Mein Geheimnis bist du
aufmunternd zu. »Na dann, guten Appetit.«
»Gleichfalls.« Andrea biss von ihrem Brötchen ab, spießte das erste Stück Wurst auf. »Ich will Sie von nichts abhalten«, sagte sie kauend. »Es gibt genug Taxis in dieser Stadt. Ich komme schon irgendwie nach Hause.«
»Ich mag bisher nicht den besten Eindruck auf Sie gemacht haben. Aber es gehört nicht zu meinen Gewohnheiten, jemanden mitten in der Pampa stehenzulassen«, erwiderte Mareike.
Andrea wies über die Straße. »Da drüben ist ein U-Bahnhof. Das kann man jetzt nicht wirklich Pampa nennen.«
»Wenn Sie mich loswerden wollen, gehen Sie nur in den Untergrund.« Mareike zwinkerte Andrea zu. »Ansonsten gilt mein Angebot. Ich bringe Sie.«
»Ich habe mich noch gar nicht bedankt«, sagte Andrea pflichtbewusst.
»Wie schmeckt Ihre Currywurst?«, überging Mareike Andreas Worte.
»Ausgezeichnet. Mal kosten?« Andrea schob ihren Pappteller etwas zu Mareike. Die pickte sich ein Stück heraus. »Hm, wirklich lecker«, meinte sie, zustimmend nickend.
»Und die Frikadelle?«, wollte Andrea wissen.
Mareike schnitt ein Stück ihrer Frikadelle ab, bestückte ihre Gabel damit und hielt sie Andrea hin.
Andrea beugte sich vor, nahm den Bissen, kaute. »Auch nicht schlecht.« Sie trank einen Schluck Tee. »Was macht eigentlich Ihre stürmische Freundin? Wartet sie nicht auf Sie, während wir hier munter plauschen?«, fragte sie wie nebenbei. Dabei interessierte die Antwort sie brennend. Wie standen Mareike und Renate zueinander? War das was Ernstes?
»Warten? Nein.« Mareike schüttelte den Kopf. »Renate ist mehr der Typ, der er wartet.«
Andrea senkte den Blick. »Kennen Sie sich schon lange?«
»Wie man’s nimmt. Eine Chat-Bekanntschaft. Jedenfalls solange ich in Hamburg wohnte. Natürlich trafen wir uns, als ich dann vor vier Wochen nach Berlin kam.«
»Sie lassen wohl nie was anbrennen?«, rutschte es Andrea heraus. Sofort biss sie sich auf die Lippen. Was reitet dich denn jetzt schon wieder, Andrea? Das war eindeutig eine Provokation.
Andrea blickte angestrengt auf ihren Pappteller hinab, wo von der Currywurst mittlerweile nur noch Soße übrig war. Sie tunkte ihr Brötchen hinein.
»Ja. Schämen Sie sich nur«, sagte Mareike strafend.
»Tut mir leid. Das wollte ich nicht sagen.«
Mareike winkte lässig ab. »Schon gut. Aber wo wir nun mal dabei sind: Was sagt denn Ihr Freund dazu, dass Sie fremde Frauen auf Rastplätzen küssen?«, fragte sie spöttisch. Ein breites Grinsen überzog ihr Gesicht. »Und das nicht gerade passiv.«
»Tja, Pech für Sie«, spottete Andrea zurück. »Kein Freund, keine wirksame Stichelei.« Andrea klärte Mareike nicht darüber auf, dass die Frage ganz falsch gestellt war. Wozu? Das würde nur unnötige Fragen bei Mareike aufwerfen. Zum Beispiel warum sie Mareike nicht aufgeklärt hatte, bevor es zu dem Kuss zwischen ihnen gekommen war.
»Kein Freund? Oh.« Mareike hob die Augenbrauen. »Was für eine Verschwendung.« Sie zwinkerte Andrea zu.
»Soll ich Sie morgen früh abholen?«, fragte Mareike, als sie vor Andreas Wohnblock zum Halten kamen.
»Nein, danke. Das ist wirklich nicht nötig«, lehnte Andrea ab. »Ich rufe gleich um sieben die Werkstatt an, in der eine Freundin von mir arbeitet. Sie kann sicher, bevor sie meinen Wagen abschleppt, bei mir vorbeikommen und mich mitnehmen.«
»Dann bis morgen im Büro.«
Andrea nickte. »Danke noch mal fürs Mitnehmen.« Sie stieg aus. Mareike fuhr davon.
Andrea sah dem Wagen nach, schüttelte in Gedanken den Kopf. Diese Frau hatte tausend Facetten. Mal kühl und diszipliniert, dann wieder spontan und emotional. Alles vermischt mit trocken-spöttischem Humor.
Eigentlich ganz nett. Ziemlich nett sogar. Aber auch undurchschaubar. Sei vorsichtig, Andrea!
Andrea setzte Mareike am Ende der Besprechung, in der sie den Vertragsentwurf für das Geschäft mit der Schössler Werft durchgingen, davon in Kenntnis, dass sie den Kreditantrag von Frau Reinecke ablehnen müsse.
»Wie begründen Sie die Ablehnung?«, fragte Mareike kühl.
»Frau Reinecke betreibt ein Fitnesscenter und will dieses erweitern. Sie hat aber den Kredit von der VBG Bank, welche bei der Einrichtung des Studios Pate stand, noch nicht getilgt. Das ist kein Hindernis, um einen weiteren Kredit aufzunehmen, aber warum bei uns? Ich habe mich bei der VBG erkundigt. Frau Reinecke hat enorme Probleme bei der Tilgung ihres Kredits. Sie hängt weit hinterher. Weil ihre Umsatzzahlen zu gering sind. Sie sollte dann
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