Mein Geliebter aus den Highlands
in solchen Dingen keinerlei Erfahrung, doch sie war sich sehr sicher, dass Gregor sie küssen wollte, und das wollte sie ihm nicht verwehren. Es war nicht nur der kurze, sinnliche Traum, der sie dazu veranlasste, stillzuhalten. Sie hatte sich schon seit Tagen gewünscht, dass Gregor sie küsste; ja, noch bevor sie wusste, wie er aussah. In Vorfreude auf einen alles durchdringenden Kuss, von dem ihre Cousinen ihr immer seufzend vorgeschwärmt hatten, leckte sich Alana die Lippen.
Als Gregor sah, wie Alanas Zungenspitze über ihre vollen, sinnlichen Lippen fuhr, ballte sich sein Verlangen zu einem schmerzhaften Knäuel. Vermutlich war sie zu unschuldig, um zu wissen, dass sie ihn gerade deutlich ermutigt hatte. Aber egal – diese Einladung befolgte er gerne. Wahrscheinlich würde er nicht alles bekommen, wonach ihn gelüstete, aber Verlangen und Neugier trieben ihn dazu, alles zu nehmen, was ihm geboten wurde.
Als er ihre Lippen mit den seinen streifte, spürte er, wie sie erbebte. Er vergrub die Finger in ihrem dichten, weichen Haar und fing an, sie zu liebkosen. Rasch verlangte ihn nach mehr als nur einem süßen, unschuldigen Kuss mit geschlossenen Lippen. Er knabberte sanft an ihrer Unterlippe. Alana keuchte leise auf, und er nutzte ihre leicht geöffneten Lippen unverzüglich. Einen Moment lang verspannte sie sich. Offenbar hatte sie noch nie die Zunge eines Mannes in ihrem Mund gespürt. Der Gedanke, dass er der Erste war, verstärkte sein Verlangen. Er hoffte nur, dass er seine Gier kontrollieren konnte; denn er wollte Alana auf keinen Fall erschrecken.
Alana hätte Gregor beinahe weggeschubst, als sie seine Zunge in ihrem Mund spürte. Aber dieser Drang verflog sehr rasch. Das Gefühl, das sich bei ihr einstellte, als er mit seiner Zunge ihre Mundhöhle streichelte, führte bald dazu, dass sie sich an ihn klammerte und stillschweigend um mehr flehte. Die Begierde schlug wie eine Welle über ihr zusammen. Sie war nicht so unschuldig, dass sie nicht wusste, wohin solch berauschende Küsse führen konnten. Aber sie wollte ihn zu gern noch etwas länger gewähren lassen.
Gregor fuhr mit der Hand über ihre Rippen zu ihren Brüsten. Diese Berührung schickte das Feuer bis in Alanas Lenden. Zu ihrer Verblüffung konnte sie sein Verlangen fast so stark spüren wie ihr eigenes, sie konnte es beinahe riechen. Ihre Großmutter Elspeth hatte einmal etwas in dieser Richtung erwähnt, doch damals hatte Alana es ihr nicht recht geglaubt. Auf alle Fälle hatte sie nie damit gerechnet, dass ihr so etwas widerfahren könnte. Beunruhigt über all diese seltsamen neuen Empfindungen legte sie die Hände auf seine breite Brust. Sie ließ sich von dem verführerischen Gefühl der glatten, festen Haut unter ihren Händen nicht verlocken, sondern versuchte, ihn wegzustoßen.
Gregor verspannte sich. Dann richtete er sich langsam auf. Alana merkte, wie schwer es ihm fiel, sein Verlangen zu zügeln. Seine Wangen waren erhitzt, seine Augen vor Begierde tiefdunkel, sein Atem ging schwer. Sie vermutete, dass sie einen ganz ähnlichen Anblick bot, vor allem, weil sie nicht nur ihr Verlangen spürte, sondern auch noch seines.
Falls ihre Großmutter und ihre Tante recht hatten, war dieser Mann, der nun auf sie herabstarrte und dessen lange Haare ihre Wangen streiften, ihr vom Schicksal erkorener Gefährte. Doch was sie mit dieser Erkenntnis anfangen sollte, wusste sie nicht. Ihre nächsten Schritte konnten ihre ganze Zukunft entscheiden. Sie musste unbedingt gründlich darüber nachdenken. Es war zwar verlockend, doch sie durfte sich nicht von der Leidenschaft beherrschen lassen. Ihre Großmutter und ihre Tante waren davon ausgegangen, dass die Leidenschaft eines auserkorenen Gefährten tiefer reichte als bis zu den Lenden. Bei Gregor war sich Alana dessen noch nicht ganz sicher. Und wenn sie daran dachte, wie viele Prüfungen und Kummer ihre Ahninnen durchleiden mussten, bis sie ihr Glück fanden, war sich Alana umso unsicherer, ob es klug war, ihren Ahnungen zu trauen.
Gregor starrte auf Alana. Alles in ihm wollte sich über die stumme Zurückweisung hinwegsetzen, die diese weichen kleinen Hände auf seiner Brust zum Ausdruck brachten. Doch er mahnte sich innerlich streng, nicht so rücksichtslos und gierig zu sein. Sie hatte alles Recht der Welt, ihrem Liebesspiel Einhalt zu gebieten. Immerhin war das Verlangen in ihr offenkundig ebenso rasch und heftig aufgelodert wie bei ihm. Beschämend war nur, dass sie sich besser beherrschen
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