Mein Geheimnis bist du
fertig machen? Ich habe Degenhardt zugesagt, dass ich morgen früh acht Uhr wieder bei ihm bin. Die Sache eilt wirklich.«
Andrea schloss seufzend die Augen. »Ist in Ordnung«, stöhnte sie und schob die Papiere zur Seite, in denen sie gelesen hatte.
Mareike lächelte schuldbewusst. »Kann ich dir irgendetwas helfen?«
»Ja, holst du mir einen Kaffee aus der Küche? Den werde ich brauchen.«
»Ich eile.«
Zwei Minuten später setzte Mareike eine Kaffeetasse auf Andreas Schreibtisch ab. »Bitte.«
Andrea nickte nur. Sie blätterte bereits in Degenhardts Projektunterlagen, suchte nach den für sie interessanten Zahlen. »Ich finde keinen Endtermin für das Projekt.«
»Richtig. Es soll ein völlig neuer Geschäftsbereich an dem Standort wachsen.« Mareike stellte sich neben Andrea, stützte sich mit der Hand auf deren Schreibtisch ab, beugte sich zu ihr hinunter, sodass sie die Unterlagen ebenfalls einsehen konnte.
Andrea dachte laut weiter. »Also automatische Vertragsverlängerung, mit Anpassung der Kreditsumme. Die Konditionen fest für jeweils ein Jahr?«
»Ja«, bestätigte Mareike dicht neben Andrea.
Andrea räusperte sich. »Wir müssen die aktuellen Konditionen auf dem australischen Finanzmarkt prüfen.«
Mareike richtete sich wieder auf. »Ja, wenn sich Degenhardt an dem neuen Standort etabliert, wird das für ihn und damit auch für uns interessant«, führte sie Andreas Ansatz weiter. »Ich werde mich damit befassen. Du hast schon genug zu tun.« Sie legte sanft ihre Hand auf Andreas Schulter. »Wie sieht es eigentlich mit der Neubesetzung deines alten Postens aus? Tut sich da endlich was?«
»Schön wär’s«, seufzte Andrea. »Offenbar gibt es zurzeit einen Mangel an qualifizierten Bankfachleuten auf dem Arbeitsmarkt. Ist das zu fassen? Die Personalabteilung hat mir bisher nur Nieten geschickt.«
»Ich trete denen mal ordentlich auf die Füße. Dir kann diese Doppelbelastung unmöglich länger zugemutet werden.« Gedankenlos strich Mareikes Hand über Andreas Rücken. Andrea drückte ihre vom langen Sitzen verspannten Schulterblätter nach hinten.
Eine Massage wäre jetzt nicht schlecht.
Während Andrea noch überlegte, ob sie Mareike darum bitten sollte, legten sich deren Hände in ihren Nacken, begannen ihre Schultern zu massieren, gerade so, als hätte Mareike Andreas Gedanken gelesen.
Lag es an den Daumen, die wie zufällig ihren Hals streichelten? Andrea kam es so vor, als wären Mareikes Berührungen heute anders als bei den vorherigen Massagen. Intensiver. Zärtlich? Konnte das sein?
Minuten vergingen. Bis Mareikes weiche Stimme unerwartet neben Andreas Ohr fragte: »Besser?«
Andrea meinte zu spüren, wie Mareikes Lippen sanft ihr Ohrläppchen berührten. Es war nur der Hauch einer Berührung. Sicher ein Zufall – oder auch nur Einbildung.
Mit belegter Stimme murmelte Andrea: »Ja, viel besser.«
Gleich darauf schalt sie sich. Mareike würde diese Antwort als Anlass nehmen, mit der Massage aufzuhören. Hätte sie doch lieber »ein wenig« gesagt. Doch Andreas Befürchtung erwies sich als unbegründet. Mareike hörte nicht auf. Sie massierten weiter behutsam Andreas Nacken.
Vorsichtig drehte Andrea sich um. »Danke. Das tut wirklich gut.«
Mareike wirkte abwesend. Sie erwiderte nichts, stand mit einem Ausdruck in den Augen da, als wäre sie in Gedanken ganz weit weg. Jetzt bemerkte sie Andreas Blick, lächelte unsicher, zog ihre Hände zurück.
Andrea wunderte sich. Mareikes Reaktion . . . sie war verlegen. Wieso?
Na, weil sie in Gedanken bei Laura gewesen war. Sie hatte sich vorgestellt, es wären Lauras Schultern, die sie massierte, deren Nacken. Daher rührte die Sanftheit ihrer Hände.
Mareike fing sich offenbar wieder. Sie verließ ihren Platz hinter Andrea, setzte sich in einen der Stühle vor Andreas Schreibtisch und wartete.
Andrea tat, als hätte sie Mareikes abwesenden Zustand nicht bemerkt, und wandte sich wieder ihrem PC zu. Sie loggte sich in die Datenbank ein, legte Degenhardt als Neukunden an, vergab eine Angebotsnummer und gab die Angebotsdaten ein.
»So, fertig.« Per Mausklick gab Andrea Befehl zum Ausdrucken des Angebots in doppelter Ausführung.
Mareike griff nach den Seiten, die sich aus dem Drucker schoben und las sie prüfend durch. »Danke. Ich sehe gleich mal nach, ob Brennicke noch da ist, damit ich seine Unterschrift bekomme.« Sie stand auf. »Machst du Feierabend? Wir könnten noch einen Kaffee zusammen trinken gehen.«
Andrea hob die
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