Mein Geheimnis bist du
goss vom Wein ein, bevor auch sie Platz nahm. Dabei bemerkte sie den Geschenkkarton in der Mitte des Tischs. »Was ist das?«, fragte sie.
Andrea lächelte. »Mach es auf, dann siehst du es.«
Mareike griff zögernd nach dem kleinen Karton und öffnete ihn. Überrascht schaute sie auf die Bluse darin, hob sie hoch.
»Ich war schließlich schuld, dass du deine zerreißen musstest«, erklärte Andrea.
Mareike legte die Bluse zurück. »Danke. Sie sieht wirklich fast aus wie meine alte. Aber es war wirklich nicht deine Schuld. Trotzdem, vielen Dank. Und nun: Guten Appetit.«
Sie begannen zu essen.
»Woher kennst du überhaupt meine Größe?«, stutzte Mareike etwas verspätet.
»Ich habe nachgeschaut. Im Krankenhaus. Als du nicht im Zimmer warst.«
»Du hast in meinen Sachen gewühlt?« Mareike tat entsetzt.
»Gewühlt würde ich das nicht nennen. Einfach nachgesehen.« Andrea wurde leicht mulmig, denn sie erinnerte sich, dass sie nicht nur einfach nachgesehen, sondern auch versonnen den Stoff berührt und daran gerochen hatte. Vernommen hatte sie einen leicht süßlichen Duft – allerdings mit einer verqualmten Note.
Mareike sah ihren Gast mittlerweile grüblerisch an. »Ich verstehe es übrigens immer noch nicht.«
»Was?«, fragte Andrea, mit durch die Erinnerung belegter Stimme. Konzentriert spießte sie ein Stück Champignon auf die Gabel, ließ es in ihrem Mund verschwinden und zwang sich, ruhig zu kauen.
»Warum du mir hinterher bist. In die brennende Küche.«
»Köstlich, die Champignons«, lobte Andrea Mareikes Kochkunst, statt eine Antwort zu geben.
»Danke«, nahm Mareike das Kompliment entgegen, ließ sich aber nicht aus dem Konzept bringen. »Warum?«, fragte sie erneut.
Andrea seufzte. Sie erinnerte sich an Mareikes Frage von gestern. ». . . du hast in jedem Fall beschlossen, diesen Gefühlen keinen Raum zu geben. Das habe ich doch richtig verstanden, oder?« Dann Mareikes zufriedenes Nicken, als sie ihr bestätigte, dass dem so war. Dass sie ihre Gefühle unter Verschluss halten würde. Warum sollte sie also jetzt wieder davon anfangen, indem sie Mareike gestand, dass eben diese Gefühle die Ursache für ihren »Heldenmut« waren.
Mareike ließ nicht locker. »Du musst doch einen Grund gehabt haben.«
Andrea zuckte mit den Schultern. »Wolltest du die Aushilfe da vielleicht allein raustragen?«
Mareike schüttelte mit dem Kopf. »Nein, nein. Ich meine das erste Mal«, sagte sie. »Du wusstest doch gar nicht, dass ich den Mann dort finden würde.«
»Natürlich nicht. Ich wollte dich einfach zurückholen. Ich dachte, du wüsstest nicht, was du tust. Warst du wirklich bei der Jugendfeuerwehr?«
Mareike nickte. »Ja.«
»Warum hast du aufgehört?« Das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken als ihren Feuereinsatz, schien Andrea das klügste.
»Lehre, Studium. Immer wieder Ortswechsel, keine Zeit«, erklärte Mareike bereitwillig.
»Und dann die Karriere«, erriet Andrea die Fortsetzung.
Mareike zuckte mit den Schultern. »Tja.«
»Ich bin trotzdem beeindruckt.«
»Ich auch. Von dir ! Ich kenne nicht viele Leute, die anderen ins Feuer folgen. Im Restaurant warst du die Einzige«, kam Mareike nun wieder auf das für Andrea unliebsame Thema zurück.
»Ich wäre da nie rein, wenn . . .« Andrea brach ab. Fast hätte sie sich doch verplappert. »Ich habe nicht nachgedacht. Es war ein Reflex.« Sie spießte das letzte Stück Champignon auf die Gabel.
»So, so, ein Reflex.« Mareikes Blick ruhte nachdenklich auf Andrea. Nach einer kurzen Pause sagte sie: »Wir waren jedenfalls ein prima Team. . . . Und jetzt hole ich den Hauptgang.«
Bevor Mareike das jedoch tun konnte, läutete das Telefon.
»Entschuldigung«, sagte sie und ging zum Apparat. »Holländer«, meldete sie sich.
Andrea beobachtete, wie Mareikes Gesicht einen fatalistischen Ausdruck annahm. »Hallo Mutter . . . das freut mich . . . natürlich habe ich das nicht vergessen . . . nein, ich komme vorher nicht noch mal nach Hause . . . hm, jede Menge Arbeit . . . wir sehen uns dann nächsten Samstag . . . natürlich . . . bis dann.«
Mareike legte auf, seufzte, drehte sich zu Andrea um und lächelte angestrengt. Wortlos räumte sie die schmutzigen Teller vom Tisch, brachte sie in die Küche. Mit einer dampfenden Auflaufform in den Händen kam sie zurück.
»Ich hätte nie gedacht, dass du eine solch begnadete Köchin bist«, lobte Andrea begeistert, nachdem sie von den Tortellini
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