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Mein feuriges Herz

Mein feuriges Herz

Titel: Mein feuriges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kat
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Gästen, die überraschend zu Besuch gekommen waren: Squire Morton und seine Frau Mary, zusammen mit ihren Söhnen Thomas und James.
    Corrie musterte Thomas aufmerksam, da Tante Agnes seine häufigen Besuche in Selkirk Hall erwähnt hatte. Er war ein kräftig gebauter Mann Mitte dreißig mit dichtem braunem Haar und sonnengebräuntem Gesicht, da er sich viel im Freien aufhielt. Trotz einer Narbe am Kinn war er ein gut aussehender Mann. Er war höflich und wohlerzogen, ein Mann, der Laurel vielleicht gefallen hätte.
    Aber die Widmung in dem Gedichtband gab einen deutlichen Hinweis darauf, dass Laurel sich in einen Bewohner im Schloss verliebt hatte.
    Die Tafelrunde sprach mit Appetit dem köstlichen Mahl zu: Gedünsteter Lachs in Dillsoße und frischem Gurkensalat, dazu wurde fruchtiger Weißwein gereicht.
    Irgendwann neigte Rebecca sich Charles zu und flüsterte ihm etwas ins Ohr, worauf er an sein Glas klopfte und die Aufmerksamkeit der Runde auf sich lenkte.
    „Wir haben eine freudige Mitteilung zu machen“, begann er auf Rebeccas Drängen. „Aber wieso sagst du es ihnen nicht selbst, meine Liebe?“
    Rebecca, in einem eleganten cremefarbenen, mit Rosen bestickten Seidenkleid, ließ ihren lächelnden Blick über die Tischrunde gleiten. „Nach Jahren vergeblichen Hoffens wurden unsere Gebete endlich erhört. Wir erwarten ein Kind.“ Tränen glitzerten in ihren blauen Augen, die sie mit einem Spitzentüchlein abtupfte.
    „Was für eine wunderbare Neuigkeit!“, rief der stämmige Squire Morton.
    Gray erhob sich. „Herzlichen Glückwunsch! Ich weiß, wie sehr ihr euch ein Kind gewünscht habt.“
    Corrie las etwas in seiner Miene, das sie nicht zu deuten wusste, etwas wie Besorgnis oder Wehmut. Früher hatte er sich Kinder gewünscht, und vielleicht schlummerte dieser Wunsch immer noch in einem Winkel seines Herzens.
    „Ich … nun … meine Frau und ich“, korrigierte Gray sich, „könnten nicht glücklicher sein für euch beide.“
    „Ein Trinkspruch“, meldete Jason sich zu Wort und erhob sein Glas. „Auf das Wohl der glücklichen Mama und des stolzen Papas Charles Forsythe.“
    „Auf das Wohl der stolzen Eltern!“, schloss Derek sich an. „Auf ein gesundes Baby, dem noch viele Geschwister folgen mögen.“
    Rebecca bedankte sich mit einem strahlenden Lächeln, und auch Charles lächelte, allerdings etwas reservierter. Corrie schloss sich den Glückwünschen an und freute sich für Rebecca und Charles, der gewiss ein liebevoller Vater sein würde.
    Nach dem Lunch löste sich die Tischgesellschaft auf; jeder ging seiner Zerstreuung nach.
    „Welche Pläne hast du für den Nachmittag?“, fragte Gray seine Gemahlin, fürsorglich wie schon die ganze Woche.
    „Ich will noch ein paar Abmessungen im ersten Stock vornehmen.“ Es war nur eine harmlose Notlüge. In Wahrheit brannte Corrie darauf, den Geheimgang zu untersuchen. „Warum fragst du?“
    „Hast du nicht vor, wieder ins Dorf zu gehen?“ Sie glaubte, eine Spur Besorgnis in seinen Augen zu lesen.
    „Nein, aber …“
    „Fein, dann reite ich aus. Pass auf dich auf, hörst du?“ Eine Sekunde dachte sie, er wolle sie küssen. Doch dann machte er kehrt und entfernte sich in Richtung Stall.
    Corrie schaute seiner hohen, dunklen Gestalt mit leiser Wehmut nach. Sie hatte sich einzureden versucht, ihre Liebe für Gray begraben zu haben, da der Mann, den sie geheiratet hatte, ein völlig anderer war als der, in den sie sich verliebt hatte. Aber das war Selbstbetrug. Tag um Tag bemerkte sie den Hunger in seinen Augen, die Sehnsucht, die er vor ihr zu verbergen suchte. Gray war ein einsamer Mann und führte ein einsames Leben. Er hatte schmerzliche Verluste erlitten, und Corrie glaubte, dass seine Angst, weitere Verluste hinnehmen zu müssen, ihn unfähig machte zu lieben.
    Seufzend überquerte sie die Terrasse und betrat das Haus. Der Geheimgang lockte sie. Wohin mochte er führen, was mochte sie entdecken?
    Corrie raffte die Röcke und eilte die breite Treppe hinauf.

22. KAPITEL
    Zum Glück hatten Samir und Anna irgendwo im Haus zu tun, sodass niemand in Grays Suite war. Erleichtert atmete Corrie auf, eilte zur Kommode, zündete die Kerze im Silberleuchter an und begab sich damit zum Wandpaneel.
    Die neuen Möbel waren mit weißen Tüchern verhangen, denn Gray sollte sie erst sehen, wenn das Zimmer vollständig eingerichtet war. Sie wollte ihn überraschen und hoffte, dass ihre Umbauten seinen Gefallen finden würden.
    Nun aber lockte der

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