Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)
Woodcraft, einer weiteren prominenten Kritikerin, über das Projekt gesprochen. Astra war seit frühester Kindheit in der Church gewesen und hatte die Sea Org verlassen, weil sie nicht in eine Abtreibung einwilligen wollte.
Die beiden Frauen baten mich, bei der Sache mitzumachen, und ich sagte sofort zu. Als Kendra mir die Seite zeigte und das, was sie schon zusammengetragen hatte, war ich begeistert. Für jeden verständlich wurden hier hervorragende Informationen über die Church angeboten. Zudem gab es Hilfestellungen für Leute, die ausgetreten waren, und ein Forum, in dem Erfahrungen und Meinungen ausgetauscht werden konnten. Am 1. März 2008 startete die Seite im Netz und fand umgehend in zahlreichen Meldungen, Zeitschriftenberichten und Radiointerviews Erwähnung. Viele ehemalige Scientologen beteiligten sich an den Foren, tauschten ihre Geschichten aus, boten Unterstützung an und sprachen über ihre Erfahrungen.
Zur selben Zeit wurden Astra, Kendra und ich nach der Veröffentlichung meines Briefes von der Presse eingeladen, von unseren Erlebnissen zu erzählen. Ich erhielt Anfragen von Glamour , der Los Angeles Times und der ABC -Nachrichtensendung Nightline . Kurz nach dem Start unserer Website gab ich Lisa Fletcher von Nightline ein Interview. Am Ende des Gesprächs standen ihr die Tränen in den Augen. Zum ersten Mal hatte ich vor aller Öffentlichkeit meine gesamte Lebensgeschichte erzählt. Bevor Nightline den Beitrag brachte, riefen die Sendeleiter noch bei Scientology an und baten um eine Stellungnahme. Wenige Tage später erfolgte die Reaktion. Die Church drohte mit allen Mitteln und brachte ABC dazu, den Beitrag vorerst zurückzustellen. Noch am selben Abend bekam Dallas um elf Uhr einen Anruf seines Vaters. Er sei unterwegs und würde uns in zwanzig Minuten in Begleitung zweier hochrangiger Kirchenvertreter vom Office of Special Affairs, die mit uns sprechen wollten, aufsuchen. Wie ich später erfuhr, war die Angelegenheit ihnen tatsächlich so dringlich gewesen, dass sie in Los Angeles extra einen Hubschrauber gechartert hatten. Sie sollten verhindern, dass das Nightline -Interview gesendet wurde.
Ich sagte dem Vater von Dallas, sofern sich die beiden nicht entschuldigen wollten, seien sie hier unerwünscht. Ein paar Minuten später klingelte das Telefon erneut. Diesmal war einer der hohen OSA -Tiere, die Dallas’ Vater begleiteten, dran.
Nach einer Weile erklärten Dallas und ich uns einverstanden, seine Eltern sowie die beiden OSA -Vertreter in einem nahe gelegenen Denny’s Restaurant zu treffen, das um diese Zeit noch geöffnet war. Kaum waren wir dort, begannen die beiden OSA -Leute auch schon, beleidigende Kommentare über unser Verhalten, unsere Familien und deren Haltungen abzugeben. Einer beschimpfte meine Mutter als Hure. Der andere behauptete, ich würde den Namen meines Onkels nur für meine fünfzehn Minuten Ruhm benutzen. Sie lebten eindeutig in ihrer eigenen Welt, und Dallas und ich hielten es für sinnlos, uns mit Leuten auseinanderzusetzen, die derart losgelöst von der Wirklichkeit waren. Dallas’ Eltern bestanden allerdings darauf, dass wir blieben und uns um eine Einigung bemühten, also taten wir ihnen den Gefallen. Schließlich fanden wir den eigentlichen Grund für ihren Besuch heraus. Die beiden Kirchenvertreter beschworen mich, den Nightline -Deal mit ABC abzusagen und alle weiteren Interviewanfragen abzulehnen. Dafür schlugen sie mir einen Handel vor. Wenn ich tat, was sie wollten, würden sie die Deklaration bei meiner Tante Sarah und einigen meiner Freunde aufheben, sodass diese wieder mit ihren Verwandten sprechen konnten.
Die Eltern von Dallas bedrängten uns ebenfalls zu kooperieren. Andernfalls müssten sie zwischen Scientology und uns wählen. Alle versuchten uns an Ort und Stelle zu einer Entscheidung zu zwingen, aber wir beharrten darauf, es uns erst überlegen zu müssen. Bevor wir gingen, wurden wir ermahnt, mit niemandem über dieses Treffen zu sprechen und nichts darüber im Internet zu posten.
Den Deal mit Nightline wollte ich auf gar keinen Fall platzen lassen, was die Ablehnung weiterer Interviewanfragen betraf, waren Dallas und ich jedoch unschlüssig. Schon vor dem Besuch der Church hatten wir uns ernsthaft überlegt, ob wir noch weitere Interviews geben sollten. Allein durch die Website würden wir bereits den Geschichten, die uns erreichten, eine große Aufmerksamkeit verschaffen können.
Aber uns war auch beiden klar, was diese Entscheidung
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