Mein Geheimnis bist du
sie zufällig in der Kantine. Sie wusste von Brennicke, dass du krank bist, und fragte mich, ob ich genaueres wüsste. Ich erzählte ihr von dem Überfall und dass du verletzt bist. Stell dir vor, sie wurde ganz blass.« Saskia lächelte unschuldig. »Vielleicht lag es daran, dass ich die Geschichte etwas ausgeschmückt habe. War sie noch gar nicht hier?«
Andrea tat gleichgültig. »Warum sollte sie?«
Saskia lächelte spitzbübisch. »Warum fragst du dann nach ihr?«
»Ach, nur so.«
»Ich gehe jede Wette, dass Mareike Holländer jeden Augenblick durch diese Tür kommt.« Saskia wies auf die Tür des Krankenzimmers.
Prompt klopfte es an die Tür. Andrea sah Saskia erschrocken an. Das ging ja nicht mit rechten Dingen zu!
Doch statt Mareike betrat Weller das Zimmer.
»Was machst du denn, Mädchen?«, begrüßte er Andrea vorwurfsvoll. »Warum hast du dem Mann die Tasche nicht einfach gelassen?«
Andrea sah Saskia vorwurfsvoll an. »Wem hast du noch alles davon erzählt?«
»Nur denjenigen, die mich gefragt haben.«
»Ich habe dir ein paar Unterlagen mitgebracht.« Weller legte einen Ordner auf Andreas Bettdecke. »Deine Augen sind ja in Ordnung, und einen Arm zum Umblättern der Seiten hast du auch noch. Lies sie.« Erst jetzt erkundigte er sich nach Andreas Befinden.
»Der Arzt meint, dass ich in wenigen Tagen wieder voll einsatzfähig bin. Also keine Panik. Deiner Pension steht nichts im Wege«, scherzte Andrea.
»Das ist meine letzte Sorge.«
»Ach ja? Und wie deute ich das da?« Andrea zeigte mit einer Kopfbewegung auf den Ordner vor sich.
Weller griff lächelnd danach, legte ihn auf den Beistelltisch. »Du sollst ja nicht gleich damit anfangen. Erhol dich erst mal von der Operation.«
Nach einer halben Stunde verabschiedeten Weller und Saskia sich.
»Ich schaue morgen wieder rein«, sagte Saskia.
»Danke.«
Die Tür schloss sich hinter ihnen. Andrea rutschte gemächlich von der sitzenden Position in die liegende. So ein Krankenhausaufenthalt hatte auch was Praktisches. Man konnte endlich mal schlafen, schlafen, schlafen . . .
Andrea schreckte auf. Mareike stand neben ihrem Bett, schaute schweigend auf sie hinab. Andrea blinzelte benommen.
»Hallo«, sagte Mareike leise. »Ich hatte geklopft, aber . . .«
»Hallo.« Andrea richtete sich auf.
»Wie geht es dir?« Mareike deutete auf Andreas verbundenen Arm. »Noch Schmerzen?« Ihre Stimme klang ungewöhnlich weich, fast schüchtern.
»Kaum«, sagte Andrea.
»Ich habe Saskia heute in der Kantine getroffen, und sie erzählte mir . . .«
»Ich weiß«, sagte Andrea. »Und wie gewöhnlich hat Saskia übertrieben«, fügte sie hinzu. Mareikes Befangenheit rührte sicher von diesen Übertreibungen her. »Es ist alles nicht so schlimm«, versicherte Andrea. »Die Ärzte sagen, in ein paar Tagen bin ich fast wie neu.«
»Warum hast du . . .«
». . . den Kerl nicht einfach laufen lassen«, unterbrach Andrea Mareike seufzend. »Ja, ja, ich weiß. Das habe ich nun wirklich oft genug gehört. Und ja, es war absolut blöd von mir. Zufrieden?«
Mareikes Blick ruhte ernst auf Andrea. »Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht.«
»Na, so viele nun auch wieder nicht«, scherzte Andrea mit schiefem Lächeln. »Du bist die Letzte der Besucherriege.«
»Ich . . . tut mir leid. Heute war viel los. Das Abschlussgespräch mit Grimm stand an«, entschuldigte sich Mareike. »Und ich kann leider nicht lange bleiben. Laura sitzt unten im Wagen und wartet. Wir wollen noch ausgehen.«
Andrea schluckte. Laura? Die hatte sie ganz vergessen gehabt. »Ja, klar. Danke, dass du trotzdem vorbeigeschaut hast«, presste sie hervor.
»Ich wollte dir unbedingt erzählen, wie das Gespräch mit Grimm abgelaufen ist.« Mareike setzte sich auf die Bettkante zu Andrea, ihr Gesicht hellte sich auf. »Grimm kam, seiner selbst und dem Abschluss des Geschäfts absolut sicher. Er dachte, alles wäre in Sack und Tüten, aber wir haben den Sack wieder aufgemacht. Grimm zuckte regelrecht zusammen, als plötzlich seine drohende Scheidung Punkt des Gesprächs wurde.«
»Und was hat er erwidert? Er hat doch sicher abgestritten, dass da was dran ist.«
Mareike sprühte jetzt förmlich vor Begeisterung. »Ja. Aber wir waren ja, dank deiner Recherche, bestens vorbereitet, konnten ihm haarklein belegen, wie schlecht es um seine Finanzen im Falle der Scheidung steht. Schließlich gab er klein bei. Der richtige Zeitpunkt für unseren Vorschlag.«
»Was für ein
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