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Mein Geheimnis bist du

Mein Geheimnis bist du

Titel: Mein Geheimnis bist du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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eigenen Gedanken nach. Mareikes Gesichtsausdruck zufolge waren es auch bei ihr keine heiteren Gedanken, sondern schwere.
    Andrea spekulierte. Trug Mareike vergangene Nacht ihr bereits geschundenes Herz einmal mehr zu Laura, die es aber nicht zu schätzen wusste? War das der Grund, warum Mareike bereits zum Frühstück wieder im Hause Holländer war? Nicht, weil sie ihren nächtlichen Ausflug geheim halten wollte, sondern weil in dem Arrangement mit Laura kein Frühstuck angeboten wurde? Kein Danach?
    Aber was änderte das? Nichts. Denn Mareike schenkte ihr Herz deshalb trotzdem keiner anderen Frau. Und wenn, dann nur befristet. Bis Laura wieder auftauchte, Mareike einmal zulächelte und die wieder zu ihr ging.

13.
    S ontagmorgen. Besprechung. Mareike war äußerlich gewohnt souverän. Keinem der Kollegen fiel die leichte Unkonzentriertheit an ihr auf. Lediglich Andrea bemerkte die untypischen Pausen in Mareikes Sätzen – deutliche Anzeichen dafür, dass ihre Gedanken abschweiften. Wohin, war für Andrea nicht schwer zu erraten. Beziehungsweise zu wem.
    Weller nahm nach seiner Krankheit das erste Mal wieder an der Besprechung teil. Er saß, wie er es immer tat, neben Andrea. Weller wirkte gut erholt. Als er zum Schluss der Besprechung aufstand, um ein paar Worte zu sagen, ahnte Andrea nicht, dass sie wenige Augenblicke später im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses stehen würde.
    Weller bedankte sich für die vielen Genesungswünsche, sprach lobend über Andrea, die ihn in seiner Abwesenheit vertreten hatte. Dann ließ er die Bombe platzen, eröffnete den erstaunten Kollegen, dass er dem Rat der Ärzte folgen und seine Pensionierung beantragen würde. »Bisher habe ich nur Herrn Brennicke eingeweiht. Wir haben natürlich meine Nachfolge besprochen und sind uns sehr schnell einig geworden.«
    Nun erhob sich auch Brennicke. »Sosehr ich den Entschluss von Herrn Weller auch bedaure, verstehe ich ihn natürlich voll und ganz. Herr Weller wird in den kommenden sechs Wochen seinen Aufgabenbereich an seinen Nachfolger übergeben, bevor er uns endgültig verlässt und seinen wohlverdienten Ruhestand genießt.«
    Brennicke verließ jetzt seinen Platz und ging zu Weller – wie Andrea meinte –, um ihm die Hand zu schütteln. Sie erschrak beinahe, als Brennicke stattdessen vor ihr stehenblieb. »Frau Lange. Herr Weller hat Sie als seine Nachfolgerin vorgeschlagen, und ich habe dem gern zugestimmt.«
    Andrea erhob sich mechanisch von ihrem Stuhl und nahm Brennickes Glückwunsch entgegen. Weller schloss sich ihm an, dann die anderen Anwesenden. Anschließend löste sich die Versammlung auf.
    Mareike wartete, bis die Kollegen gegangen waren. »Gratuliere«, sagte sie mit warmer Stimme. »Das ist ein ziemlicher Sprung nach vorn.«
    Andrea nickte. Ja, das war es tatsächlich. Und eigentlich müsste diese Beförderung, besonders weil sie völlig überraschend kam, einen riesigen Freudentaumel in ihr auslösen. Doch der blieb aus.
    Das kommt später, wenn du die Sache erst richtig verinnerlicht hast, sagte sie sich. Denn sie wollte nicht glauben, dass ihre Niedergeschlagenheit wegen Mareike diesen Erfolg so gleichgültig für sie machte.
    »Was ist los?«, wunderte Mareike sich. »Freust du dich nicht?«
    »Doch. Doch natürlich.« Andrea lächelte matt.
    »Das müssen wir feiern. Heute Abend?«
    »Ich . . . ich weiß nicht, ob ich heute Zeit habe.«
    Mareike gab Andreas ausbleibende Freude Rätsel auf. »Also, Begeisterung sieht anders aus. Du hast doch was.«
    »Stress. Nichts weiter«, wehrte Andrea ab. »Ich muss mich beeilen. Ein Auswärtstermin.« Sie ließ Mareike einfach stehen. Deren verdatterten Blick konnte sie nicht mehr sehen.
    Bei Andreas Auswärtstermin handelte es sich um den Besitzer einer Gastwirtschaft. Leider mit schlechtem Umsatz. So schlecht, dass der Mann bereits vier Monate mit seiner Rate im Verzug war. Die zuständige Kollegin hatte den Fall an sie weitergegeben, zur Überprüfung auf Kontosperrung und Zwangsversteigerung. Eine unangenehme Aufgabe.
    Andrea musste sich während des Gesprächs immer wieder ermahnen, objektiv zu bleiben. Ihr angeschlagenes Gemüt ließ sie zwischen übermäßigem Mitleid und unangebrachter Härte hin und her schwanken. Am Ende gewährte sie dem Gastwirt eine letzte Stundung. Einen Monat.
    Andrea schaffte es gerade rechtzeitig zurück, um mit Saskia in der Kantine zu Mittag zu essen. Dass Andrea nicht viel redete, störte Saskia nicht. Sie hatte genug zu berichten.

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