Mein Geheimnis bist du
Sonst hättest du ihr doch einfach eine geknallt.«
»Ich war zu überrascht. Da hat . . .«
». . . dein Verstand ausgesetzt?« Saskia grinste.
». . . meine Abwehr versagt.«
Saskias Grinsen wurde breiter. »Ja, sicher.«
»Ja! Und wehe, du erzählst irgendjemandem was davon. Dann ist unsere Freundschaft Geschichte.«
»Wofür hältst du mich?«, fragte Saskia beleidigt.
»Für meine manchmal etwas redselige Freundin.«
Zurück im Büro, ließ Andrea sich in ihren Sessel fallen und starrte den Stapel Unterlagen auf ihrem Schreibtisch an, als sei der an ihrem inneren Chaos schuld. Auch wenn Andrea es nicht gern zugab, Saskia hatte mit ihrer Frage den Nagel auf den Kopf getroffen. Warum hatte sie Mareike gewähren lassen? Sie hätte ihr einfach eine scheuern sollen. Ein fatales Versäumnis. Kein Wunder, dass Mareike wieder Oberwasser gewonnen hatte.
Wenn es nicht schon zwei Wochen her wäre, dass Andrea Mareike in der für sie sehr peinlichen Situation angetroffen hatte, würde Andrea denken, Mareike hätte diese Geschichte auf dem Rastplatz absichtlich inszeniert. Um die ungleiche Partie auszugleichen und sich Andreas Verschwiegenheit zu sichern. Nach dem Motto: Du ein Trumpf, ich ein Trumpf.
Aber so war es wohl doch nur eine Provokation gewesen.
Die ihre Wirkung nicht verfehlt hatte. Andrea wurde immer noch ganz heiß, wenn sie daran dachte, wie sie sich in Mareikes Armen gefühlt hatte. Wahrscheinlich konnte sie Mareike niemals wieder in die Augen sehen, ohne zu erröten.
Das Klopfen an der Tür ließ Andrea aufschrecken. Ausgerechnet Mareike betrat den Raum.
»Hallo«, grüßte sie.
Andrea konzentrierte ihren Blick auf den PC-Schirm, tat, als wäre sie beschäftigt. »Hallo.«
Mareike kam näher. Vor Andreas Schreibtisch blieb sie stehen und hob die Akte in ihrer Hand hoch. Andrea streckte die Hand aus, wartete, dass Mareike die Papiere hinüber reichte. Doch die ließ die Hand sinken, verzog den Mund und biss sich auf die Unterlippe. »Ich . . . also . . . ich glaube, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Das war nicht ganz fair, was ich da gemacht habe.«
Andreas eben noch abweisender, distanzierter Blick zeigte plötzlich Verblüffung. Mareike entschuldigte sich? Diese Frau war wirklich eine Quelle ständiger Überraschungen.
»Das stimmt«, erwiderte Andrea knapp, bemüht, unwillig zu klingen. Allerdings war sie durch Mareikes Entschuldigung bereits deutlich milder gestimmt.
Mareike legte den Kopf leicht schief. »Noch sauer?«
Andrea sandte Mareike einen letzten strafenden Blick zu. Dann deutete sie ein Lächeln an und schüttelte den Kopf. »Ach was. Schwamm drüber.«
Mareike atmete auf. »Danke.« Sie legte jetzt die Akte auf Andreas Schreibtisch. »Ich habe hier einen Kreditantrag. Haben Sie jemanden, der die Sache vielleicht schnell bearbeiten kann?«
»Eigentlich gilt bei der Bearbeitung der Anträge die Last-in-last-out-Regel.« Andrea griff nach der Mappe und schlug sie auf.
»Ich weiß. Vielleicht können Sie eine Ausnahme machen. Der Kundin würde mit einer raschen Bearbeitung sehr geholfen sein. Es ist auch eigentlich keine große Sache. Sie können es ganz unkompliziert machen.«
Andrea überflog die Stammdaten, stolperte sofort über den Namen, den sie dort las. Er veranlasste sie zu einem forschenden Blick in Richtung Mareike.
»Stimmt was nicht?«, fragte die.
Andrea schüttelte mit dem Kopf. »Nein, alles in Ordnung.«
Was sollte schon nicht stimmen, wenn Mareike ihr einen Vorgang auf den Tisch legte, bei dem vierzigtausend Euro für die Erweiterung eines Fitnesscenters vorgeschossen werden sollten. War doch nichts dabei, dass es sich um den Laden von Renate Reinecke handelte, der Frau, mit der Mareike Holländer . . . was auch immer hatte.
Andrea senkte den Kopf, damit Mareike nicht sehen konnte, wie sie die Stirn runzelte. Natürlich ahnte Mareike nicht, dass Andrea die Frau kannte, welche vor zwei Wochen für die peinlichste Situation in ihr beider Leben gesorgt hatte. Und natürlich drängte sich Andrea eine bestimmte Schlussfolgerung geradezu auf.
»Also gut. Ich mache ein paar Überstunden und prüfe den Antrag selbst. Dann geht es schnell. Was halten Sie davon?«, fragte Andrea freundlich.
Mareike lächelte. »So sehr müssen Sie es nun auch nicht übertreiben. Leiten Sie es ruhig weiter an einen der Mitarbeiter in Wellers Abteilung. Sie brauchen es dann nur unterschreiben.«
Will sie mich wirklich entlasten, oder befürchtet sie, zu
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