Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry
auf dem Hafenplatz. Jedes Geräusch trieb ihm den Angstschweiß aus den Poren. Bei jedem Herzschlag fürchtete er, es würde sein letzter sein. Die Todesangst hielt ihn erbarmungslos in den Klauen.
Auf keinen Fall wollte er sich überrumpeln lassen. Vorsicht, hämmerten seine Gedanken. Du wirst dich nicht so töricht anstellen wie Eugen Fenwick oder Rex Coomibe. Du wirst rechtzeitig fliehen. Du wirst schon beim ersten Anzeichen einer Gefahr um Hilfe rufen.
Aber als es dann wirklich so weit war, rührte Steff Elm keinen Finger. Er brachte keinen Laut aus der Kehle. Er stand da und rührte sich nicht. Wie gebannt stierte er auf den Schatten, der schemengleich vor ihm aus dem Nebel tauchte. Zunächst zerfloß er mit dem Nebel und wirkte wie ein körperloses Phantom. Aber dann kam er näher, unaufhaltsam näher.
Wer ist das, dachte Steff Elm gemartert. Einer von uns? Oder Ray Mortimer? Oder ein Gelber?
In diesem Augenblick erkannte er den Fremden. Er hätte beinahe aufgeschrien vor Bestürzung. Aber seine Kehle war zu ausgetrocknet, um einen Ton hervorzubringen.
Noch immer stierte er fassungslos in das bekannte Gesicht. Dieser Mann kann doch nicht meinen Tod wollen, ging es ihm durch den Kopf. Das ist doch unmöglich. Ich habe ihm doch immer nur Gutes...
Seine Gedanken zerstoben, als hätte sie ein Windstoß auseinandergerissen. Die tödliche Kugel fuhr ihm zwischen den Augen in die Stirn. Sie war brutal und kaltblütig gezielt und warf Steff Elm als nächstes Opfer auf das Pflaster.
Sein Bewußtsein verlöschte augenblicklich. Die große Angst war vorüber. Die ewige Furcht hatte ein Ende gefunden. Der Tod war barmherziger gekommen, als Steff Elm je geglaubt hätte.
11
Am nächsten Vormittag wurden Kommissar Morry und Inspektor Elvis in das Dienstzimmer Oberst Millers gerufen. Der gestrenge Chef des Sonderdezernats blickte seinen beiden Beamten mit säuerlicher Miene entgegen.
„Hier“, sagte er und trommelte nervös auf einen blauen Umschlag. „Diese Akte wird von Tag zu Tag umfangreicher. Sie wissen sicher, welchen Fall ich meine?“
„Yes, Sir“, murmelte der dicke Elvis und kaute an einem Stück Apfel herum. „Wir wissen Bescheid. Gestern fiel das schwarze Los auf Steff Elm. Vor ihm verloren bereits Fenwick und Rex Coombe ihr Leben. Sie alle gehörten dem berüchtigten Verein an, der früher unter Leitung von John Dallas stand. Wir müssen damit rechnen, daß auch der Bandenchef selbst das Opfer eines Mordanschlages wurde. Er ist bisher unauffindbar geblieben.“
„All right!“ brummte der Oberst mürrisch. „Das alles ist mir bereits bekannt. Es steht ja groß und deutlich in den Akten. Von Ihnen, meine Herren, möchte ich wissen, wo Sie den Mörder suchen und finden wollen.“
Inspektor Elvis biß wieder ein Stück von seinem Apfel ab. „Eigentlich müßten wir froh sein“, grinste er, „wenn sich diese traurigen Burschen selbst ausrotten. Sie ersparen uns eine Menge Arbeit. Der Steuerzahler braucht dann nicht ewig für sie Kost und Logis bezahlen.“
„Sie törichter Bursche!“ schrie der Oberst aufgebracht. „Ist das alles, was Sie mir zu sagen haben? Wofür werden Sie eigentlich bezahlt? Ich möchte ein sachliches Ergebnis Ihrer Nachforschungen haben. Und lassen Sie endlich das verdammte Kauen sein, zum Donnerwetter!“
Kommissar Morry mischte sich bescheiden in den erregten Wortwechsel. „Wir kennen den Mörder noch nicht, Sir“, bekannte er freimütig. „Es sind lediglich Vermutungen, denen wir nachlaufen. Bisher haben wir nicht einen einzigen handfesten Beweis.“
„Moment mal“, schnaufte der Oberst erregt. „Jedes Kind weiß, daß Sam Lupin und seine Freunde große Mengen von Rauschgift verschieben. Reicht das nicht, um die Burschen endlich hinter Schloß und Riegel zu setzen? In einer Zelle wären die Leute absolut sicher. Dann würden auch diese verdammten Morde auf hören.“
„Tut mir leid, Sir“, sagte Morry achselzuckend. „Mit einer Verhaftung Sam Lupins und seiner Freunde ist uns nicht gedient. Sie sind nur kleine Handlanger. Hinter ihnen steht der unbekannte Drahtzieher, den wir erst zur Strecke bringen müssen. Bisher hegen wir nur einen gewissen Verdacht.“
„Und zwar .. .?“
„Pancras Eversley, Sir! Er ist der künftige Schwiegersohn des Asienforschers Cecil Levan. Er lebte mit seiner Braut und dem Forscher jahrelang in Singapore. Dort scheint er das Haupt einer Rauschgiftbande gewesen zu sein. Ich nehme an, daß er seine schmutzigen
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