Mein Geheimnis bist du
Recht, bei mir die kritischsten Augen? Andrea entschloss sich für die Überstunden, nickte aber und ließ Mareike damit in dem Glauben, sie würde es weiterleiten.
Mareike lächelte, wandte sich in Richtung Tür. »Ach, was ich noch sagen wollte . . .« Sie blieb stehen, drehte sich um, ein freches Blitzen in den Augen, ». . . Sie küssen wirklich gut.«
Schon schaute Andrea wieder auf Mareikes Rücken. Mit halb offenem Mund, zu perplex für eine Erwiderung.
Feierabend, beschloss Andrea. Heute gewann sie keinen Blumentopf mehr, so abgespannt, wie sie sich fühlte. Notdürftig räumte Andrea den Schreibtisch auf, nahm ihre Tasche und ging zum Fahrstuhl.
Auf dem Parkplatz vor dem Gebäude standen nur noch wenige Autos. Andrea stieg in ihren Wagen, drehte den Zündschlüssel. Das erwartete Geräusch des anspringenden Motors blieb aus. Andrea probierte es erneut. Mit demselben Ergebnis. »Komm schon«, brummte sie. Aber auch zwei weitere Versuche blieben erfolglos. »Mist.«
Ein Klopfen an der Autoscheibe unterbrach Andreas Bemühungen. Sie sah in Mareikes fragendes Gesicht. »Probleme?«, klang deren Stimme gedämpft durch die Scheibe.
Andrea schüttelte den Kopf. »Nein, nein.«
»Sieht aber so aus.« Ein Grinsen stahl sich in Mareikes Gesicht. »Haben Sie getankt?«
Andrea verkniff sich eine Erwiderung. Sie erkannte die Retourkutsche, und es war offensichtlich, dass Mareike sie genoss. Die Zähne zusammenbeißend schluckte Andrea ihren Ärger hinunter, denn sie gönnte Mareike nicht, dass deren Genugtuung sich noch steigerte.
Mareike machte Andrea ein Zeichen, dass sie die Scheibe runterfahren sollte. Andrea tat es.
»Ich kann Sie mitnehmen«, bot Mareike an.
»Danke, nicht nötig.«
»Ach, nun zieren Sie sich nicht. Es ist nur ein kleiner Umweg für mich.«
Andrea zögerte.
»Na los.« Mareike zog frierend ihren Mantel enger um sich zusammen. »Um diese Uhrzeit finden sie keine Werkstatt mehr, die Ihren Wagen abholt.«
Andrea seufzte. Das stimmte wohl.
Mareike trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. »Ich gehe jetzt zu meinem Wagen. Überlegen Sie nicht zu lange.«
Andrea verfolgte Mareike mit den Augen, immer noch unschlüssig. »Ach, warum nicht«, murmelte sie dann, griff nach ihrer Tasche, schloss das Auto ab. Sie kam gleichzeitig mit Mareike an deren Wagen an.
Mareike lächelte. »Doch noch geschafft?« Sie öffnete die Türverriegelung. »Bitte einzusteigen.«
Andrea tat es und schnallte sich an. Mareike startete den Wagen, fuhr los. Der Berufsverkehr war lange vorbei, Mareike lenkte sie zügig und sicher durch die Straßen. »Anstrengenden Tag gehabt?«, erkundigte sie sich.
»Kann man wohl sagen. Warum musste Weller bloß umfallen?«
»Wenn ich Ihnen was abnehmen kann, irgendwelche zeitraubenden Auswärtstermine, sagen Sie mir Bescheid.«
»Das würden Sie tun?«
»Natürlich.«
»Also . . . danke. Wer weiß, vielleicht komme ich darauf zurück.«
Eine rote Ampel ließ Mareike den Wagen anhalten. »Sie haben doch auch noch nichts gegessen«, meinte sie. »Wollen wir?«
Andrea folgte Mareikes Kopfbewegung und erspähte die Imbissbude, die Mareike meinte. »Warum nicht.«
Mareike setzte den Blinker, bog links ab, parkte seitwärts am Straßenrand. Sie stiegen aus. Ein paar einzelne Schneeflocken fielen vom bedeckten Himmel des Januarabends und wurden unsichtbar, sobald sie auf die Straße auftrafen. Andrea fühlte schmelzende Tupfer im Gesicht. Ruhe erfasste sie. Endlich fiel die Anspannung des Tages von ihr ab.
»Was möchten Sie?«, fragte Mareike.
Andrea las die Angebotstafel. »Currywurst«, entschied sie.
»Einmal Currywurst, einmal Frikadelle«, bestellte Mareike bei der Frau hinter der Theke. »Und zwei Tee.«
Gerade als sie die Bestellung in Empfang nahm, klingelte Mareikes Handy. Mit einem entschuldigenden Blick setzte sie die Pappteller auf den Bistrotisch vor Andrea ab und nahm den Anruf entgegen. Andrea holte den Tee.
»Jetzt?«, fragte Mareike entgeistert in ihrem Rücken.
Andrea nahm die zwei Becher, welche die Imbissverkäuferin vor ihr auf den Tresen stellte, vorsichtig am oberen Rand. Der Dampf des heißen Getränks wärmte wohltuend ihre Hand. Andrea ging zurück zu Mareike, die, das Handy am Ohr, offenbar einer wortreichen Erklärung folgte.
»Nein«, sagte sie dann zögernd. »Ich . . .«, ein Seitenblick zu Andrea, ». . . bin noch im Büro . . . hm . . . ja, ich versuche es, okay?« Sie klappte das Handy zu, nickte Andrea
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