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Mein feuriges Herz

Mein feuriges Herz

Titel: Mein feuriges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kat
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er war mit schöneren Frauen zusammen gewesen, Frauen mit größerer Liebeserfahrung. Was war nur an ihr?
    Auf dem Weg zum Stall, tief in Gedanken an Coralee versunken und der Frage, wie er mit der Frau umgehen sollte, mit der er nun verheiratet war, entdeckte er Dickey Michaels, der sich ihm aufgeregt näherte.
    „M’lord! Bin ich froh, dass Sie kommen. Ich wollte Sie nur nicht zu früh stören, sonst hätte ich Sie schon geholt.“
    Gray furchte die Stirn. „Was ist los, Dickey? Was ist passiert?“
    „Ich zeige es Ihnen. Hier lang, M’lord.“ Der schlaksige Bursche ging mit großen Schritten voraus. „Es ist wegen Ihrer Gemahlin, M’lord. Einen Tag, nachdem sie vom Pferd gestürzt war, holte ich den Sattel aus der Jagdhütte, wie Sie es befohlen hatten. Ich habe mir nichts dabei gedacht. Heute früh wollte ich einen neuen Sattelgurt befestigen und habe das entdeckt.“
    Dickey hielt ihm die zwei Enden des beschädigten Gurtes hin. „Sehen Sie, er ist zerschnitten, sehen Sie das? Er ist nicht gerissen, wie ich dachte. Man hat ihn angeschnitten, damit er reißen muss.“
    Gray untersuchte die losen Enden, die mit einem scharfen Messer fast durchtrennt waren, nur der Rest war zerrissen und ausgefranst. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. „Wer benutzt diesen Sattel sonst noch, Dickey? Vielleicht richtete sich der Anschlag nicht gegen meine Frau.“
    „Niemand, M’lord. Ihre Schwägerin benutzte ihn, bevor sie sich vor ein paar Monaten einen neuen, weich gepolsterten Damensattel anfertigen ließ. Diesen Sattel hat niemand mehr benutzt, bis ich Tulip gesattelt habe, als Sie mit Ihrer Gemahlin ausritten. Da an diesem Tag nichts passiert ist, muss ihn wohl jemand danach durchgeschnitten haben.“
    Jemand, der hoffte, dass Coralee ihn wieder benutzte. „Wer hat Zugang zur Sattelkammer, außer dir und den anderen Stallburschen?“
    „Die Tür ist nie abgeschlossen. Jeder kann ein und aus gehen. Vielleicht war es jemand aus dem Dorf.“
    Coralee war häufig im Dorf und hatte unliebsame Fragen gestellt. Zum ersten Mal kam Gray der Gedanke, der Verdacht seiner Frau, Laurel sei ermordet worden, könnte begründet sein. Allerdings glaubte er keine Sekunde daran, dass der Mörder ein Familienmitglied war. Selbst wenn einer seiner Brüder oder sein Cousin das Mädchen verführt hätten, würde keiner eine Frau und ihr unschuldiges Kind töten.
    Vielmehr lag es nahe, dass der Mörder ein Außenstehender, ein Wegelagerer war. Vielleicht hatte ein Dorfbewohner den Mord begangen und wollte Coralee mit diesem Anschlag davor warnen, weitere lästige Fragen zu stellen.
    „Danke, Dickey. Von heute an sperrst du die Sattelkammer ab. Und halte die Augen offen, ob jemand sich herumtreibt, der hier nichts zu suchen hat.“
    „Sehr wohl, M’lord. Sie können sich auf mich verlassen.“
    Gray nickte. Die Lust auf einen Morgenritt war ihm gründlich vergangen. Diese Frau hatte ihm von Anfang an nur Scherereien gebracht.
    Sein Magen krampfte sich vor Angst zusammen, dass ihr etwas zustoßen könnte.
    Corrie war den ganzen Tag damit beschäftigt, die Umbauten in den Gemächern im ersten Stock in Gang zu bringen, was ihr Gelegenheit gab, sich eingehender mit den Dienstboten zu unterhalten. Entschlossen, ihre Nachforschungen weiterzuführen, stellte sie der Haushälterin, dem Butler und den Stubenmädchen scheinbar unverfängliche Fragen. Sollte einer der Herren im Schloss eine Beziehung mit Laurel gehabt haben, so wusste das Hauspersonal jedenfalls nichts davon.
    Ihre Nachforschungen gestalteten sich schwieriger als erwartet. Jedes Mal, wenn sie den Blick hob, war Gray irgendwo in der Nähe. Er tauchte im Schlafzimmer auf, während die neuen Vorhänge angebracht wurden. Er stand plötzlich in der Küchentür, als sie sich ein Glas Milch holte.
    Als sie später ins Dorf ging, um sich zu erkundigen, wann die neuen Möbel geliefert würden, hielt Gray in einem sportlichen Phaeton neben ihr und bestand darauf, sie ins Dorf zu begleiten.
    Noch nie hatte er sie fürsorglicher, ja beinahe liebevoll behandelt. Im Schlafzimmer aber war er wieder der unbeteiligte Liebhaber wie in der Hochzeitsnacht. So sehr er sich auch bemühte, ihr ein Höchstmaß an Erfüllung zu geben, blieb er selbst distanziert und verhalten.
    Das Merkwürdige daran war, dass Corrie den Eindruck hatte, Gray störe sich gleichfalls daran.
    Nach einer knappen Woche traf die erste Lieferung im Schloss ein. Baumstarke Packer entfernten die schweren Eichenmöbel

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