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Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Titel: Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Miscavige Hill , Lisa Pulitzer
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ich in meiner Kommode Küken ausbrüten wollte. Als ich erwischt wurde, bekam ich großen Ärger. Mr. Parker und Mr. Bell waren fuchsteufelswild geworden und hatten behauptet, wenn Onkel Dave das herausfände, würde ich in ernsthaften Schwierigkeiten stecken. Ich musste ihm einen Brief schreiben und ihm beichten, dass ich seine Eier gestohlen hatte. Doch zu meiner Überraschung, und ich glaube auch zur Überraschung von Mr. Parker und Mr. Bell, reagierte er sehr nett. Er schrieb mir zurück und erklärte, meine Kommode sei wahrscheinlich nicht warm genug zum Ausbrüten von Eiern. Dazu bräuchte man einen Inkubator. Und jetzt hatte ich wieder Eier gestohlen. Ich wusste, ich ging damit ein großes Risiko ein, aber mir blieb kaum etwas anderes übrig. Schließlich brauchten wir etwas zu essen.
    Rebecca hasste besonders Mr. Parker. Diese Frau konnte einem wirklich Angst einjagen, aber irgendwie war sie zu mir nicht so schlimm wie zu den anderen. Rebecca bestand darauf, ihr vor unserem Aufbruch einen Brief zu schreiben, nach dem Motto: Was wir Ihnen schon immer mal sagen wollten! Also schrieben wir, wir hätten genug, wir würden jetzt in die Wog-Welt fliehen und nie mehr zurückkommen. Rebecca fügte hinzu, dass wir sie hassten und sie echt gemein war. Außerdem schrieben wir, sie sollte unsere Eltern grüßen, weil wir nun auf uns allein gestellt wären.
    Mir klopfte das Herz bis zum Hals, als wir den Brief auf Mr. Parkers Schreibtisch im Cottage legten. An Rebeccas Miene sah ich, dass sie ebenfalls Angst hatte. Trotz unseres selbstbewussten Tons in dem Brief hatten wir beide so große Angst, erwischt zu werden, dass wir kaum einen Gedanken daran verschwendeten, was wir nach unserer Flucht von der Ranch machen wollten. Plötzlich überfielen mich Zweifel, aber es war zu spät. Wir rannten zum Fahrradunterstand und holten unsere Räder. Meins hatte mir mein Vater gekauft, es war pink und hatte einen Korb am Lenker. Den Rucksack mit unserem Essen stellte ich in den Korb. Dann fuhren wir die Viertelmeile zum Vordertor der Ranch. Wir wussten, wir mussten so leise wie möglich am Tor vorbeikommen, weil man uns sonst über die Gegensprechanlage hören konnte.
    Ich hatte gar nicht daran gedacht, wie schwer es sein würde, mein Rad mit einem vollen Korb unter dem Tor hindurchzuschieben. Natürlich fiel alles heraus. Rebecca half mir, alles wieder einzupacken, dann stiegen wir wieder auf und radelten einen steilen Hügel hinunter, wobei wir für mein Gefühl etwas zu schnell wurden. Als wir zur Brücke über den Fluss kamen, bibberten wir so heftig, dass wir uns nur panisch ansahen. Rebecca ermutigte mich und versicherte, dass wir es schaffen würden. Wir waren ungeheuer erleichtert, als wir endlich die andere Seite erreicht hatten.
    Die Sonne, die schon verblasste, als wir unter dem Vordertor hindurchschlüpften, verschwand ganz, als wir unsere Räder über das Gitter zur Viehweide schoben. Da wir gehört hatten, dass man sich auf dem Gitter schnell ein Bein brechen konnte, waren wir besonders vorsichtig. Dort an der Weide endete das Grundstück der Ranch, und das Indianerreservat begann.
    Nachdem wir eine Meile die Straße hinuntergeradelt waren, sahen wir hinter uns in der Ferne die Scheinwerfer eines Wagens näher rücken. Schnell warfen wir die Räder in den Straßengraben und versteckten uns hinter einem kleinen Hügel. Wir dachten, der Wagen würde vorbeifahren, doch zu unserem Entsetzen hörten wir, dass jemand ausstieg und dann die Tür zuknallte.
    Schritte ertönten im Unterholz. Erstarrt vor Schreck sahen wir uns an. Ich war sicher, dass uns ein Indianer holen kam. Es gingen ständig Gerüchte auf der Ranch um, dass die Indianer auf vorbeifahrende Wagen schossen, wenn sie die Insassen nicht erkannten. Wir hatten auch gehört, dass vor einem nahe gelegenen Casino, direkt an ihrer Grundstücksgrenze, jemand erschossen worden war. So weit waren wir noch nicht gekommen, aber vielleicht war es einer der Spieler auf dem Heimweg.
    Doch es waren keine Fremden, die uns suchten. Als ich einen Blick riskierte, entdeckte ich Joe Conte und Taryn mit ihren Freundinnen Jessica und Heather auf dem Rücksitz. Unsere Flucht war jetzt offiziell gescheitert.
    »Ihr seid solche Idioten«, zischte Taryn. Sie schnappte sich meine Sachen und zog uns zurück zum Wagen. Heather und Jessica kümmerten sich um die Räder. »Jetzt verpassen wir den Anfang der Feier, bloß weil ihr so bescheuert seid«, schimpfte sie.
    Ich hatte ganz vergessen,

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