Mein Flirt mit der Blutfrau
atmete tief durch und freute mich über die Strahlen der Sonne, die das Land mit einem goldenen Glanz betupften. Selbst die braungrauen Felsen sahen nicht mehr so häßlich aus.
»Wenn Engel reisen, lacht der Himmel«, sprach ich zu mir selbst, ging zurück in das Zimmer und zog leichte Kleidung an. Unter der Dusche hatte ich mir die Gestaltung des Tages überlegt und war zu dem Entschluß gekommen, zum Strand zu gehen, mich dort hinzulegen und ein kräftiges Sonnenbad zu nehmen.
Schließlich sollten die Freunde in London neidisch werden, wenn ich zurückkam und die Bleichgesichter auslachte.
Natürlich war mir auch der Gedanke an Lavinia di Luna gekommen. Für einen Traum hielt ich es nun nicht mehr. Diese Frau, so herrlich sie war, gab mir Rätsel auf. Möglicherweise gelang es mir noch an diesem Tag, das Rätsel zu lösen.
Sehr gut gelaunt machte ich mich auf den Weg nach unten, wo das Frühstück in Form eines Büffets gereicht wurde. Bevor ich überhaupt etwas nahm, schaute ich mir die aufgebauten Köstlichkeiten an. Das begann bei verschiedenen Säften, daneben standen die Konfitüren, die Eier wurden von einer Lampe warmgehalten, ich sah Fleisch, Fisch, verschiedene Brotsorten, auch Salate, Süßspeisen sowie Obst und Kompotte.
Wer hier nichts fand, war selbst schuld.
Ein Ober stand in der Nähe an einem kleinen Tischofen und briet Spiegeleier auf Bestellung. Den knusprigen Speck dazu bereitete er gleich mit vor.
Ich bestellte bei einem Kollegen Tee und füllte ein hohes Glas mit Orangensaft, das ich auf meinen Platz stellte. Als ich an das Büffet zurückkehrte, stand dort eine blonde, hochgewachsene Frau, die ihre Flut an Haaren durch ein rotes Stirnband gebändigt hatte und ansonsten ihren Tennisdreß trug.
Ich hatte sie am gestrigen Abend schon im Restaurant gesehen. Sie war Alleinreisende.
»Können Sie sich auch nicht entscheiden?« sprach sie mich auf deutsch an.
»Es ist schwer.« Ich redete in der gleichen Sprache.
»Dann machen Sie doch einen Vorschlag.«
»Nun ja, ich entscheide mich für Hörnchen, Brötchen, etwas Schwarzbrot…«
»Hören Sie auf, bitte. Ich will mich ja nicht mästen.«
»Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen.« Ich nahm die ausgesuchten Köstlichkeiten und legte sie auf einen Teller, den ich ebenfalls zum Tisch brachte.
Bei einem weiteren Gang holte ich Käse, Konfitüre und auch einige Putenfleischscheiben. Auf Eier wollte ich an diesem Morgen verzichten. Man sollte sich den Magen nicht zu sehr vollstopfen. Die Blonde hatte sich so gesetzt, daß sie mich während des Frühstücks beobachten konnte. Hin und wieder schaute sie lächelnd zu mir herüber. Ich grinste nur schief zurück, die Frau war nicht mein Typ. Sie wirkte mir irgendwie zu männlich.
Eine Stunde verging, dann war ich satt. Die Morgenzigarette schmeckte mirebenfalls, und als Vitaminstößchen trank ich noch ein zweites Glas Saft leer.
Die Blonde kam, als sie ebenfalls gesättigt war, an meinen Tisch. »Sie spielen nicht zufällig Tennis?«
Ich hatte mich erhoben. »Das tut mir leid, aber da müssen Sie sich einen anderen Partner aussuchen.«
»Entschuldigen Sie, es war nur eine Frage.«
»Bitte.« Ich setzte mich erst gar nicht mehr hin und schaute der Blonden nach, wie sie davonging.
Ich hatte bei meiner Arbeit genügend Sport, ohne mich auch noch im Urlaub damit beschäftigen zu müssen.
Der Strand war mir jetzt wichtiger.
In der Halle lief mir der Hotelbesitzer über den Weg. Er sah käsig aus und war mit seinen Nerven am Ende. Der Tod seines Freundes hatte ihn tief getroffen.
Bevorich ihn ansprechen konnte, war er schon hinter der Tür zu seinen Privaträumen verschwunden. Ich verstand, daß er mit niemandem reden wollte, und erkundigte mich nach dem Weg zum Strand. Ein freundlicher junger Mann beschrieb ihn mir. Ich bedankte mich und nahm die leichte Flugtasche hoch, in die ich eine Decke gepackt hatte.
»Sehor«, rief man mir nach. »Wenn Sie Ruhe haben wollen, klettern Sie einmal über die Felsnase. Dahinter finden Sie ein herrliches Fleckchen Erde.«
»Danke für den Tip.«
Die herrliche Sonne hatte Leben nach Etula gebracht. Auf der Straße herrschte viel Betrieb, und nicht nur Fahrzeuge waren unterwegs, auch zahlreiche Menschen, die den Geschäften einen Besuch abstatteten, sich umschauten, etwas kauften oder nur prüften, aber irgendwie blieb immer was hängen.
Ich hatte den schmalen Weg zum Strand gefunden und war tatsächlich nicht der einzige. Schon jetzt war ich dankbar
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