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Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Titel: Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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einem primitiven Verschlag begnügen. Hauptsache, wenn ich heute Nacht noch wegkomme. Wann fahren Sie ab?“
    „In drei Stunden.“
    „Kann ich mitkommen?“
    Der Seebär musterte sie forschend von oben bis unten. „Sind die Papiere in Ordnung?“ fragte er dann.
    „Ja“, stieß Cilly Saddler hastig hervor. „Ich brauche keine halbe Stunde, um meinen Paß und das nötige Gepäck aus dem Hotel zu holen. Aber ich weiß noch immer nicht, ob Sie...“
    „Hübsche Mädchen haben wir immer gern an Bord“, lachte der Kapitän. „Holen Sie man ruhig Ihre Sachen, Fräulein! Werde inzwischen Ihre Kabine auf Hochglanz bringen lassen.“
    Cilly Saddler stammelte ein paar törichte Dankesworte und stürmte mit hastigen Schritten von Bord. Sie fühlte sich grenzenlos erleichtert. Ein befreiter Atemzug hob ihre Brust. Sie war glücklich, daß sie sich endlich zu dieser Entscheidung durchgerungen hatte. Sie konnte einfach nicht ruhig gehen. Sie lief in aller Eile durch die engen Gassen des Hafenviertels. Samsons Chinesenhotel tauchte vor ihr auf. Sie blickte schaudernd auf die häßlichen Mauern. Es ist das letzte Mal, daß ich dieses Haus betreten muß, tröstete sie sich. Werde in eine Stadt ziehen, in der es keine Chinesen gibt. Ich will nie mehr einem Gelben begegnen.
    „Machen Sie die Monatsrechnung fertig“, sagte sie atemlos zu dem gelben Portier. „Ich ziehe noch in dieser Stunde aus. Ich fahre weg aus London.“
    Der Chinese starrte sie verständnislos an. „Ausziehen?“ fragte er kopfschüttelnd. „So plötzlich? Ist etwas passiert?“
    Cilly Saddler hörte gar nicht auf seine Fragen. Sie stürmte in ihr Zimmer hinauf und begann, in aller Hast ihre Koffer zu packen. Hoffentlich kommt nicht jetzt in letzter Sekunde noch etwas dazwischen, dachte sie beklommen. Es wäre schrecklich, wenn Sam Lupin etwas von meiner Abreise ahnen würde. Er würde sofort seine Gelben hinter mir herhetzen. Ich hätte dann kaum noch eine Chance, unbeobachtet auf das Schiff zu kommen. Sie schielte unablässig zur Tür. Ständig fürchtete sie, jemand würde die Klinke niederdrücken.
    Dauernd wartete sie darauf, eine schroffe Stimme zu vernehmen. Aber nichts geschah. Sie steckte ihren Paß, ihre Papiere, ihr Geld in die Handtasche, schloß die Koffer ab und verließ das Zimmer. Am Empfangsschalter zahlte sie ihre Rechnung. Niemand verlegte ihr den Weg. Kein Mensch wollte sie zurückhalten.
    Na also, dachte sie erleichtert. Es ist alles noch einmal gut gegangen. Ich bin dem Zugriff der Polizei entronnen und ebenso dem Haß Sam Lupins. Ich brauche mich in Zukunft vor niemand mehr zu fürchten. Ich werde ein ganz neues Leben beginnen.
    Die Strecke zum Hafen war nicht weit. Sie schaffte den Weg in fünf Minuten. Dichte Rußwolken nebelten den Hafenplatz ein. Die Nacht hing düster und von großen schwarzen Wolken überschattet über dem Wasser. Zum zweiten Male ging Cilly Saddler an Bord des schwerfälligen Frachters und wurde von einem Matrosen höflich in ihre Kabine geleitet. Sie betrat einen netten hellen Raum, in dem sie sich vom ersten Moment an wohl fühlte. Das Bett war blütenweiß überzogen, und auf dem Tisch standen ein paar dunkle Rosen. Ihr Duft erfüllte das ganze Zimmer.
    „Haben Sie noch irgendeinen Wunsch?“ fragte der Seemann, der hier anscheinend als Steward fungierte.
    „Nein, danke“, erwiderte Cilly Saddler lächelnd.
    Sie schloß die Tür und begann, nachdenklich in dem engen Raum auf und abzugehen. Vor dem Bullauge stand die Nacht. Sie hörte deutlich das Wasser glucksen. Es schlug gurgelnd an die Schiffsplanken. Zwanzig Minuten verstrichen, ohne daß etwas geschah. Dann klopfte es plötzlich an der Tür. Der Steward trat ein.
    „Entschuldigen Sie die Störung, Madam“, sagte er höflich. „Da ist jemand am Kai, der sich von Ihnen verabschieden will. Wollen Sie den Herrn sprechen, oder soll ich...?“
    „Nein, lassen Sie nur. Ich komme schon“, rief Cilly Saddler eifrig. Eine brennende Röte überzog ihre Wangen.
    Es ist Ray Mortimer, dachte sie glücklich. Er ist also doch noch gekommen. Vielleicht hat er sich alles anders überlegt. Vielleicht fährt er mit. Es wäre die schönste Reise meines Lebens. Sie begab sich an Deck, ging hastig über die Gangway, lief den Pier entlang und trat auf den Hafenplatz hinaus. Suchend irrten ihre Blicke umher.
    Wo war Ray Mortimer? Sie konnte ihn nirgends entdecken. Das zähe Gebräu aus Ruß und Nebel war zu dick. Ihre Augen vermochten das graue Zwielicht nicht zu

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