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Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Titel: Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Schatten in nächster Nähe. Einen drohenden, hoch aufgereckten Schatten. Die Gestalt verharrte regungslos vor ihnen.
    „Der Mörder“, flüsterte Cilly Saddler entgeistert. „Es ist der Mörder, der John Dallas und die anderen auf dem Gewissen hat. Nun sucht er ein neues Opfer. Retten Sie sich, Mr. Mortimer! Laufen Sie allein weiter. Ich bleibe hier.“
    Ray Mortimer schüttelte den Kopf. Ein zäher Wille straffte seine Gestalt. Er riß die Pistole aus der Tasche, entsicherte sie, hob sie langsam an. In diesem Moment schrie Cilly Saddler gellend auf. Ihre heiseren Hilferufe hallten laut über den Kai. Schrill und spitz brachen sie sich an den Mauern.
    Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Ein Scheinwerfer griff mit bleichem Arm in den Nebel, zerteilte den Dunst, kam suchend näher. Eine Sekunde später standen Cilly Saddler und Ray Mortimer in hellem Licht.
    Cilly Saddler duckte sich vor Angst zusammen. Ihr Gesicht hätte in dieser Sekunde keinen Blutstropfen gegeben. Sie war auf das Schlimmste gefaßt. Ihr Leben, so glaubte sie, hing nur noch an einem verdammt dünnen Faden. Jeden Moment konnte dieser Faden brutal zerschnitten werden.
    Aber diesmal erwies sich ihre Furcht als unbegründet. Der Mann, der jetzt ins helle Scheinwerferlicht trat, war Kommissar Morry. Er schaute überrascht auf die beiden Menschen. „Sieh mal an“, meinte er dann ironisch. „Was treiben Sie denn nachts in dieser Gegend, Mr. Mortimer? Hat Sie das Mädchen zu diesem gefährlichen Spaziergang überredet?“
    Er griff nach dem Koffer und öffnete kurzerhand die Schlösser. Als er das Paket entdeckte, pfiff er leise durch die Zähne. Seine Hände waren voll weißen Pulvers. Vorsichtig brachte er das Zeug an die Zungenspitze.
    „Also doch, Mr. Mortimer“, sagte er schroff. „Hatte ja immer schon die Ahnung, daß Sie mit Sam Lupin in einem Wagen fahren. Sollten Sie wirklich der Dieb und Zinker sein, für den man Sie in der Sodom Bar hält?“
    „Nein“, warf Cilly Saddler hastig ein. „Es ist nicht so, wie Sie denken, Sir! Ich kann das beweisen. Wenn Sie wollen, können Sie mich noch in dieser Stunde einem Verhör unterziehen.“
    „Warten wir bis morgen“, entschied der Kommissar sanftmütig. „Sie kommen beide um neun Ohr morgens in den Yard. Verstanden?“
    Cilly Saddler nickte erleichtert. Auch Ray Mortimer atmete befreit auf. Das Rauschgift war für immer dahin. Aber das Geld hatte er gerettet.
     
    10
     
    „Ich habe einen Auftrag für dich“, sagte Sam Lupin am nächsten Abend zu Steff Elm. „Du wirst nachher zum Wilton Creszent in Belgravia fahren und einen Besuch im Haus Nr. 74 machen. Es ist eine altertümliche Villa mit einem verwilderten Garten.
    Du wirst dort einen Mann treffen, der dir etwas zu übergeben hat. Nachher kehrst du sofort hierher zurück. Das wäre alles. Für den kurzen Weg bekommst du zehn Pfund. Dafür müssen andere Leute eine ganze Woche lang arbeiten.“
    Steff Elm griff mit zitternden Händen nach dem Schnapsglas. Er war wieder einmal bleich wie eine Käsemade. Sein spitziges Gesicht verriet Angst und Unruhe.
    „Ich habe noch vom letzten Mal genug“, stotterte er. „Was nützt mir alles Geld, wenn ich am Ende wie der Spitzbart tot im Rinnstein liege. Kann nicht ein anderer gehen? Ich bin nicht neidisch auf den Botenlohn.“
    „Du gehst“, entschied Sam Lupin schroff. „Kein Wort mehr darüber. Möchte die Sache nicht an die große Glocke hängen.“
    Steff Elm musterte seine Freunde, die neben ihm im Billardzimmer der Sodom Bar saßen. Sie hatten von dem kurzen Wortwechsel kaum etwas gehört. Sie interessierten sich auch nicht dafür. Sie spielten Karten und tranken zwischendurch Bier aus riesigen Krügen.
    Steff Elm wäre gern bei ihnen geblieben. Er hatte nicht die geringste Lust, jetzt in die neblige Nacht hinauszuwandern. Aber er wagte jetzt keinen Widerspruch mehr. Er durfte es nicht riskieren, Sam Lupin vor den Kopf zu stoßen.
    Deshalb trank er auch seinen Schnaps aus und kramte in seiner Tasche nach dem nötigen Kleingeld. Als er seine Hand wieder hervorbrachte, hielt er einen verdreckten Zettel zwischen den Fingern. Es war ein Stück von einem Zeitungsrand. Mißtrauisch beugte er sich darüber. Erstaunt las er seinen eigenen Namen. „Steff Elm“, stand da in ungelenken Buchstaben. Sonst nichts.
    Kopfschüttelnd drehte Steff Elm den Zettel um. „Du bist der nächste“, stand auf der Rückseite.
    „Du bist der nächste“, wiederholte Steff Elm mit zuckenden Lippen.

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