Mein Geheimnis bist du
erledigt.«
Es schien Andrea, als hörte sie Erleichterung in ihrer Stimme. Verständlich. Für Mareike war die ganze Situation immerhin auch ziemlich heikel. Sie wollte klare Verhältnisse schaffen. Was Andrea überraschte: Es lag Mareike offenbar daran, ihre Gefühle nicht zu verletzen. So viel Behutsamkeit hätte sie Mareike nicht zugetraut.
Sie aßen schweigend ihr Frühstück weiter.
Dann begann Mareike plötzlich damit, kleine witzige Episoden zu erzählen. Erst von ihrer alten Arbeitsstelle, aber sehr schnell ging sie noch weiter zurück. Zu ihrem Studium, die Schulzeit. Außerdem erfuhr Andrea, dass Mareike begeisterte Flohmarktgängerin war, Schlager liebte und sich mit dreizehn zum ersten Mal in eine Frau verliebt hatte. Im Gegenzug dazu gestand Andrea, dass sie eine Spätentwicklerin war und heimlich für alte Filme schwärmte.
Sie blieben beim Du, lachten jede über die andere und sich selbst. Schließlich meinte Mareike: »Ich schulde dir natürlich noch ein Abendessen. Um Brände und ähnliche Zwischenfälle zu vermeiden, wie wäre es bei mir?«
Andrea zögerte.
Mareike bemerkte es. »Bedenken?«, fragte sie behutsam.
Andrea schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Also dann, morgen Abend?«, schlug Mareike vor.
11.
» H allo. Komm rein«, begrüßte Mareike Andrea hektisch.
Ehe Andrea etwas erwidern und ihr kleines Mitbringsel überreichen konnte, machte Mareike schon auf dem Absatz kehrt. »Entschuldige, ich muss in die Küche«, rief sie Andrea über die Schulter hinweg zu.
»Heute nicht bestellt?«, fragte Andrea schnippisch, während sie ihre Jacke ablegte.
»Nein«, kam es aus der Küche. Andrea folgte Mareike dorthin.
Das Chaos, welches sie hier begrüßte, erschlug Andrea fast. »Hm«, machte sie skeptisch. »Was wird das?«
»Mit etwas Glück gefüllte, gratinierte Champignonköpfe als Vorspeise, Tortelliniauflauf mit Paprika und Schafskäse für den Hauptgang, Eierkuchen mit Blaubeeren und Schlagsahne zum Nachtisch.«
Andrea staunte nicht schlecht. »So viel Aufwand? Ist das nicht etwas übertrieben?«
»Wieso?« Mareike sah kurz von der Pfanne auf. »Drei Gänge. Ich dachte, das ist der Standard, wenn man einlädt.« Der fertige Eierkuchen glitt auf den Teller, eine weitere Kelle Teig landete in der Pfanne.
Andrea stand da, unschlüssig, wohin mit sich und ihrem Mitbringsel, welches sie hinterm Rücken versteckte.
»Geh doch schon ins Wohnzimmer«, sagte Mareike. »Mach es dir gemütlich, gieß dir ein Glas Wein ein. Ich komme gleich mit der Vorspeise.«
Andrea ging ins Wohnzimmer, wo sie ein aufwendig gedeckter Esstisch erwartete. Ganz sicher nicht das Alltagsservice. Kristallgläser. Glaskugeln mit Farbsand dekorierten das Ensemble, abgestimmt zur Farbe der Tischdecke und den Servietten. Andrea drapierte ihr Mitbringsel mittig in die Deko, da sie nicht wusste, wo Mareike sitzen würde.
Mit dem Wein wartete sie lieber auf Mareike.
Überhaupt, vielleicht hältst du dich beim Wein lieber etwas zurück, Andrea. Um einen klaren Kopf zu bewahren.
Mareike und sie, der Wandel in ihrem Verhältnis zur plötzlichen Eintracht, das war Andrea nicht ganz geheuer. Sie sagte sich, dass es sehr unwahrscheinlich war, dass so etwas einfach von heute auf morgen funktionierte.
Andrea ging zum Bücherregal, um die Wartezeit zu überbrücken, griff wahllos nach einem Buch. Mitten in der Bewegung hielt sie inne. Ihr Blick wurde von einem Bild abgelenkt. Ein Foto in einem kleinen Bilderrahmen, ein Fach höher. Andrea nahm das Bild in die Hand und betrachtete es. Es zeigte einen Mann, der seine Arme um zwei Frauen legte, eine links, eine rechts von ihm. Eine der beiden Frauen zeigte Mareike, als sie vielleicht Anfang zwanzig war. Alle drei Personen lachten, es war die Szene eines fröhlichen Augenblicks.
Mareike kam ins Zimmer. »Es ist so weit. Die Vorspeise«, verkündete sie.
Andrea drehte sich um. Mareike sah das Bild in ihrer Hand. Für einen winzigen Moment schien die gute Laune von Mareike abzufallen. Aber der Moment war so flüchtig, dass Andrea ihn schon Sekunden später für eine Täuschung hielt.
Mareike stellte die beiden Teller auf die dafür vorbereiteten Plätze und ging zu Andrea. »Das ist mein Bruder«, sagte sie, nahm dabei vorsichtig das Bild aus ihrer Hand, stellte es wieder an seinen Platz. Wer die andere Frau war, verriet Mareike nicht.
Sie deutete zum Tisch hinüber. »Meine Dame – gefüllte, gratinierte Champignonköpfe erwarten Sie.«
Andrea setzte sich. Mareike
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