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Mein feuriges Herz

Mein feuriges Herz

Titel: Mein feuriges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kat
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Kenntnis gesetzt, wäre die Dame jetzt nicht meine Ehefrau.“
    Dolph verschluckte sich und hüstelte. „Du hast sie geheiratet?“
    „Letty Moss war ein reizendes Geschöpf“, meinte Gray achselzuckend. „Ich wollte sie zu meiner Geliebten machen. Der Viscount aber hatte andere Vorstellungen, da sie seine Tochter ist, wie sich herausstellte.“
    Mühsam unterdrückte Dolph ein Grinsen. „Meine herzlichsten Glückwünsche.“
    „Hört, hört!“ Timothy Rayburn hob sein Glas.
    Dolphs Miene wurde ernst, die Lachfältchen um seine Augenwinkel glätteten sich. „Coralee ist ein Prachtkerl, Gray. Und sie wird dir eine gute Frau sein.“
    Gray schwieg. Er wollte keine Ehefrau, denn er hatte genug gelitten unter dem Verlust seiner ersten Gemahlin. Er ging mit dem Glas zum Sofa und setzte sich den Freunden gegenüber hin. „Zur Sache! Welchen Rat sucht ihr denn ausgerechnet bei mir?“
    Der Colonel ergriff das Wort.„Du kennst Indien besser als jeder andere, Gray. Dort scheint sich etwas zusammenzubrauen. Es kommt immer wieder zu Unruhen und kleineren Aufständen. Wir hätten gerne deine Meinung zu diesem Thema.“
    „Du sagst wir?“ Er fixierte Dolph. „Ich dachte, du bist im Ruhestand?“
    „Das bin ich auch. Aber gelegentlich erledige ich kleinere Aufträge für die East India Company, ihre Interessen auf dem Subkontinent betreffend.“
    „Verstehe.“ Gray lehnte sich zurück, und der Colonel begann, ihn über die derzeitige politische Situation in Indien aufzuklären, fünf Jahre, nachdem Gray das Land verlassen hatte.
    Er hörte aufmerksam zu. Seit er zum ersten Mal indischen Boden betreten, die heiße staubige Luft eingeatmet hatte, erfüllt von Jasminduft und Räucherwerk, als er die dunkelhäutigen Kinder mit ihren riesigen schwarzglänzenden Augen und ihrem weißen Lächeln gesehen hatte, die Frauen mit ihren Kajal umrandeten Glutaugen, hatte er sich mit dem riesigen Land auf seltsame Weise verbunden gefühlt.
    Samir war ihm wenige Wochen nach seiner Ankunft als Diener zugeteilt worden, und der hagere kleine Mann hatte von Anfang an Grays Liebe zu dem Land gespürt. Der Hindu hatte ihm Talika vorgestellt, eine wunderschöne Inderin, die ihren Mann verloren hatte, und eine Woche später war sie seine Geliebte geworden.
    Talika war hervorragend ausgebildet in der Kunst des Kamasutra, dem Lehrbuch der Erotik der Hindus, und hatte Gray geschickt in den Wonnen körperlicher Liebe unterwiesen. Der junge, heißblütige Gray war ihr gelehriger Schüler gewesen.
    Durch seine indische Geliebte hatte er sich auch großes Wissen über das Land angeeignet, über seine Schönheiten, die Kultur, Sitten und Gebräuche, seine Farbenvielfalt.
    „Wir sind in Sorge“, sagte der Colonel. „Bei den indischen Truppen in Bombay und Madras sind Unruhen ausgebrochen, aber die bengalischen Truppeneinheiten bereiten uns die größten Sorgen.“
    Gray nahm einen Schluck. „Meiner Ansicht nach hat die britische Armee allen Grund zur Sorge. Bis zu dem Fiasko in Kabul vor zwei Jahren galt die britische Armee als unbesiegbar, beinahe göttlich in ihrer Allmacht. Die vernichtende Niederlage unter General William Elphinstone und sein jämmerlicher Rückzug aus Kabul bereiteten diesem Mythos allerdings ein jähes Ende.“
    Der Colonel zog die buschigen Brauen in der Stirnmitte zusammen. „Aber du weißt doch, welch schreckliche Bedingungen dort herrschten; nichts als Wüste, Steine und sengende Hitze. Die Soldaten starben wie die Fliegen vor Hunger, Durst und Hitze.“
    „Nicht zu vergessen“, fügte Gray trocken hinzu, „die Unfähigkeit der hohen Offiziere.“
    Rayburn widersprach nicht. „Trotzdem bin ich der Meinung, die Strafexpedition der Briten sollte die Bevölkerung doch zur Vernunft bringen und den Ruf der Armee wiederherstellen.“
    „Wenn es nur so einfach wäre. Die Inder sind Menschen, die nicht so schnell vergessen. Ich fürchte, der Schaden wird so bald nicht wieder zu beheben sein.“ Gray nahm erneut einen Schluck. „Es könnte Jahre dauern, bis die Generäle die Ergebnisse dieses völlig unnötigen Krieges mit Afghanistan zu spüren bekommen.“
    Der Colonel nickte zustimmend. „Jedenfalls schätze ich deine offene Meinung zur politischen Lage. Ich wusste, dass du Indien besser kennst als jeder meiner Bekannten.“
    In den drei Jahren seines Aufenthalts in Indien hatte Gray sich bemüht, viel zu erfahren und so viele Erkenntnisse zu sammeln wie nur möglich. Auch nach seiner Rückkehr nach England hatte

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