Mein Geheimnis bist du
auch das Catering gut ankam. Die Gesichter der Gäste spiegelten Zufriedenheit wider.
Am Ende des Tages gab es einen kleinen Zwischenfall mit einem Gast, der wohl etwas viel und durcheinander getrunken hatte, aber auch darauf war Andrea vorbereitet. Ein stabil gebauter Mann in schwarzem Anzug brachte den Gast ohne viel Aufsehen zum Taxi, noch bevor die Journalisten was spitzbekamen.
»Das war wirklich ein gelungener Auftakt«, lobte Brennicke.
»Das hoffe ich«, erwiderte Andrea. »Aber warten wir, was die Presse morgen schreibt.«
Denn hundertprozentig sicher konnte sie nicht sein, dass nicht doch einer der Reporter die Szene zum Schluss mitbekommen hatte. So etwas warf immer einen Schatten über eine Veranstaltung. Außerdem interessierten sich am Ende alle nur für den Störenfried und nicht mehr für das Ereignis.
Doch Andreas Befürchtung erwies sich als unbegründet. Der nächste Tag brachte ein ausschließlich positives Echo in der Lokalpresse. Endlich fiel die nervliche Anspannung der letzten Wochen von Andrea ab. Sie hatte es tatsächlich geschafft.
Und wem verdankte sie, dass sie diese Chance bekommen hatte? Mareikes Fürspruch bei Brennicke. Und sie konnte sich nicht einmal bei ihr bedanken.
Schon seit ihrem ersten Tag in Hamburg wollte Andrea den Park besuchen. Bisher war ihr immer etwas dazwischengekommen. Überstunden, Hausarbeit, Telefonate mit Saskia.
Aber heute würde sie nichts abhalten. Es war Samstag, früher Nachmittag, und die Aprilsonne sandte die ersten wärmenden Strahlen von einem fast wolkenlosen Himmel.
Andrea zog ihren Mantel an, schloss die Wohnungstür hinter sich, ging die Treppen hinunter. Es waren nur fünf Minuten Fußweg zum Park. Die Bank unter der knorrigen Eiche, auf der sie damals mit Mareike gesessen hatte, war frei.
Andrea setzte sich. Hier wollte sie ihren Gedanken nachhängen, ihren Erinnerungen. Sie hoffte, Mareike zu spüren. Zumindest konnte sie sich einbilden, dass sie neben ihr auf der Bank saß, wenn sie die Augen schloss.
Andrea dachte zurück.
An die erste Begegnung mit Mareike. Schon damals, bei der offiziellen Vorstellung durch Brennicke, erlag sie der faszinierenden Wirkung von Mareikes Augen. Und beim Begrüßungsempfang in Mareikes Wohnung, nach Wellers Zusammenbruch, als sie allein waren. Da war es Mareikes warme, dunkle Stimme, die sie fesselte. Und schließlich Mareikes Lippen, wenn sie sie küsste. Immer unerwartet und . . . so gefühlvoll.
Andrea seufzte leise vor sich hin. »Wo bist du nur?«
»Ich bin doch hier.« Mareikes Stimme war dicht hinter ihr.
Wow. Das klappt aber gut, dachte Andrea. Die Stimme klingt wirklich real.
»Ich habe gehofft, dass du herkommst«, sagte die Stimme.
»Wie sollte ich nicht«, flüsterte Andrea leise, immer noch mit geschlossenen Augen, und flehte innerlich: Lieber Gott, gönne mir diesen Traum noch für eine Weile. Sie lauschte der Stimme nach, seufzte. »Du hättest nicht gehen sollen.«
Eine Berührung an ihrer Schulter ließ Andrea zusammenfahren. Sie blinzelte verstört. Enttäuschung über die zerstörte Illusion machte sich in ihr breit. Deshalb war sie ihren Sinnen dankbar, dass die ihr noch für einen Moment vorgaukelten, die Gestalt, die jetzt um die Bank herum kam und vor ihr stehenblieb, sei Mareike. Aber natürlich war das wieder nur eine Täuschung.
Allerdings streckte diese Täuschung jetzt ihren Arm aus und strich ihr erstaunlich echt über die Wange. Andrea spürte die Wärme der Hand. Ungläubig griff sie nach ihr. Langsam begriff sie, dass dies keine Illusion war.
»Du? Du . . . bist hier?«, stammelte sie. »Du bist keine Einbildung?«
Mareike lächelte sanft, zog Andrea hoch, umarmte sie. »Fühlt sich das wie Einbildung an?«
»Ich dachte eben wirklich . . .« Andrea hielt Mareike fest. »Du bist da«, murmelte sie.
»Ja.« Mareike wollte sich aus der Umarmung lösen, doch Andrea gab sie nicht frei. Also wartete Mareike.
»Wo warst du so lange?«, fragte Andrea nach einer Weile. Plötzlich bekam sie Angst. Mareike war so merkwürdig ruhig. Sie hatte sie noch nicht mal geküsst. Kam Mareike etwa nur, um den Abschied endgültig zu machen?
»Das ist eine längere Geschichte. Dazu setzen wir uns besser«, erwiderte Mareike.
Bangen Herzens gab Andrea Mareike frei. Sie setzten sich.
»Wo fange ich an?«, überlegte Mareike. »Am besten damit, dass ich ziemlich verzweifelt war, weil du mir nicht glauben wolltest, dass meine Gefühle für dich ehrlich waren. Weder ein Trost
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