigungen über dich einzuziehen. Vermutlich bin ich nicht auf dem Laufenden, aber deinen Worten entnehme ich, dass du mittlerweile ihr Inkognito gelüftet hast und weißt, wer sie wirklich ist.“
    Gray trat an die Anrichte und goss aus einer Kristallkaraffe zwei Finger breit Brandy in ein bauchiges Glass. „Hättest du mich früher darüber in

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