Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Titel: Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Miscavige Hill , Lisa Pulitzer
Vom Netzwerk:
Beurteilungszettel entworfen hatte, daher gaben sie mir dafür auch eine Note. Die höchste Note war eine Sieben, doch ihre Noten waren immer noch viel höher, wie zum Beispiel zwei Millionen.
    Tante Shelly hatte mich wirklich ins Herz geschlossen, und ich mochte sie auch. Wenn wir uns während des Essens oder während der Feierlichkeiten draußen am Pool unterhielten, fragte sie mich immer, wie es mir ging. Sie brachte mir einiges über Ernährung bei, denn in diesem Bereich war sie Spezialistin, und es half mir auf meinem Posten als MLO . Sie war ziemlich streng, aber auch liebevoll und fürsorglich und hatte Sinn für Humor.
    Wenn ich mit Tammy zusammenarbeitete, konnte ich bei den Proben der Sea Org-Ehrengarde zusehen. Die Mitglieder trugen weiße Uniformen, die denen der U.S. Navy ähnelten. Zur Uniform gehörten ein Hut, Handschuhe, Kordel, Streifen und Rangabzeichen. Die Mitglieder der Ehrengarde marschierten zum Rhythmus der Musik, die vom Band kam, wirbelten mit Stäben und hatten richtige Choreographien. Manche trugen Fahnen mit Symbolen der Church oder der Sea Org. Andere stellten sich in zwei Reihen auf, kreuzten die Schwerter und bildeten einen Bogen, unter dem die höchsten Führungskräfte hindurchgehen konnten. Es war wirklich eine tolle Show. Sie war sehr professionell und inspirierend, und ich freute mich jedes Mal darauf, auch einmal zur Sea Org zu gehören.
    Der Tag nach dem Sea Org Day war frei und galt nur dem Vergnügen. Auf der Base gab es einen richtigen Klipper, der auf Land gebaut worden war. Dieses Schiff, die Star of California , hatte einen Pool, Palapas (Tiki-Hütten), Umkleideräume und eine Smoothie-Bar. Der Pool war eigentlich nur für meinen Onkel Dave gedacht, aber am Sea Org Day wurde er für Schwimmwettbewerbe und andere Aktivitäten freigegeben.
    Es war ein großartiger Tag. Neben den Wettbewerben im Pool gab es Fußball- und Basketballspiele, ein Picknick mit Hamburgern und Hot Dogs, und man konnte im See schwimmen. Auf der Base gab es etliche Sportplätze und Hallen für alle möglichen Sportarten, doch sie wurden nur am Sea Org Day genutzt.
    Am Abend gingen alle in ihre Quartiere, um sich schick zu machen. Dann gab es ein ausgedehntes und köstliches Festmahl. Ich saß immer an Dads Tisch. Wenn Mom da war, setzte sie sich auch zu uns. Auf Drängen meiner Eltern durfte ich etwa zwanzig Minuten an den Tisch von Onkel Dave und Tante Shelly, um mit ihnen zu plaudern. Dabei stellten sie mir Fragen nach meinen Kursen und erzählten mir Witze. Ich war glücklich, dass Tante Shelly sich so für mich interessierte. Da meine Mutter oft weg war, war die Aufmerksamkeit einer älteren weiblichen Verwandten für mich sehr tröstlich.
    Auf Weihnachten freute ich mich auch immer sehr, dann bekamen wir zwei oder drei Tage frei, und meine Mutter durfte Clearwater verlassen und mit uns zusammen sein. Für meine Familie war Weihnachten aber kein religiöser Feiertag. Zuerst fuhren sie mit uns Kindern zur traditionellen Bier-und-Käse-Party in der Int Base. Wir Kinder durften natürlich kein Bier trinken. Sogar die Erwachsenen bei der Sea Org tranken nur bei dieser Gelegenheit Bier. Denn Bier war Alkohol und beeinträchtigte den Verstand, was später mit scientologischen Techniken wieder in Ordnung gebracht werden musste. Außerdem durfte man, wenn man Alkohol getrunken hatte, mindestens vierundzwanzig Stunden keine scientologischen Studien betreiben, es wurde also entschieden missbilligt.
    Aus diesem Grund tranken selbst auf der Bier-und-Käse-Party die meisten Erwachsenen alkoholfreies Bier. Onkel Dave wies gerne auf diejenigen hin, die echten Alkohol tranken und betrunken wurden. Einmal winkte er jemanden, der ein gerötetes Gesicht hatte, herbei und nahm ihn mit zu einem Tisch, an dem Mom, Dad und ein paar andere Führungskräfte saßen.
    »Russ!«, sagte er mit seiner normalen, lauten Stimme.
    »Ja, Sir?« Ich sah, dass aus Russ’ Gesicht alle Farbe wich.
    »Was trinken Sie da?«
    »Irish Cream, Sir«, antwortete Russ verlegen.
    »A-ha«, erwiderte mein Onkel, und dann befahl er Russ weiterzugehen, als wüsste er nicht, wieso Russ überhaupt bei unserem Tisch Halt gemacht hatte. »Nun, sein Withhold hat mir wirklich gefehlt!«, rief Onkel Dave dann aus, worauf die anderen Erwachsenen ihm beipflichteten. Ich merkte, dass es um eine reine Demonstration seiner Macht ging.
    »Was meint ihr, wie viele hier momentan richtig besoffen sind?«, fragte Onkel Dave. Dann fiel ihm wieder ein, dass ich

Weitere Kostenlose Bücher