Mein Geliebter aus den Highlands
von einigen meiner Verwandten gehört hast. Mein Bruder Ewan ist mit Fiona MacEnroy verheiratet, einer Schwester von Connor MacEnroy, dem Laird von Deilcladach. Und der ist verheiratet mit …«
»Mit meiner Cousine Gillyanne!« Alana starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Dann verzog sie das Gesicht. »Du scheinst nicht besonders verwundert über diese merkwürdige Fügung des Schicksals.«
»Du hast im Fieber von einigen deiner Verwandten gesprochen, unter anderem auch von Gillyanne. Deshalb ist meine Überraschung nicht so groß wie deine.«
Alana überlegte ein wenig besorgt, was sie noch gesagt hatte, doch sie fragte Gregor nicht danach. Wenn es etwas Peinliches gewesen war, wollte sie es lieber erst gar nicht wissen. Aus ihrer Erfahrung mit Fieberkranken wusste sie, dass der Pflegende oft ein unfreiwilliger Vertrauter wurde, der in viele Geheimnisse eingeweiht wurde. Eines der wenigen Geheimnisse, an denen sie noch festhielt, war ihre wachsende Zuneigung zu Gregor. Sie schickte ein leises Gebet zum Himmel, dass sie nicht auch darüber geplaudert hatte.
»Das Schicksal treibt wahrhaftig ein seltsames Spiel mit uns«, murmelte sie.
»Schicksal, Glück, Pech und ein paar unbedachte Entscheidungen – es kam alles zusammen. Du hättest deinen Brüdern nicht folgen dürfen, und ich hätte nicht allein reisen sollen.«
»Warum hast du das getan?«
Diese Frage beantwortete Gregor nur ungern, und die ganze Wahrheit wollte er ihr erst recht nicht sagen. »Es standen nur Begleiter zur Verfügung, die ich kaum kannte. Da in der Gegend, die ich durchqueren wollte, kein Ärger zu erwarten war, ging ich davon aus, dass ich es allein nach Hause schaffen würde.«
Er wich ihrem Blick aus. Alana hatte den Eindruck, dass dies nur die halbe Wahrheit war. Anfangs ärgerte sie sich über sein mangelndes Vertrauen, doch dann schalt sie sich eine Heuchlerin. Schließlich enthielt sie ihm auch manches vor. Vielleicht war er deshalb so zögerlich, weil er von einer Verabredung heimgekehrt war. Von Frauen in seinem Leben wollte sie lieber nichts wissen, nicht einmal von einer flüchtigen Beziehung, die das Ergebnis eines ebenso flüchtigen Verlangens war. Deshalb ließ sie die Sache auf sich beruhen.
»Warum hast du dich als Kind ausgegeben?«, fragte er.
Dankbar, dass sie nicht weiter über Gregor und andere Frauen nachdenken musste, erwiderte Alana: »Ich dachte, so wäre ich sicherer. Ob die Gowans mich anders behandelt hätten, wenn sie gewusst hätten, dass ich eine Frau bin, weiß ich nicht. Aber es ist wahrscheinlich gut, dass ich sie nicht auf die Probe gestellt habe.«
»Es wundert mich, dass deine Verwandten nicht nach dir gesucht haben.«
»Das haben sie, aber ich bin ihnen entkommen. Sie blieben mir nicht sehr lang auf den Fersen. Wahrscheinlich haben sie den Brief gefunden, in dem ich ihnen geschrieben habe, was ich tun wollte.«
»Doch dann hast du deine Brüder verloren.«
»Aye. Aber ich hätte sie bestimmt gefunden, wenn die Gowans mich nicht gefangen genommen hätten.« Seinem Blick konnte sie die Zweifel an dieser Behauptung entnehmen.
»Wo, glaubst du, steckt deine Schwester?«
»Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass sie nicht tot ist und dass sie Hilfe braucht.«
»Dann werden wir sie suchen, und deine Brüder auch. Offenbar geraten alle, die sich nach Ardgleann aufmachen, in Schwierigkeiten. Nachdem du mit dieser Suche begonnen hast, solltest du sie auch zu Ende bringen – aber nicht allein. Wird denn dein Gemahl oder Verlobter nach dir suchen? In solche Schwierigkeiten möchte ich nicht verwickelt werden.« Gregor merkte, dass er den Gedanken, ein anderer Mann hätte einen Anspruch auf sie, verabscheute.
»Nay. Kein Gemahl, kein Verlobter.«
Zumindest bislang noch nicht, fügte sie in Gedanken hinzu. Ihr Vater hatte nämlich beschlossen, einen Gemahl für sie zu suchen, und sie hatte sich seinem Entschluss gebeugt. Vermutlich arbeitete ihr Vater im Moment nicht daran, aber sie war sich nicht sicher, wie weit er gekommen war, bevor sie Donncoill verlassen hatte. Doch er würde bestimmt auf ihre Zustimmung warten, bevor er eine Verlobung vereinbarte. Da sie diese Zustimmung noch nicht gegeben hatte, musste sie dieses kleine Problem wohl einstweilen nicht erwähnen. Außerdem war es ihr peinlich. Anders als bei anderen Klans durften die Frauen der Murrays ihren Gemahl nämlich selbst auswählen, und ihr Vater hatte sich deshalb auf die Suche nach einem Mann für sie machen wollen, weil
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