Mein Flirt mit der Blutfrau
für den Tip mit der Felsnase.
Der Strand lag in einer kleinen Bucht, die zum Wasser hin wie eine Muschel geöffnet war. Der blaue Himmel, Sonnenschein, auch klares Wasser und ein feinkörniger Sand ließen bei mir ebenfalls die rechte Urlaubsfreude aufkommen.
Einige Sonnenschirme waren bereits aufgespannt worden. Ganz Mutige warfen sich den weißen Gischtwellen entgegen, die am Strand ausliefen. Dort wollte ich nicht hin. Die Felsnase, von der im Hotel gesprochen worden war, lag links von mir und war tatsächlich nicht zu übersehen. Es bereitete mir auch keine Schwierigkeiten, sie zu überklettern, da ich gutes Schuhwerk trug. Auf dem Kamm der Nase mußte ich achtgeben und mich abstützen. Danach konnte ich den Weg bequem fortsetzen und stieg in die treppenförmig angelegten Spalten.
Man hatte mich wahrlich nicht angelogen. Dieses kleine Fleckchen Strand schien der liebe Gott in einer seiner besten Stunden erschaffen zu haben. Es war abgeschirmt, bedeckt mit hellem Sand. Aus dem Wasserschauten noch einzelne Felsnasen, gegen die Wellen anrollten und gebrochen wurden, wobei sie sich in lange Gischtfontänen verwandelten. Es gab noch einen weiteren, nicht zu unterschätzenden Vorteil. Niemand außer mir teilte diesen Flecken Strand. Ich konnte mich so benehmen, wie ich wollte. Hier konnte ich mir in aller Ruhe die nötige Urlaubsbräune holen.
Ich warf die leichte Tasche in den Sand, zog den Reißverschluß auf, holte die Decke hervor und breitete sie aus.
Bis auf die Badehose zog ich mich aus und rieb sicherheitshalber meinen Oberkörper mit einem Sonnenöl ein. Die Sonnenbrände im Frühjahr waren nicht zu unterschätzen.
Die dunkle Brille setzte ich ebenfalls auf. Dann legte ich mich auf den Rücken.
Hinter den Brillengläsern schloß ich die Augen. Ich wollte Ruhe haben und einfach zuhören, wie die Wellen gegen den Strand liefen und auch von den im Weg stehenden Felsen gebrochen wurden.
Es war ein herrliches Gefühl, einmal nichts tun zu müssen, sich einfach treiben zu lassen, doch die Gedanken arbeiteten weiter, sosehr ich mich auch bemühte, sie abzustellen.
Ich beschäftigte mich mit den beiden Morden. Dabei kam mir seltsamerweise stets Lavinia di Luna in den Sinn. Die Verbrechen und die rätselhafte Frau hatten mich am gestrigen lag so stark beeindruckt, daß ich einfach nicht abschalten konnte.
Manchmal hörte ich das Kreischen der Vögel, die hoch über mir kreisten. Auch sie schienen sich zu freuen, daß endlich wieder die Sonne schien und den Winter vertrieben hatte.
Sie besaß schon Kraft, das merkte ich sehr deutlich. Mein Oberkörper war heiß geworden. Nur gut, daß ich mich eingeölt hatte. Etwas prallte auf meine Brust. Feine Sandkörner, die vom Wind hochgetrieben worden waren. So dachte ich, aber ich wurde stets an der gleichen Stelle erwischt.
Dann hörte ich hinter mir eine Stimme. »Ist auf der Decke noch Platz für mich, John?«
Lavinia di Luna hatte die Frage gestellt!
***
Ich blieb für einen Moment starr liegen und überlegte, ob ich träumte oder nicht.
Nein, das war kein Traum, und es war auch nicht der berühmte Zufall, von dem sie gestern abend gesprochen hatte. Lavinia war bewußt zu mir gekommen.
Diese Tatsache ließ mein Herz schneller klopfen.
Ich stemmte mich hoch, drehte mich um und stand auf. Lächelnd stand sie vor mir. Sie trug auch wieder das Stirnband aus Metallplättchen. Ein dünnes T-Shirt aus weißem Leinen fiel locker über ihren Oberkörper und ließ trotzdem ahnen, daß sich unter dem Stoff etwas Hochexplosives verbarg.
Sie trug lange Bermuda-Shorts und hielt einen Picknickkorb in der Rechten.
Der Hals einer Weinflasche ragte hervor. Die anderen Sachen wurden von einem karierten Luch verdeckt.
»Für Sie ist doch immer Platz, Lavinia.« Ich streckte ihr meine Hand entgegen, die sie gern nahm. »Ich freue mich wahnsinnig, daß Sie gekommen sind. Wie die Zufälle doch so spielen.«
»Ja«, erwiderte sie lächelnd und schaute mich dabei mit einem verhangenen Blick an.
Ich deutete auf meine Decke. »Bitte, Sie gehört Ihnen.«
Wind fuhr durch ihr Haar. Er spielte auch mit dem Metallband und ließ die Plättchen leise klirren. »Nein, John, nicht so. Hast du etwas dagegen, wenn ich mich ausziehe?«
»Bitte. Du kannst tun und lassen, was du willst.« Wir waren zum lockeren Du übergegangen.
»Danke.« Sie drehte mir den Rücken zu, als würde sie sich schämen, und schleuderte zuerst ihre Sandalen von den Füßen. Dann öffnete sie den Gürtel der
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