Mein Geheimnis bist du
Geschmack«, erwiderte Andrea. Ihre Verlegenheit versuchte sie zu verbergen. »Ich habe immer noch den Geruch von Qualm in der Nase.«
»Er hängt in den Haaren«, klärte Mareike sie auf.
»Dann versuche ich es mit einer ausgiebigen Dusche«, beschloss Andrea, stellte jedoch im Anschluss daran fest, dass diese nur bedingt half, weil ihre Sachen, die sie wieder angezogen hatte – immer noch besser als dieser Schlafanzug, der dazu auch noch kratzte – genauso verqualmt rochen wie am Abend zuvor.
Während Mareike im Bad war, wurde das Frühstück gebracht. Die Schwester stellte es auf den einzigen Tisch im Zimmer. Andreas leerer Magen rumorte freudig. Immerhin war das Abendessen gestern ausgefallen. Dennoch wartete sie mit dem Frühstück, bis Mareike im Bad fertig war.
»Ah, Frühstück«, rief die begeistert, als sie die beiden Tabletts sah, und setzte sich an den Tisch. »Guten Appetit.«
»Oh, den werde ich haben.« In Windeseile schmierte Andrea eines der Brötchen und biss genussvoll hinein.
Eine andere Schwester kam. »Sie haben um zehn einen Röntgentermin. Der Chefarzt will sichergehen, dass bei Ihnen kein Lungengewebe beschädigt wurde«, erklärte sie.
»Wann werden wir entlassen?«, erkundigte sich Mareike.
»Wenn die Untersuchungsergebnisse in Ordnung sind, gegen Mittag.«
Die Schwester nickte freundlich und ging.
»Ich rufe Brennicke an, dass wir erst gegen Mittag kommen«, meinte Mareike daraufhin.
»Sprechen Sie bitte nur für sich«, sagte Andrea, immer noch genüsslich kauend. »Meine Abwesenheit erkläre ich lieber selbst. Bei einem separaten Anruf.«
»Aber wozu der Aufwand?«, wollte Mareike wissen. Ihr verständnislos fragender Blick ließ bei Andrea die Röte ins Gesicht schießen. Ohne es zu wollen, hatte sie sich verraten. Es dauerte nur eine Sekunde, bis Mareike erfasste, dass Andrea von einer möglichen gemeinsamen Nacht im Anschluss an das Abendessen sprach.
Andrea senkte verlegen den Blick. Ein weiterer Höhepunkt in der Reihe endloser Peinlichkeiten, die ihr in Mareikes Nähe pausenlos passierten. Diesmal weil sie ein Opfer ihrer Phantasie geworden war.
Mareike ging nicht weiter auf die Sache ein, nahm ihr Handy und informierte Brennicke, dass sie beide erst gegen Mittag in die Firma kommen würden. Das Telefonat zog sich etwas in die Länge. Als Mareike das Handy wieder zur Seite legte, sah sie Andrea an. »Kein Problem. Brennicke bat nur darum, dass wir gleich in sein Büro kommen. Er will mit uns über einen neuen Kunden sprechen. Eine Empfehlung von Grimm. Tja, schade, dass aus der Fusion nichts wird. Scheinbar wären ein paar gute Geschäfte daraus hervorgegangen. Nun wird es wohl bei dem einen bleiben. Wenn wir Grimm von unserer Entscheidung informieren, ist Schluss mit Empfehlungen.«
Andrea erwiderte nichts. Zum einen war sie immer noch verlegen wegen ihrer Bemerkung von eben. Zum anderen reagierte sie nach wie vor etwas empfindlich, was die Geschichte mit Grimm betraf. Auch wenn sie nicht mehr glaubte, dass Mareike versucht hatte sie auszuboten.
»Immer noch verärgert, weil ich dem Vorstand berichten werde?«, erriet Mareike.
»Ein wenig«, gab Andrea zu. »Aber nicht über Sie«, stellte sie klar. »Eigentlich . . . genau genommen, über mich selbst.«
Mareike lächelte. »Nach wie vor wahnsinnig peinlich berührt, wenn du daran denkst, was du in meinem Büro gesagt hast . . . und eben?« Ihre Stimme klang beinah sanft. Dass Mareike zum Du überging, empfand Andrea in diesem Moment wirklich als Erleichterung. Deshalb fiel es ihr leichter, es zuzugeben. »Ja«, presste sie leise hervor.
»He, das macht doch nichts.« Mareike legte ihre Hand auf Andreas. »Selbst wenn du solche Art Gefühle hättest . . .« Andrea hob an, sie zu unterbrechen, doch Mareike winkte ab. ». . . nur mal angenommen , es wäre so – es ist wahrscheinlich nur eine unbedeutende Verliebtheit. Aber selbst wenn nicht . . .« Ihre Augen fixierten Andrea förmlich. ». . . selbst wenn nicht – du hast in jedem Fall beschlossen, diesen Gefühlen keinen Raum zu geben. Das habe ich doch richtig verstanden, oder?«
Andrea nickte mechanisch, da das offensichtlich das war, was Mareike von ihr erwartete.
»Also«, Mareike hob die Hände, so, als wäre damit alles geklärt. »Dann gibt es keinen Grund, weiter darüber zu reden. Wir sind einfach nur befreundet. In Ordnung?«
Andrea nickte erneut.
»Wunderbar«, sagte Mareike. »Dann ist das Thema ja wohl endgültig
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