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Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Titel: Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Miscavige Hill , Lisa Pulitzer
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Nadel gleichmäßig ausschlug.
    Donnerstags mussten wir auch den Wochenbericht für unsere Eltern schreiben. Dafür gab es Formulare mit Leerstellen für Namen und Datum sowie Kästchen, in denen wir angeben konnten, welche Kurse wir geschafft hatten, ob unsere Statistik hoch oder niedrig war, ob wir Gewinne hatten und was wir sonst noch mitteilen wollten. Allerdings durften wir nichts Negatives schreiben. Denn die Erwachsenen der Ranch lasen die Wochenberichte, bevor sie zur Int Base geschickt wurden, und mögliche Klagen wurden als ›Schlechtmachen‹ behandelt. Das Gleiche galt für unsere Briefe, ob sie nun an Freunde, Verwandte oder die Eltern gingen. Wann immer ich einen Brief von meinen Eltern oder sonst wem bekam, war er schon geöffnet und wieder zugeklebt worden. Den anderen Kindern auf der Ranch erging es genauso. Ich weiß nicht, was der Zweck dieser Überwachung unserer Korrespondenz war. Vielleicht wurde so sichergestellt, dass wir unsere Eltern, die so viel arbeiten mussten, nicht störten oder aufregten. Also waren Beschwerden nicht nur auf der Ranch untersagt, sondern auch in Briefen.
    Der Freitagabend verlief anders als die anderen Abende. Nach dem Abendessen gab es die Graduierung, bei der manche für den Abschluss von Kursen Zertifikate bekamen. Zur Graduierung versammelten wir uns entweder in der Mess Hall oder der Eingangshalle, wo wir in den Genuss einer scientologischen Vorführung kamen. Manchmal war es nur ein Musikvideo, häufiger jedoch die Diavorführung von der Rekrutierung neuer Sea Org-Mitglieder. Dabei sah man immer Bilder von Menschen in Uniform, darunter einige unserer Eltern, während im Hintergrund feierliche Musik und Parolen ertönten wie »Viele sind berufen, nur wenige auserwählt«.
    Fast jede Woche wurde auch LRH s Mission durch die Zeit gezeigt. Dabei sah man L. Ron Hubbard, der sich bis mehrere Hundert Jahre zurück an seine früheren Leben erinnerte und seine Reise chronologisch aufschlüsselte, indem er auf diese früheren Leben Bezug nahm. Nur aus der Erinnerung nannte er Orte auf der ganzen Welt, wo er in seinen früheren Leben verschiedene unbekannte Gegenstände vergraben hatte. Dann zeigte die Diashow die Geschichte der ersten Sea Org-Mitglieder, die die Mission hatten, all diese Orte aufzusuchen, um diese Gegenstände zu suchen. Sie fuhren mit dem Schiff über die Weltmeere und fanden alles. Wenn ich das sah, bekam ich jedes Mal eine Gänsehaut.
    Nach der Vorführung bekamen die Kinder, die einen Kurs abgeschlossen hatten, unter lautem Applaus ihre Zertifikate. Dann gab es die Verleihung von Titeln wie »Schüler der Woche«, »Kadett der Woche« und »Division der Woche«. Auch die Graduierung endete damit, dass wir uns vor LRH s Bild stellten und ihn dreimal hochleben ließen.
    Das Beste kam nach der Graduierung, dann erhielten wir unser Taschengeld von fünf Dollar. Wir mussten dafür eine Unterschrift leisten, denn von dem Geld wurden Sozialabgaben abgezogen, also waren es eigentlich nur vier Dollar fünfzig. Außerdem gab es noch Abzüge, wenn Geburtstagsgeschenke für einen Erwachsenen oder eine Führungskraft gekauft wurden. Waren die Kadettenstatistiken insgesamt gut, bekamen wir manchmal einen Org Award, was hieß, dass wir vor dem Schlafengehen einen Film ansehen und Popcorn essen durften oder sogar einen Ausflug unternahmen. Danach gingen wir alle auf unsere Zimmer, um uns bettfertig zu machen.
    Samstags gab es keine Schule, dafür mussten wir unsere Unterkünfte und alle öffentlichen Gebäude auf Hochglanz bringen. Ich war für das Schulgebäude eingeteilt. Trotz der anstrengenden Putzerei liebte ich die Samstage, weil ich dann meine Eltern sah und es am Samstagabend immer Nachtisch gab – normalerweise Chocolate Chip Cookies. Gegen zweiundzwanzig Uhr waren wir normalerweise mit dem Putzen fertig. Es war anstrengend, aber für den Luxus in der Wohnung meiner Eltern lohnte es sich.

KAPITEL 7
Ausreißer
    Durch all unsere Arbeit wurde die Ranch langsam immer schöner. Die Straßen wurden asphaltiert, und die Häuser bekamen einen schwedenroten Anstrich mit weißer Zierleiste an Dach und Fensterrahmen. Es gab Küchengärten und Obstgärten mit Äpfeln und Granatäpfeln, wunderschöne Natursteinmauern, die das Grundstück säumten, üppige Teppiche aus Eiskraut, die die Hügel bedeckten, und frisch gemähte Sportplätze. Am Ende war das karge, staubige Fleckchen Erde kaum noch wiederzuerkennen. Auf den ersten Blick wirkte der Ort zum Aufziehen von

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